Wie wirken sich wiederholte Fehlinformationen zum Klimawandel aus?
Nach wie vor kursieren viele klimakritische Aussagen und Verschwörungsmythen über die Erderwärmung. Je häufiger diese Behauptungen wiederholt werden, desto glaubwürdiger erscheinen sie. Das zeigt eine neue Studie. Die Forschenden warnen daher vor der Macht der Wiederholung.
Viele Umfragen belegen eindeutig, dass die Mehrheit überzeugt ist, dass der Mensch den gegenwärtigen Klimawandel verursacht. Doch nach wie vor gibt es auch viele Klimaskeptiker, die Fehlinformationen wissentlich oder unwissentlich verbreiten. Eine Gruppe von Forschenden hat nun untersucht, ob die mehrfache Präsentation einer klimaskeptischen Behauptung aus einer einzelnen Quelle deren Glaubwürdigkeit steigert, selbst wenn sie den persönlichen Überzeugungen zum Klimawandel widerspricht. Und tatsächlich – je häufiger eine Behauptung (egal Fakt oder Fehlinformation) wiederholt wurde, desto glaubwürdiger erschien sie den Teilnehmenden der Studie.
Mary Jiang, Doktorandin an der Australian National University (ANU) und Hauptautorin der Studie, betont die gefährliche Wirkung der Wiederholung und warnt vor der Praxis, klimaskeptische Äußerungen neben wissenschaftlichen Fakten zu präsentieren, um eine „ausgewogene“ Berichterstattung zu suggerieren. Sie argumentiert, dass diese Darstellung den Eindruck erweckt, dass die Beweise beider Seiten gleichwertig seien. Dabei herrscht unter Klimawissenschaftlern und Klimawissenschaftlerinnen weitgehend Einigkeit darüber, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Jiang betont, dass eine ausgewogene Berichterstattung zwar fair erscheinen mag, aber nicht immer ein akkurates oder hilfreiches Bild zeichnet und sogar kontraproduktiv sein kann.
Fehlinformationen zum Klimawandel: Eine unterschätzte Gefahr
Während die Teilnehmenden Behauptungen von Klimaforschenden als wahrheitsgemäßer empfanden als Behauptungen von Klimaskeptikern, schienen beide Arten von Behauptungen wahrer zu sein, wenn sie wiederholt wurden. Die Studie zeigt, dass der wiederholte Kontakt mit einer Behauptung aus einer einzigen Quelle ausreicht, um die Einschätzung der Befragten ins Wanken zu bringen. Dies gilt selbst dann, wenn ihre Einstellung mit der Klimawissenschaft übereinstimmt und die Behauptung ihren eigentlichen Überzeugungen widerspricht.
Daher mahnen die Forschenden zur Vorsicht. Sie weisen auf die heimtückische Wirkung von Wiederholungen hin, die klimaskeptische Argumente glaubwürdiger erscheinen lassen. Somit steigt das Risiko für die Verbreitung von Fehlinformationen.
Professorin Eryn Newman, Mitautorin der Studie, betont, dass die Ergebnisse die Anfälligkeit für simple Wiederholungen von Behauptungen offenlegen. „Ein Gefühl der Vertrautheit ist in digitalen Umgebungen, in denen Bots und andere Mechanismen zu einer weiten Verbreitung falscher oder irreführender Behauptungen führen können, kein zuverlässiger Hinweis auf die Wahrheit“, sagte sie. Sie weist außerdem darauf hin, dass selbst eine kritischere Analyse von Informationen, die Menschen nicht davor zu schützen scheint, ihre Überzeugungen aufgrund von Wiederholungen zu ändern.
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Wiederholungen bei Klimafakten sinnvoll einsetzen
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung eines „gesunden“ Informationsumfelds. Denn das bildet die Grundlage dafür, dass Gesellschaften wirksam und gerecht auf diese globale Krise reagieren können.
Gleichzeitig ziehen die Forschenden auch positive Aspekte aus der durchgeführten Studie. Denn die Teilnehmenden der Studie bewerten auch Aussagen, die auf klimawissenschaftlichen Fakten basierten, als glaubwürdiger, wenn sie wiederholt wurden. Dies deutet darauf hin, dass es vorteilhaft sein kann, Behauptungen zu wiederholen, über die ein wissenschaftlicher Konsens besteht, selbst wenn die Empfänger bereits damit einverstanden sind. Die wiederholte Vermittlung von Klimafakten kann auch dazu beitragen, den politischen und sozialen Druck auf Entscheidungsträger zu erhöhen. Sie motiviert Menschen, sich für Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen und politische Veränderungen zu fordern. Es geht also darum, die geprüften Informationen zu wiederholen.
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Der Klimawandel im Fokus: Weitere Forschung notwendig
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen planen nun weitere Untersuchungen, um zu verstehen, ob die Wiederholung von gegensätzlichen Informationen ähnliche Auswirkungen auf andere Gruppen, wie beispielsweise Klimaskeptiker, hat. Diese waren in der aktuellen Studie unterrepräsentiert. Zudem möchten sie der Frage nachgehen, ob die Wiederholung irreführender Behauptungen Menschen mit geteilten Überzeugungen und Einstellungen zu Themen wie Einwanderung, Bildung und Gesundheitswesen beeinflussen kann. Newman betont abschließend, dass man mit der Wiederholung falscher Informationen vorsichtig umgehen sollte. Stattdessen empfiehlt sie, geprüfte Aussagen zu wiederholen und deren Bekanntheitsgrad zu erhöhen.
An der Forschung waren auch Experten der University of Southern California und der University of Melbourne beteiligt.
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