Bäume in nordischen Breitengraden 15.11.2024, 10:14 Uhr

Warum Aufforstung in der Arktis das Klima gefährdet

Bäume pflanzen ist gut für das Klima, diese Regel gilt fast überall auf der Welt. In der Arktis treiben Bäume jedoch die Klimaerwärmung an. Das ist das Ergebnis einer Studie.

Arktischer Sommer

Arktischer Sommer und keine Bäume zu sehen. Gut so, denn diese würden laut einer Studie die Klimaerwärmung anheizen.

Foto: PantherMedia / dpcrestock (Witold Kaszkin)

Das Pflanzen von Bäumen wird in der Regel als einfache und kostengünstige Maßnahme gegen die Erderwärmung angesehen. Doch neue Studien zeigen, dass dies in der Arktis möglicherweise mehr Schaden als Nutzen bringt. Eine internationale Forschungsgruppe unter Leitung der Universitäten Cambridge und Aarhus warnt: Bäume in hohen Breitengraden könnten die Klimaerwärmung beschleunigen, anstatt sie zu bremsen.

Warum Bäume in der Arktis problematisch sind

Arktische und subarktische Gebiete unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von anderen Ökosystemen. Ihre Böden enthalten enorme Mengen an Kohlenstoff, die über Jahrtausende gespeichert wurden. „Die Böden in der Arktis speichern mehr Kohlenstoff als die gesamte Vegetation auf der Erde“, erklärt Jeppe Kristensen, Assistenzprofessor an der Universität Aarhus. Doch diese Böden sind äußerst empfindlich. Jede Störung – sei es durch die Wurzeln von Bäumen, die Anlage von Plantagen oder andere Eingriffe – kann den gespeicherten Kohlenstoff freisetzen. Das würde die Erderwärmung zusätzlich antreiben.

Ein weiteres Problem ist das fast durchgehende Tageslicht im Frühjahr und Frühsommer. Während dieser Zeit liegt die Region häufig noch unter einer Schneedecke. Weiße Schneeflächen reflektieren das Sonnenlicht und tragen so zur Kühlung bei. „Grüne und braune Baumkronen hingegen absorbieren mehr Sonnenwärme“, betont Kristensen. Dieser Effekt, bekannt als Albedo-Effekt, verändert die Energiebilanz der Region erheblich.

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Warum der Albedo-Effekt so entscheidend ist

Die Klimadebatte konzentriert sich häufig auf die Reduktion von CO₂, doch in der Arktis spielen andere Faktoren eine ebenso wichtige Rolle. Eine der Hauptursachen für die Erwärmung in diesen Breitengraden ist die Veränderung der sogenannten Energiebilanz der Erde. Hierbei geht es um das Gleichgewicht zwischen der Sonnenenergie, die die Erdoberfläche erreicht, und der Energie, die ins All zurückreflektiert wird.

In schneebedeckten Regionen ist die Albedo – das Maß für die Reflektionsfähigkeit einer Oberfläche – besonders hoch. Dies bedeutet, dass ein Großteil der Sonnenstrahlung zurückgeworfen wird, ohne in Wärme umgewandelt zu werden. „In hohen Breitengraden ist die Albedo wichtiger für die Energiebilanz als die Kohlenstoffspeicherung durch Bäume“, so die Forschenden. Wird die Schneedecke durch Wälder ersetzt, wird mehr Sonnenenergie absorbiert und in Wärme umgewandelt – ein Effekt, der die Erwärmung beschleunigt.

Natürliche Störungen als zusätzlicher Risikofaktor

Wälder in der Arktis sind außerdem stark anfällig für natürliche Störungen wie Waldbrände, Dürren oder Schädlingsbefall. Diese Risiken nehmen durch den Klimawandel deutlich zu. Ein einzelner Waldbrand kann den gesamten Kohlenstoff, der über Jahrzehnte in Bäumen gespeichert wurde, innerhalb weniger Tage freisetzen.

„Der in diesen Bäumen gespeicherte Kohlenstoff birgt die Gefahr, innerhalb kurzer Zeit wieder in die Atmosphäre zu gelangen“, warnt Kristensen. Besonders homogene Plantagen, wie sie in groß angelegten Aufforstungsprojekten häufig vorkommen, sind anfälliger für solche Störungen.

Ganzheitliche Ansätze für naturbasierte Lösungen

Die Forschenden betonen, dass naturbasierte Klimaschutzmaßnahmen eine umfassendere Betrachtung erfordern. „Ein ganzheitlicher Ansatz ist nicht nur eine umfassendere Betrachtung der Klimaauswirkungen naturbasierter Lösungen, sondern auch unerlässlich, wenn wir in der realen Welt etwas bewirken wollen“, erklärt Marc Macias-Fauria vom Scott Polar Research Institute in Cambridge.

Die alleinige Fokussierung auf Kohlenstoff als Maß für den Erfolg solcher Projekte greift zu kurz. Stattdessen müsse die Energiebilanz der Erde, die Biodiversität und die Lebensgrundlage lokaler Gemeinschaften berücksichtigt werden.

Große Pflanzenfresser als Alternative

Ein Ansatz, der vielversprechender sein könnte als das Pflanzen von Bäumen, ist die Förderung großer Pflanzenfresser wie Karibus oder Moschusochsen. Diese Tiere halten durch ihr Verhalten die Tundra-Landschaften offen, was die Albedo erhöht und die Erwärmung reduziert. „Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass große Pflanzenfresser Pflanzengemeinschaften und Schneebedingungen so beeinflussen, dass eine Nettokühlung entsteht“, erklärt Macias-Fauria. Indem sie den Schnee verdichten und seine isolierende Wirkung verringern, tragen diese Tiere dazu bei, das Auftauen des Permafrosts zu verlangsamen.

Darüber hinaus bleiben diese Tiere eine wichtige Nahrungsquelle für indigene Gemeinschaften und helfen, die biologische Vielfalt in arktischen Ökosystemen zu erhalten. „Die Biodiversität und die lokalen Gemeinschaften sind kein zusätzlicher Vorteil für naturbasierte Lösungen: Sie sind von grundlegender Bedeutung“, betont Macias-Fauria.

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Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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