Diamanten aus der Luft 12.07.2023, 09:30 Uhr

Wie man CO2 in umweltfreundliche Diamanten verwandelt

Ein Unternehmen, das im Labor gezüchtete Diamanten verkauft, bringt nun seine Produkte auf den Markt. Dabei geht die Firma „Aether Diamonds“ einen Schritt weiter, weil man für die Herstellung CO2 aus der Luft verwendet. Wie gelingt das?

Diamanten

CO2 in nachhaltigen Luxus verwandeln - Eine grünere Vision von Marilyn Monroes Traum?

Foto: PantherMedia / VadimVasenin

Wie weit ist die Industrie, um heute das 1953er Ideal von Marilyn Monroes Traum „Diamonds are girls best friend“ nachhaltig zu erfüllen? Denn bevor der Diamant als Schmuck verarbeitet wird, sorgt er für allerlei Unbill in der Natur. Bis zu 250 Tonnen Erde werden pro abgebautem Diamanten umgepflügt oder entfernt, heißt es vom „United States Geological Survey“ dazu und über 500 Liter Wasser werden in der Regel pro abgebautem Karat verbraucht, schätzt die NGO „Initiative für bessere Diamanten“. Dazu kommt der politische Horizont. Es wird geschätzt, dass mindestens 60 Prozent aller in den USA verkauften Diamanten in Verbindung zu Militärregierungen und Korruption haben, verortete die „Yale School of the Environment“ das Problem. Zeit, dass sich im Metier etwas verändert.

Klimafreundliche Option?

Hier setzt das Novum der Firma „Aether Diamonds“ an. Deren Clou: Die Diamanten werden aus Kohlenstoff, also CO2 hergestellt, das man zuvor der Atmosphäre entnommen hat. Die Hoffnung: genügend Diamanten zu verkaufen, um den „Direct Air Capture-Markt“, kurz „DAC“ genannt zu unterstützen. So nennt sich die noch teure und somit unwirtschaftliche Technologie, um das Klimagas CO2 aus der Luft zu entfernen.

Von „Aether“ heißt es dazu, dass man eine Tonne abgeschiedenes CO2 in Diamanten im Wert von „Millionen von Dollar“ umwandelt. Pro Karat wird dieser sehr reine Typus dann für bis zu 9.300 Euro verkauft. Sie sind weniger teuer als im Bergbau gewonnene Diamanten, aber teurer als andere im Labor gezüchtete Ware, da sie mit Hilfe der Kohlendioxid-Luftabscheidetechnik hergestellt werden. „Letztlich hat jedes Kohlenstoffatom, das in diesem Diamanten landet, vorher den Planeten erwärmt“, sagt Firmen-CEO Ryan Shearman per Pressemitteilung dazu.

Reines Gewissen

Doch wie unterscheiden sich diese Edelsteine von denen, die unter der Erde gefunden werden? Und wie werden sie im Labor repliziert? Natürliche Diamanten wurden vor mehr als einer Milliarde Jahren unter den „ältesten Teilen der Kontinente gebildet. Dort, zwischen dem Kern des Planeten und seiner Kruste, waren Druck und Temperatur genau richtig, um Kohlenstoff in seine härteste Form zu kristallisieren. Die Diamanten wären wohl dortgeblieben, wenn nicht geschmolzenes Gestein durch den Mantel gerauscht wäre und sie zur Erdoberfläche hinaufgezogen hätte. Dies lieferte die Lagerstätten, die Firmen wie De Beers heute abbauen“, weiß der „Economist“. Bei „Aether“ sind die funkelnden Steine bereits nach acht bis zwölf Wochen chemischer Umwandlung fertig, Teil eines funkelnden Rings zu werden, den man sich bei einer Trauung gerne an den passenden Finger steckt.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Landschaftspflege und Umwelt (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Netzbau und -betrieb Strom und Breitband Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH
Schneverdingen Zum Job 
UGS GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Integritätsbewertung (m/w/d) UGS GmbH
Mittenwalde, deutschlandweiter Einsatz Zum Job 
ILF Beratende Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Junior Ingenieur Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (m/w/d) ILF Beratende Ingenieure GmbH
München Zum Job 
Stadt Fellbach-Firmenlogo
Projektleitung Wärmeplanung (m/w/d) Stadt Fellbach
Fellbach Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik (m/w/d) für Transformatoren IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Staatlich geprüfter Techniker (w/m/d) Elektrotechnik & Verkehrsüberwachung Die Autobahn GmbH des Bundes
Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München-Firmenlogo
Underwriter Downstream / Energy (m/f/d)* Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München
München Zum Job 
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW-Firmenlogo
Ingenieurinnen / Ingenieure bzw. Technikerinnen / Techniker oder Meisterinnen / Meister der Elektrotechnik (w/m/d) Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Münster Zum Job 
Stadtwerke Südholstein GmbH-Firmenlogo
Ingenieur der Elektro- oder Energietechnik als Leiter Planung und Netzbetrieb Strom (m/w/d) Stadtwerke Südholstein GmbH
Pinneberg Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Baukoordination und Qualitätssicherung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektierung Netze Strom / Gas (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsingenieurin / Betriebsingenieur (w/m/d) Müllheizkraftwerk Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Bruno Bock Group-Firmenlogo
Project Manager (m/w/d) Energy Management Bruno Bock Group
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums (m/w/d) für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsselodrf Zum Job 
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
Recogizer-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) KI-gestützte CO2-Reduktion Recogizer
Pfisterer Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) Pfisterer Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 

Der  Netzseite: „The Verge“ beschrieb man den Prozess so: „Zunächst verschifft man DAC-Kohlendioxid von einer Schweizer Anlage in die Staaten. Die Firma leitet jenes CO2 durch einen proprietären Prozess, um es in hochreines Methan oder CH4 umzuwandeln. Dieses wird dann direkt in die Diamantreaktoren des Unternehmens injiziert, wo sie per chemischer Gasphasenabscheidung dann das Rohdiamantmaterial züchten. Beim Prozess wird Gas unter Vakuumbedingungen auf sehr hohe Temperaturen erhitzt, wofür Mengen an Energie nötig sind.“

Erfindung in den 1950er-Jahren

Rückblick: Bereits vor siebzig Jahren ersann die US-Firma „General Electric“ eine Methode zur Herstellung von Diamanten durch künstliche Kristallisation von Kohlenstoff unter dem Druck von zehn Gigapascal und einer extremen Temperatur von über 2.000 Grad Celsius. Dieser Ansatz war jedoch enorm teuer und energietechnischer Unsinn. Heute entwickelten Wissenschaftler Verfahren, die synthetische Diamanten zu einem Bruchteil der Kosten und Zeit herstellen und auch die Finanziers wachen auf. So sammelte die Firma „Aether“ jüngst 18 Millionen Dollar bei einer Finanzierungsrunde ein. Und man stellt nicht nur Diamanten in einem Prozess her, der mit sauberer Energie betrieben wird, sondern zieht pro Karat sogar 20 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre. Damit sei man laut Eigen-PR sogar kohlenstoffnegativ, entnehme also mehr, als für die Produktion nötig sei. Beim Auto wäre das ein Traum. Statt 100 oder 200 Gramm CO2 pro Kilometer Fahrt in die Umwelt abzugeben, könnte man mit einer Entnahme aus der Atmosphäre die Welt sogar ein stückweit vor dem Hitzekollaps bewahren.

Welcher teure Stein soll es denn sein?

„Aether“ begann mitten in der Corona-Pandemie mit dem Versand seiner ersten Diamanten. Während der CEO nichts zu den Verkaufszahlen sagt, lässt er sich entlocken, dass die US-Firma 2022 „Hunderte von Karat“ Diamanten produzierte. 2023 sollen es dann Tausende werden. Das britische Magazin „Economist“ meint dazu: „Ob ´Aethers´ Verkaufsargument eines saubereren Diamanten, der aus der Luft gezogen wird, ansprechend genug ist, um eine beträchtliche Anzahl von Möchtegern-Diamantenbesitzern von Edelsteinen abzubringen, die tief in der Erde geschmiedet wurden, bleibt abzuwarten.“ Nun liegt es an den Kunden, sich für die saubere oder die schmutzige Klunkerversion zu entscheiden, um die eigene Liebe für die Ewigkeit zu besiegeln.

Ein Beitrag von:

  • Matthias Lauerer

    Matthias Lauerer ist seit 22 Jahren als Autor, Reporter, Redakteur, Chefredakteur und Redaktionsmanager im Journalismus unterwegs. Seine Arbeit führte ihn für den stern, die ZEIT und den Spiegel um die Welt. Seinen Abschluss als Diplom-Journalist machte er an der „Technischen Universität Dortmund“. Seit acht Jahren überwintert er mit seiner Frau in Chile.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.