Klimaforschung 06.12.2024, 16:30 Uhr

Weniger Wolken führen zu sprunghaftem Anstieg der Erderwärmung

Die Erde verliert ihr Rückstrahlvermögen, weil bestimmte Wolken fehlen. Daher wird weniger Wärme zurück ins All reflektiert, so das Alfred-Wegener-Institut.

Wolkenstraße

Blick auf Wolkenstraßen: Weil bestimmte Wolken in niedrigen Höhen fehlen, verliert die Erde ihr Rückstrahlvermögen, die sogenannte Albedo. Deshalb wird weniger Wärmestrahlung zurück ins All reflektiert, so eine neue Studie des Alfred-Wegener-Instituts.

Foto: © Jörg Hartmann

„2023 ist das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, mit globalen Temperaturen nahe der 1,5-°C-Grenze“, titelte der europäische Satellitendienst Copernicus am 9. Januar dieses Jahres. Schon im Dezember 2023 gab es erste Vorabmeldungen. Fast 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau (zwischen 1850 und 1900) zeigte die Grafik für den jährlichen Durchschnitt für 2023, ein Sprung von 0,3 °C gegenüber dem Vorjahr.

Die Ursachen dieses sprunghaften Anstiegs stellte Klimaforscherinnen und -forscher weltweit bisher vor ein Rätsel. Denn betrachtet man die Wirkung von menschengemachten Einflüssen, vom Wetterphänomen El Niño sowie von Naturereignissen, lässt sich zwar ein Großteil der Erwärmung nachvollziehen. Eine Lücke von etwa 0,2 °C konnte jedoch bisher nicht richtig erklärt werden. Das Einsetzen des Klimaphänomens El Niño, die erwartet langfristige Erwärmung durch anthropogene Treibhausgase, eine stärkere Sonnenaktivität, größere Mengen Wasserdampf aus einem Vulkanausbruch oder weniger Aerosolpartikel in der Atmosphäre – vieles stand zur Debatte, eine hinreichende Erklärung lieferte aber all das zusammen bisher nicht.

Sprunghafter Anstieg der Erdtemperatur 2023 stellt Klimaforschung bisher vor ein Rätsel

Jetzt hat ein Team des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), beschrieben, was die Ursache sein könnte: Unser Planet verliert sein Rückstrahlvermögen (Albedo), weil ihm bestimmte Wolken fehlen. Und wird weniger Wärmestrahlung zurück ins All reflektiert, bleibt die Energie hier. Es wird wärmer. „Die Frage nach der ‚Erklärungslücke‘ von 0,2 °C im Jahr 2023 ist aktuell eine der prominentesten Fragen der Klimaforschung“, so Helge Gößling, Hauptautor der Studie, die heute in Science erschien.

Um diese Lücke zu schließen, haben die Klimamodellierer des AWI und des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) Satellitendaten der Nasa sowie Reanalysedaten des ECMWF untersucht. Die Reanalyse von Daten kombiniert verschiedenste Beobachtungsdaten mit einem komplexen Wettermodell, um neue Erkenntnisse über vergangene Wetterereignisse zu gewinnen. „Diese Daten reichen teilweise bis ins Jahr 1940 zurück und ermöglichen eine detaillierte Analyse der Entwicklung des globalen Energiehaushalts und der Bewölkung in verschiedenen Höhen“, so das AWI in einer Mitteilung.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
bayernweit Zum Job 
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Fachkraft für Nah- und Fernwärme-Hausanschlüsse (m/w/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsseldorf Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Wirtschaftsjurist*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Contract & Claimsmanagement in Projektender Energiewende THOST Projektmanagement GmbH
Stuttgart, Mannheim Zum Job 
RES Deutschland GmbH-Firmenlogo
Head of Engineering / Leitung technische Planung Wind- & Solarparks (m/w/d) RES Deutschland GmbH
Vörstetten Zum Job 
MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Elektrotechnik MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG
Wiesbaden Zum Job 
KÜBLER GmbH-Firmenlogo
Techniker / Ingenieur / Fachplaner / TGA (m/w/d) Heizungstechnik und Elektro KÜBLER GmbH
Ludwigshafen Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) (Ingenieur für Elektrotechnik, Energie- oder Versorgungstechnik o. ä.) fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH
Stuttgart Zum Job 
Veltum GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur:in für Versorgungstechnik Heizung, Lüftung, Sanitär Veltum GmbH
Waldeck Zum Job 
Stadtwerke Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker/Meister (m/w/d) Elektrische Energietechnik Netzausbau Strom Stadtwerke Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) im Projektmanagement Bereich Energietechnik THOST Projektmanagement GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
ESWE Versorgungs AG-Firmenlogo
Asset Management & Transformationsplanung Fernwärmeversorgung (m/w/d) ESWE Versorgungs AG
Wiesbaden Zum Job 
naturenergie hochrhein AG-Firmenlogo
Projektentwickler kommunale Energielösungen (m/w/d) naturenergie hochrhein AG
Rheinfelden (Baden) Zum Job 
Stadtwerke Augsburg Energie GmbH-Firmenlogo
TGA-Planer*in / Ingenieur*in / Techniker*in (m/w/d) technische Gebäudeausrüstung Stadtwerke Augsburg Energie GmbH
Augsburg Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Abteilungsleitung Deponien und Altablagerungen (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Ingenieur / Materialwissenschaften (m/w/d) Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG
Abensberg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) für Geotechnik, Abfall, Altlasten und Georisiken Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Hamburger Hochbahn AG-Firmenlogo
Senior - Projektleiter Elektrotechnik Betriebsanlagen (w/m/d) Hamburger Hochbahn AG
Hamburg Zum Job 

Sprunghafter Anstieg der Erdtemperatur korreliert mit sinkender Albedo

„Auffällig war, dass sowohl im Datensatz der Nasa als auch vom ECMWF 2023 als das Jahr mit der niedrigsten planetaren Albedo hervorsticht“, sagt Co-Autor Thomas Rackow vom ECMWF. Die planetare Albedo beschreibt den Anteil der Sonneneinstrahlung, der nach jeglicher Wechselwirkung mit der Atmosphäre und der Erdoberfläche ins Weltall zurück reflektiert wird.

„Wir konnten bereits in den letzten Jahren einen gewissen Rückgang erkennen. Die Daten legen nun nahe, dass die planetare Albedo 2023 so niedrig wie nie seit mindestens 1940 gewesen sein könnte“, so Rackow. Eine geringere Albedo unterstützt zumindest eine globale Erwärmung und, so das AWI, „kann die bisher fehlenden 0,2 °C erklären“. Nur: Warum ist die planetare Albedo so stark zurückgegangen, sodass sich eine Rekorderwärmung weltweit kurzfristig einstellte?

Weniger niedrige Wolken verringern die Rückstrahlkraft der Erde

Dass die Albedo der Erdoberfläche tendenziell abnimmt, sei laut AWI seit den 1970er-Jahren so. Schließlich schmelzen weltweit Schnee- und Eismassen an Land, deren weiße Flächen können Sonnenlicht reflektieren. Auch die Eismassen auf dem Meer gehen zurück. Oder Luftverschmutzung (Ruß) verdunkelt das Eis. Reicht aber nicht, so Gößling: „Die Analyse der Datensätze zeigt jedoch, dass der Rückgang der Oberflächenalbedo in den Polarregionen nur etwa 15 % zum jüngsten Rückgang der planetaren Albedo beigetragen hat“, erklärt Helge Gößling.

Generell hat nämlich das Reflexionsvermögen spürbar abgenommen, nicht nur in polaren Regionen. Wie sich das auswirkt, hat das AWI-Team um Gößling berechnet: Ohne die verringerte Reflexion seit Dezember 2020 wäre 2023 im Mittel etwa 0,23 °C kühler ausgefallen. Und aus der Reanalyse tüftelten die Forscher auch hervor, woran es liegt: In den nördlichen mittleren Breiten und den Tropen, vor allem über dem Atlantik, gibt es deutlich weniger niedrige Wolken. In mittleren oder hohen Höhen ist das nicht der Fall. „Auffallend ist, dass der östliche Nordatlantik, der einer der Haupttreiber für den jüngsten Anstieg der globalen Mitteltemperatur ist, nicht nur 2023 einen deutlichen Rückgang von niedrigen Wolken verzeichnete, sondern – wie fast der gesamte Atlantik – bereits in den letzten zehn Jahren“, so Gößling.

Was hat den Rückgang der niedrigen Wolken verursacht?

Warum aber fehlen die Wolken just in diesem Bereich? Dazu hat sich das AWI-Team die Voraussetzungen angeschaut, unter denen sich Wolken bilden. Wolken brauchen kleine Teilchen, auch Kondensationskeime genannt, um die herum sie sich bilden können. Just die durch den Menschen verursachten Verbrennungsprozesse sorgen für solche kleinen Teilchen dort, wo niedrige Wolken sich bilden: die Rede ist von Aerosolen und Rußpartikeln. Werden die weniger, dann gibt es weniger Kondensationskeime für Wolken in niedrigen Höhen. Hierzu dürften laut AWI „menschenverursachte Aerosole in der Atmosphäre, insbesondere durch strengere Auflagen beim Schiffsdiesel“ beigetragen haben. Auch hier gibt es eine doppelte Wirkung: Mehr Aerosole heißt mehr Wolken und damit eine höhere Albedo, aber die Teilchen reflektieren auch als solche Sonnenlicht.

Stimmt das mit dem Mechanismus, den die AWI-Forschenden da herausgetüftelt haben, dann hat das Folgen: „Sofern hinter dem Albedorückgang eine verstärkende Rückkopplung zwischen Erderwärmung und Wolken steckt, wie auch einige Klimamodelle nahelegen, müssen wir mit einer recht starken zukünftigen Erwärmung rechnen“, betont Gößling. „Wir könnten einer globalen Klimaerwärmung von über 1,5 °C bereits näher sein als bislang gedacht.“

Ein Beitrag von:

  • Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Energie, Energierohstoffe, Klimaschutz, CO2-Handel, Drucker und Druckmaschinenbau, Medien, Quantentechnologien

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.