Wie umweltfreundlich ist ein Kachelofen wirklich?
Immer mehr Menschen entscheiden sich beim Neubau für einen Kachelofen. Doch wie umweltfreundlich ist das Heizen mit Holz? Umweltbundesamt und Ofen-Industrie sind hier durchaus unterschiedlicher Meinung.
Unabhängig von Erdgas oder Heizöl: Die Nachfrage nach Kachelöfen ist mit Beginn der Pandemie, spätestens jedoch mit dem Einmarsch Putins in die Ukraine exponentiell gestiegen. Das berichtete der Gesamtverband Ofenbau. Auf der anderen Seite steht ein Rat des Präsidenten des Bundesumweltamtes (UBA) aus dem vorigen Jahr, dass auf das Heizen mit Holz verzichtet werden soll. Und zwar aus Gründen der Lufteinhaltung und der gesundheitlichen Belastung durch Feinstaub. Die Ofenbauer wehren sich, moderne Holzfeuerstätten würden strenge Emissionsanforderungen erfüllen. Da stellt sich die Frage: Wie umweltfreundlich ist ein Kachelofen wirklich?
Kuschelige Infrarotwärme wie bei Oma
Kachelöfen haben eine lange Tradition, viele kennen sie noch von ihrer Oma. Doch sie sind bereits wesentlich älter. Bereits die antiken Römer kannten Hypokaustenheizungen, hier wurde ganze Wände und Fußböden von warmer Luft durchströmt. Im Zuge von Modernisierungen sind sie ab den 1960er Jahren immer mehr aus den Wohnungen und Häusern verschwunden. Zentralheizungen mit Heizkörpern in jedem Raum waren einfach bequemer.
Nun kommt es auf eine Rückbesinnung auf alte Tage und alte Techniken. Immer mehr junge Menschen entscheiden sich beim Bau ihres Eigenheims für einen Kachelofen. Das Interesse sei sogar so groß, dass es etwa freistehende Kaminöfen nicht mehr vor dem Sommer 2024 gebe, sagt Robert Mülleneisen vom Gesamtverband Ofenbau. Ähnlich schildert es Axel Eisenack, Inhaber einer Kachelmanufaktur in Baden-Baden: „Wenn was ankommt, wird es einem gleich aus den Händen gerissen.“ Die Auftragsbücher seien voll. Was fehle, sei Personal. Zu siebt arbeiten sie in der Manufaktur.
Moderne Kachelöfen werden in der Regel aus Ofenkacheln gesetzt, es gibt aber auch welche, die überwiegend aus Ziegeln gemauert und verputzt sind. Die Kacheln haben ein hohes Speichervermögen und Verteilen die Wärme in Form von langwelliger Infrarotstrahlung im Raum. Das wird als besonders angenehm empfunden, zumal auch keine Staubpartikel aufgewirbelt werden wie zum Beispiel bei einer herkömmlichen Konvektionsheizung. Dabei wird die Raumluft weder ausgetrocknet noch überhitzt. Das gilt zumindest für moderne Kachelöfen, wer die Modelle aus Omas Zeiten noch kennt weiß, dass das auch ganz anders sein kann.
Womit werden Kachelöfen geheizt?
Kachelöfen gibt es in den unterschiedlichsten Farben und Designs, die Art der Befeuerung ist jedoch immer die gleiche. Welche Brennstoffe in Deutschland verbrannt werden dürfen, ist durch die Erste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchV) geregelt. Demnach ist es zum Beispiel erlaubt, seinen Kachelofen mit Holz, Holzbriketts oder Pellets sowie Braun- und Steinkohle zu heizen. Welcher Brennstoff nun der richtige ist, darüber scheiden sich die Geister, die einen schwören auf Holz, andere auf Kohle.
Nicht in den Kachelofen dürfen Hausmüll, bedruckte Papiere oder Pappe, lackierte Hölzer oder Papierbriketts. Wenn Sie Ihren Weihnachtsbaum verfeuern wollen, sollten Sie damit warten, bis er richtig durchgetrocknet ist, das dauert einige Monate. Ist das Holz zu feucht, kann es zu extrem starker Ruß- und Rauchbildung kommen. Lametta und anderen Baumschmuck sollten Sie vorher natürlich entfernen, das darf nicht in den Kachelofen. Generell kommt es beim Verbrennen von Holz oder Kohle jedoch stets zu einer Feinstaubbelastung, die mal höher und mal niedriger ausfällt.
Welche Auswirkungen haben Kachelöfen auf die Umwelt?
Eines vorweg: Kachelöfen können zur nicht-fossilen Heizung und somit der CO2-Vermeidung beitragen. Damit es nachhaltig wird, müssen Holz und Holzbriketts jedoch aus Quellen stammen, die keinen Raubbau an den Wäldern darstellen. Zudem müssen Bauweise und Betrieb zum Brennstoff passen, um schadstoffarm und effizient zu heizen. Passen diese nicht, können durch Kachelöfen erhebliche Schadstoffmengen in Form von Gasen, Stäuben und Aerosolen emittiert werden. Dieser Umstand führte dazu, dass das Umweltbundesamt im Jahr 2022 davon abgeraten hat, mit Holz zu heizen.
Die Schadstoffemissionen steigen insbesondere durch unvollständige Verbrennung, das Verwenden ungeeigneter Brennstoff oder durch Staubversengung enorm an. Was die unvollständige Verbrennung angeht, ist Laubholz vorzuziehen. Briketts enthalten herstellungsbedingt einen Mindestgehalt an Öl und Teer, was insbesondere bei unvollständiger Verbrennung problematisch ist. Gründe hierfür können zum Beispiel eine ungenügende Luftzufuhr durch Bedien- oder Anlagefehler oder ein Abstoppen der Zündfähigkeit der Abgase in der Anheizphase sein.
Unterschiedliche Positionen von Kachelofen-Industrie und Umweltbundesamt
Beim Verbrennen von Holz oder Kohle entsteht zwangsläufig Feinstaub, der von Politik und Wirtschaft unterschiedlich beurteilt wird. So sagte das Bundesumweltamt gegenüber der deutschen Presseagentur zum Beispiel, dass Heizen mit Holz deutlich größere Luftverschmutzungen verursache als Energieträger wie Heizöl oder Erdgas – selbst, wenn es sachgerecht gemacht wird. In der Praxis verbrenne Holz nie vollständig, gesundheitsgefährdende Schadstoffe würden freigesetzt. Das liegt den Angaben nach zum einen daran, dass Holz immer geringe Mengen Stickstoff-, Schwefel- und Chlorverbindungen enthält. Dadurch entstünden bei der Verbrennung schädliche Stickstoff- und Schwefeloxide sowie Salzsäure. „Zum anderen gelangt Staub in die Luft, zu über 90 Prozent als Feinstaub.“
Die Kachelofen-Industrie sieht es etwas differenzierter. Demnach würde moderne Holzöfen um den Faktor zehn weniger Emissionen als alte Anlagen aus den 1980er- und 90er Jahren. Die energiebedingten Feinstaubemissionen der Haushalte in Deutschland sind dem Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik zufolge seit 2010 um mehr als ein Drittel gesunken. Moderne Verbrennungstechnik mit besserer Luftzufuhr, neuen Materialien und ausgeklügelten Konstruktionen lasse den Ausstoß eines fabrikneuen Ofens um bis zu 85 Prozent im Vergleich zu einem Altgerät sinken, sagte ein Sprecher der deutschen Presseagentur. „Zudem verbrauchen moderne Geräte für die gleiche Wärmeleistung bis zu einem Drittel weniger Brennstoff.“
Nachweispflicht für Emissionswerte bei Kachelöfen
150 Milligramm Feinstaub und vier Gramm Kohlenmonoxid pro Kubikmeter Abgas – diese Grenzwerte für Kachelöfen legt das Bundes-Immissionsschutzgesetz fest. Stößt der heimische Ofen mehr aus, muss er in den nächsten Jahren nachgerüstet oder erneuert werden. Die Grenzwerte werden vom Bezirksschornsteinfeger überprüft, werden die Werte für Feinstaub und Kohlenmonoxid überschritten, haben Hausbesitzer drei Möglichkeiten: Sie können den Kachelofen mit einem Filter nachrüsten, den Ofen erneuern oder ihn aber stilllegen.
Bis wann der Kachelofen mit einem Filter nachgerüstet oder erneuert werden muss, richtet sich nach dem Baujahr. Für Besitzer von Kachelöfen, die seit 1995 errichtet wurden, läuft die Frist bis 2024. Liegt das Baujahr davor, mussten bereits entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Nach Angaben des Verbandes dürfen ab 2025 rund vier Millionen Altgeräte nicht mehr genutzt werden. Insgesamt seien rund 11,5 Millionen Holzöfen in Betrieb.
Wie wird der Kachelofen umweltfreundlich?
Nach Aussagen der Verbraucherzentrale ist ein Kachelofen erst dann wirklich umweltfreundlich, wenn er einen Staubfilter und eine automatische Verbrennungsluftzufuhr besitzt. Außerdem müsse er mit einem geeigneten Brennstoff versorgt und korrekt beheizt werden. Das fängt bereits beim richtigen Anzünden des Holzes an und geht beim richtigen Betrieb des Ofens während des Brennvorgangs noch lange nicht zu Ende.
Beim Anzünden ist zum Beispiel darauf zu achten, dass möglichst schnell hohe Temperaturen erreicht werden. So sei es besser, zwei oder drei Scheite mit Hilfe eines speziellen Anzünders wie wachsgetränkte Holzwolle oder Paraffin-Holzfaserstäbe von oben und nicht von unten zu entfachen. Nicht geeignet sind Altpapier und Karton, um Feinstaub zu vermeiden. Grundsätzlich ist es zudem wichtig, dass beim Anfeuern die Luftzufuhr, Drosselklappen und Absperrschieber geöffnet sind.
Wenn das gesamte Holz brennt, ist die Luftzufuhr zu mindern. Das geht am besten mit einer elektronischen Verbrennungsluftregelung. Diese misst Abgas- und Brennraumtemperatur und regelt die Luftzufuhr automatisch nach. So entsteht am wenigsten Feinstaub. Wichtig ist auch das Nachlegen von Holz. Das sollte immer dann geschehen, wenn die sichtbaren gelben Flammen kurz vor dem Erlöschen sind und noch genügend Glut vorhanden ist.
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