Warum die Altmunition in der Ostsee immer noch gefährlich ist
In der Ostsee liegt eine enorme Menge an alter Munition, die nach dem Zweiten Weltkrieg versenkt wurde und noch immer giftige Chemikalien wie TNT, Quecksilber und Blei freisetzt. Diese gefährlichen Stoffe bedrohen nicht nur die marine Umwelt, sondern auch die Gesundheit von Mensch und Tier.
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Das Erbe des Krieges: Altmunition in unseren Gewässern und ihre Risiken.
Foto: AUV-Team
Unsere Meere sind mit großen Mengen an konventioneller und chemischer Munition belastet. Mehr als 1,5 Millionen Tonnen liegen auf dem Boden der Nord- und Ostsee. Auch nach über 70 Jahren stellt diese Altmunition weiterhin eine Gefahr für den Menschen und die Umwelt dar, da sie giftige Stoffe wie TNT, Quecksilber und Blei freisetzt. Die Munition gelangte auf verschiedene Weisen ins Meer, unter anderem durch Minenlegung, Seekämpfe oder Schiffswracks. Der Großteil stammt jedoch aus gezielten Versenkungen nach dem Zweiten Weltkrieg.
Auch in der deutschen Ostsee werden rund 300.000 Tonnen vermutet. In der Ostsee ist die Munition gut sichtbar auf dem Meeresboden und kann mit Tauchrobotern dokumentiert und kartiert werden. Diese Munition enthält giftige Chemikalien wie TNT, RDX und DNB, die durch Korrosion ins Wasser gelangen.
3000 Kilogramm giftiger Chemikalien freigesetzt
Laut einer neuen Studie des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel wurden bereits rund 3000 Kilogramm giftiger Chemikalien aus alter Munition in der südwestlichen Ostsee freigesetzt. In Wasserproben aus den Jahren 2017 und 2018 konnten diese Stoffe fast überall nachgewiesen werden, besonders in der Kieler und Lübecker Bucht. Obwohl die gemessenen Werte derzeit noch unter der Gesundheitsrisikoschwelle liegen, zeigen die Ergebnisse, dass die Räumung der Munition dringend vorangetrieben werden muss, um langfristige Gefahren zu vermeiden. Die Studie wurde im Fachmagazin Chemosphere veröffentlicht.
In der deutschen Ostsee liegen, wie bereits erwähnt, schätzungsweise 300.000 Tonnen alte Munition, die größtenteils nach dem Zweiten Weltkrieg gezielt versenkt wurde. Die Standorte sind bekannt, und die Munition ist oft gut sichtbar auf dem Meeresboden. Tauchroboter können sie dokumentieren und kartieren. Allerdings verbreiten sich giftige Sprengstoffreste im Wasser und dringen über die Versenkungsgebiete hinaus. Mit der fortschreitenden Korrosion der Metallhüllen wird diese Belastung weiter zunehmen, wodurch die Risiken steigen. Der Klimawandel mit höheren Temperaturen und häufigeren Stürmen beschleunigt zudem den Zerfall der Munition.
Eine Studie des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel zeigt, dass Altmunition weiterhin die Umwelt belastet. In den Jahren 2017 und 2018 wurden Wasserproben aus der südwestlichen Ostsee, darunter aus der Kieler und Lübecker Bucht, untersucht. Fast alle Proben enthielten Munitionschemikalien. Die gemessenen Mengen lagen meist unter den Grenzwerten für Trinkwasser und Meeresorganismen, in einigen Fällen jedoch nahe kritischen Konzentrationen.
Stoffe sind toxisch und krebserregend
„Die Altmunition enthält giftige Substanzen wie TNT (2,4,6-Trinitrotoluol), RDX (1,3,5-Trinitro-1,3,5-triazinan) und DNB (1,3-Dinitrobenzol), die ins Meerwasser freigesetzt werden, wenn die Metallhüllen durchrosten“, wird Erstautor Dr. Aaron Beck, Geochemiker am GEOMAR in einer Pressemitteilung zitiert. „Diese Stoffe können die marine Umwelt und die Gesundheit von Lebewesen gefährden, da sie toxisch und krebserregend sind.“
Die Belastung durch Munitionschemikalien unterscheidet sich je nach Region, vermutlich wegen verschiedener Munitionstypen. In der Kieler Bucht wurden besonders hohe TNT-Werte gemessen, während in der Lübecker Bucht vor allem RDX und DNB vorkamen. Die Chemikalien waren größtenteils im Wasser gelöst und nur wenig an Schwebstoffe oder Sedimente gebunden.
Ohne Bergung wird die Belastung steigen
Die Forschenden schätzen, dass derzeit rund 3000 Kilogramm Munitionschemikalien im Wasser gelöst sind. Ohne Bergung wird die Belastung weiter steigen, da die Metallhüllen durch Rost zerfallen und immer mehr Schadstoffe freisetzen. Dieser Prozess könnte noch mindestens 800 Jahre andauern.
„Im Gegensatz zu diffusen Verschmutzungen liegt die Altmunition in konzentrierter, bereits verpackter Form vor. Sie lässt sich also physisch aus der Umwelt entfernen.“, sagte Dr. Beck. Die Munitionsräumung in Deutschland könnte als Vorbild für die weltweite Beseitigung solcher Altlasten dienen. „Mit den Kriegsaltlasten kann zumindest eine Quelle für die Kontamination des Meeres dauerhaft beseitigt werden.“
Nicht nur eine Frage der Sicherheit
Im November 2024 begann am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel das EU-Projekt MMinE-SwEEPER mit einem großen Kick-off-Meeting. Unter der Leitung von Professor Dr. Jens Greinert arbeiteten 20 internationale Partner gemeinsam daran, innovative und sichere Strategien für die Bergung von Munitionsaltlasten aus dem Meer zu entwickeln. „Die Bergung von Munition aus unseren Gewässern ist nicht nur eine Frage der Sicherheit, sondern auch der Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen“, sagte Professor Dr. Jens Greinert, Meeresgeologe und Experte für Munitionsaltlasten am GEOMAR vor einigen Monaten.
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