Wie Wälder Methan aus der Atmosphäre entfernen
Methanfressende Mikroben sind bereits länger bekannt. Forschende der University of Birmingham haben nun welche in der Baumrinde nachgewiesen. Wälder tragen daher noch mehr zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen bei als bisher angenommen.
Bäume sind bislang hauptsächlich für die Aufnahme von CO2 bekannt, einem der klimaschädlichen Treibhausgase. Neue Forschungen haben gezeigt, dass sie auch das potente Treibhausgas Methan absorbieren. Mikroben in der Rinde und im Holz der Bäume spielen dabei eine entscheidende Rolle. Diese Erkenntnisse machen Wälder zu noch wichtigeren Verbündeten im Klimaschutz.
Methan als Treibhausgas |
Methan (CH4) hat fast das 30-fache Treibhauspotenzial von CO2. Trotz der Bedeutung von Methan für die globale Erwärmung, steigen die Methanemissionen weltweit an, vor allem durch Landwirtschaft und natürliche Quellen wie Moore, tauende Gletscher und Permafrostböden. Die chemischen Prozesse und Bodenmikroben, die Methan abbauen, reichen nicht aus, um die Emissionen zu kompensieren. |
Mikroben im Wald als Methanfänger
Ein internationales Forschungsteam um Vincent Gauci von der University of Birmingham hat untersucht, ob auch Bäume Methan aus der Atmosphäre entfernen können. Sie analysierten dazu die Methanspeicherfähigkeit von Wäldern in verschiedenen Klimazonen: von tropischen Regenwäldern im Amazonas und Panama, über Laubwälder in Südengland bis hin zu borealen Nadelwäldern in Schweden.
Mit speziellen Luftkammern und Gasanalysen untersuchten die Forschenden, wie viel Methan die Rinde in unterschiedlichen Höhen der Bäume aufnimmt oder abgibt. Laserscanner und Kartierungsdaten halfen, die weltweit durch Baumrinde bedeckte Oberfläche zu bestimmen.
Die Rolle der Höhe
Es zeigte sich, dass zahlreiche Mikroben in der Rinde und im Holz der Bäume leben, die Methan aus der Atmosphäre aufnehmen können. Besonders viele dieser Mikroben finden sich in den warmen Regenwäldern, wo sie ideale Lebensbedingungen vorfinden. Überraschenderweise absorbieren Bäume in Trockenzonen mehr Methan als in überschwemmten Gebieten.
Die Analysen ergaben, dass Baumstämme in Bodennähe eher Methan freisetzen, wenn auch in geringen Mengen. Ab etwa einem Meter Höhe nimmt die Baumrinde jedoch mehr Methan auf, als sie freigibt. Dies macht Bäume insgesamt zu effektiven Methanspeichern.
Die globale Bedeutung der Wälder
Würde man die gesamte Rinde des weltweiten Baumbestands nebeneinanderlegen, ergäbe sich eine Fläche so groß wie die Landfläche der Erde, so das Forschungsteam. Auf dieser Fläche entfernen Waldmikroben weltweit jährlich zwischen 25 und 50 Millionen Tonnen Methan aus der Luft. Dies entspricht mindestens der Menge, die Bodenbakterien aufnehmen, die etwa 30 bis 40 Millionen Tonnen pro Jahr fixieren.
Die Studie zeigt, dass die Methanspeicherfähigkeit der Wälder bislang unterschätzt wurde. Tropische und gemäßigte Wälder tragen etwa zehn Prozent stärker zum Klimaschutz bei als bisher angenommen. Bäume sind also nicht nur durch die CO2-Absorption wichtig, sondern auch durch ihre Fähigkeit, Methan zu binden.
Einfluss auf Klimamodelle und Aufforstungsstrategien
Vincent Gauci und sein Team betonen, dass diese neuen Erkenntnisse in Klimamodelle und Klimaschutzmaßnahmen einfließen sollten. Auf der Weltklimakonferenz 2021 beschloss die internationale Gemeinschaft, die globalen Methanemissionen bis 2030 um 30 Prozent zu senken. Das Pflanzen von mehr Bäumen und die Verringerung der Entwaldung sind dabei wichtige Maßnahmen.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass mehr Bäume angepflanzt und die Entwaldung deutlich verringert werden muss, um die Methanemissionen wie auf der COP26 vereinbart bis zum Ende des Jahrzehnts um 30 Prozent zu senken“, sagt Vincent Gauci laut einer Mitteilung seiner Universität.
Die Forscher wollen nun weiter untersuchen, wie die weltweite Abholzung die Methanemissionen beeinflusst und wie viel aufgeforstete Gebiete zur Emissionsminderung beitragen können. Zudem sollen die Mechanismen erforscht werden, über die Mikroben Methan aufnehmen. Dies könnte helfen, die natürliche Methanspeicherung durch Baummikroben weiter zu optimieren.
Hier geht es zum Fachartikel auf nature.com
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