PFAS: Warum man den Meeresschaum an Nord- und Ostsee besser meiden sollte
Greenpeace hat kürzlich aufgedeckt, dass der Meeresschaum an den Stränden von Nord- und Ostsee mit schädlichen PFAS-Chemikalien belastet ist. Diese „Ewigkeits-Chemikalien“ stellen eine ernsthafte Gefahr für die Umwelt sowie für Menschen und Tiere dar, die mit dem Schaum in Kontakt kommen.
Laut Greenpeace enthält der Meeresschaum an den Stränden der deutschen Nord- und Ostseeküste schädliche PFAS-Chemikalien. Die Umweltschutzorganisation berichtete, dass im November und Januar neun Proben auf den Inseln Norderney (Niedersachsen), Sylt (Schleswig-Holstein) sowie in Sankt Peter-Ording, Boltenhagen und Kühlungsborn (Mecklenburg-Vorpommern) genommen wurden.
Die Proben wurden im November 2024 (für die Nordsee) und im Januar 2025 (für die Ostsee) genommen. In den Herbst- und Wintermonaten, wenn es oft windig ist, tritt Meeresschaum an den Stränden häufig auf. Allerdings waren die Wind- und Wellenbedingungen während der Probenahme nicht immer ideal, sodass der Schaum an den verschiedenen Orten unterschiedlich verfügbar war. Daher konnten unterschiedlich viele Schaumproben gesammelt werden. Trotzdem enthielten alle Proben genug Schaum für die PFAS-Analyse. Alle Proben überschreiten den dänischen Grenzwert für Badegewässer von 40 Nanogramm pro Liter um das 290- bis 3777-fache.
„Ewigkeits-Chemikalien“ PFAS
PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen), auch „Ewigkeits-Chemikalien“ genannt, sind künstlich hergestellte Chemikalien, die seit den 1940er Jahren wegen ihrer besonderen Eigenschaften wie Hitzebeständigkeit und Wasser- sowie Öl-Abweisung in vielen Produkten verwendet werden. Man findet sie in Ski-Wachs, wasserabweisender Outdoor-Bekleidung, fettabweisenden Beschichtungen wie in Pizzakartons oder Backpapier, sowie in schmutzabweisenden Ausstattungen von Teppichen und Autositzen. Auch in technischen Bereichen sind PFAS wegen ihrer hohen Widerstandsfähigkeit gegen Chemikalien und hohe Temperaturen weit verbreitet.
Greenpeace fordert stärkere Maßnahmen
„In Dänemark und den Niederlanden warnen die Behörden vor dem Kontakt mit Meeresschaum und erklären, wie man sich nach einem Strandbesuch dekontaminiert. Deutsche Behörden testen nicht mal offiziell. Wie in den Nachbarländern sollten die Behörden dazu auffordern, nach dem Kontakt mit Meeresschaum die betroffenen Hautstellen mit klarem Wasser gründlich abzuwaschen“, kommentierte Julios Kontchou Ökotoxikologe von Greenpeace. Er forderte die Bundesregierung auf, die Interessen der Chemiebranche zugunsten von Menschen und Umwelt zurückzustellen. Der Einsatz von PFAS in Gebrauchsgegenständen solle ohne Ausnahme verboten werden.
PFAS-Tests auf Sylt, Boltenhagen und Kühlungsborn
Die Proben wurden genommen, indem frischer Meeresschaum vom Strand abgeschöpft und in PE-Beutel gefüllt wurde. Es wurde darauf geachtet, dass nur Schaum und kein Meerwasser entnommen wurde. Auf Sylt (W2) und in Boltenhagen kam nur sehr wenig Schaum, der zudem schnell zerfiel. Deshalb war der Anteil an Meerwasser in diesen Proben höher. In Kühlungsborn fand man stabileren, gealterten Schaum, der vermutlich schon einige Stunden am Strand war. Neben der frischen Probe (KÜHL-F) wurde auch eine Probe des „alten Schaums“ (KÜHL-A) entnommen. Alle Proben wurden über Nacht auf Eis gelagert, damit sich der Schaum gut in Wasser umwandeln konnte. Die entstandene Flüssigkeit wurde in Glasflaschen umgefüllt und ins Labor geschickt, um auf PFAS untersucht zu werden. Im Labor wurden die Proben nach den Vorgaben der DIN 38407-42:2011-03 vorbereitet und auf 31 verschiedene PFAS getestet, darunter die in der Trinkwasserverordnung (2023) geregelten 20 PFAS sowie 11 Ersatzstoffe und weitere PFAS.
Auch an deutschen Küsten besteht PFAS-Belastung
In den Niederlanden und in Dänemark raten die zuständigen Gesundheitsbehörden bereits, den Kontakt mit Meeresschaum zu vermeiden. Besonders Kinder und Hunde sollten nicht mit dem Schaum spielen, um ein Verschlucken zu verhindern. Zudem empfehlen die Behörden, sich nach dem Strandbesuch zu duschen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass auch der Meeresschaum an deutschen Küsten deutlich mit PFAS belastet ist. Da es sich nur um Stichproben handelt, sind weitere Untersuchungen nötig, um das Ausmaß der Belastung für Menschen, Tiere und die Umwelt zu bestimmen.
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