Forschung an der FH Münster 30.09.2019, 07:02 Uhr

Zigarettenfilter, die sich in der Umwelt selbst zersetzen

Zigaretten sind ein Genussmittel – und wer raucht nicht schon mal gerne in Gesellschaft, auf einer Party oder nach Feierabend? Doch in unseren Ozeanen müssen sie nicht schwimmen. Eine riesige Anzahl weggeworfener Zigarettenfilter verschmutzt die Meere. Forscher an der FH Münster wollen dieses Problem mit einem selbstauflösenden Zigarettenfilter lösen.

Für seine Versuche im Labor arbeitet Max-Fabain Volhard mit Zelluloseacetat, Meer- und Süßwasser und natürlich dem Katalysator Titandioxid. Foto: FH Münster/Theresa Gerks

Für seine Versuche im Labor arbeitet Max-Fabain Volhard mit Zelluloseacetat, Meer- und Süßwasser und natürlich dem Katalysator Titandioxid.

Foto: FH Münster/Theresa Gerks

Zwischen 340 und 680 Millionen Tonnen Zigaretten gelangen laut der Weltgesundheitsorganisation pro Jahr in unsere Weltmeere. Das sind erschreckende Zahlen. Oft genug sieht man als Passant am Wegesrand achtlos weggeworfene Kippen. Zigarettenkippen zählen zu den Produkten, die weltweit am häufigsten in die Natur geworfen werden. Forscher an der FH Münster wollen mit einer innovativen Lösung Abhilfe schaffen: der sich selbst auflösende Zigarettenfilter.

Zigaretten sind schlecht abbaubar

Der Doktorand Max-Fabian Volhard geht gemeinsam mit seinem betreuenden Professor Dr. Thomas Jüstel gegen Umweltverschmutzung vor. Beide forschen an einem chemischen Stoff, der dafür sorgt, dass sich Zigarettenfilter selbst auflösen. Werfen Raucher die Kippen in die Umwelt, würden sie sich nach einiger Zeit zersetzen. Prinzipiell lassen sich Zigarettenfilter schlecht abbauen, da sie zu einem großen Teil aus Zelluloseacetat bestehen. Damit ist ein Polymer gemeint, das als Basis aus Zellulose besteht und mit Essigsäure modifiziert wird. Die Acetatgruppen des Polymers sind für den schlechten Abbau verantwortlich. Ein Zusatzstoff soll das nun ändern genauer gesagt der Katalysator Titandioxid.

Das Mineral Titandioxid als Zigarettenkiller

Titandioxid kommt als Mineral in der Erdkruste vor. Es reagiert auf Sonnenlicht. Sobald Titandioxid von der UV-A-Strahlung angeregt wird, bildet der Stoff Radikale. Auf die Zigarettenfilter kann das wie folgt übertragen werden: Titandioxid greift die Polymerstruktur des Filters an und löst ihn nach und nach auf. Wer jetzt denkt, das funktioniert in wenigen Monaten, liegt falsch. Volhard gibt an, dass nach circa 5 Jahren nur noch Wasser und Kohlenstoffdioxid von der Kippe übrig bleiben. An der Umsetzung forscht der 32-Jährige auf dem Steinfurter Campus der FH Münster.

Gift im Glimmstengel

Nach dem Abrauchen finden sich über 4.000 Giftstoffe im Zigarettenfilter. Weltweit gibt es Milliarden Raucher. Die verbrennen laut Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 5,6 Billionen Zigaretten pro Jahr. Die Stoffe, die nach dem Abrauchen in den Filtern entstehen, machen die Kippen zu toxischem Sondermüll. Volhard möchte Titandioxid so modifizieren, dass es das Zelluloseacetat wirksam zersetzt. Um die Reaktion der Radikale zu erforschen, nutzt der Doktorand selbstgebaute Photoreaktoren. Diese imitieren das UV-Spektrum der Sonne. Nicht nur in Münster weiß man um die schädliche Wirkung von Zigarettenfiltern in der Umwelt. Thomas Novotny, Professor von der Universität San Diego, warnt ebenfalls: Eine Kippe, aufgelöst in einem Liter Wasser, tötet nach 4 Tagen Lebewesen wie Fische.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Harz Guss Zorge GmbH-Firmenlogo
Energie- und Umweltmanager (w/m/d) Harz Guss Zorge GmbH
BG ETEM-Firmenlogo
Ingenieur/in (m/w/d) als Referent/in für die Branche Feinmechanik BG ETEM
Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH-Firmenlogo
Head Site Management (w/m/d) Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH
Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH-Firmenlogo
Referent Kommunale Wärmeplanung (m/w/d) Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH
Bayreuth Zum Job 
Hochschule Angewandte Wissenschaften München-Firmenlogo
Wissenschaftliche Mitarbeiterin oder Wissenschaftlicher Mitarbeiter zum Thema "Wärmepumpe für die Brennwertnutzung in Biomasseheizsystemen" (m/w/d) Hochschule Angewandte Wissenschaften München
München Zum Job 
SCORE GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) SCORE GmbH
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Projektmanager (gn) Geschäftsfeldentwicklung, EDL Stadtwerke Essen AG
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte (w/m/d) im Bereich Planung und Bau Die Autobahn GmbH des Bundes
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Ingenieur (gn) für Wärmepumpenanlagen und Stadtwärmenetze Stadtwerke Essen AG
Energie und Wasser Potsdam GmbH-Firmenlogo
Energy-Analyst (m/w/d) Energie und Wasser Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH über Jacobi consulting GmbH-Firmenlogo
Leiter Netzbetrieb Gas (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH über Jacobi consulting GmbH
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
bayernweit Zum Job 
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
GELSENWASSER AG-Firmenlogo
Ingenieur*in Trinkwasser GELSENWASSER AG
Gelsenkirchen Zum Job 
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Fachkraft für Nah- und Fernwärme-Hausanschlüsse (m/w/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Stadtwerke Lübeck Gruppe-Firmenlogo
Referent:in Asset Management Technik - Schwerpunkt Anlageneinsatzplanung Stadtwerke Lübeck Gruppe
Lübeck Zum Job 
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsseldorf Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Wirtschaftsjurist*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Contract & Claimsmanagement in Projektender Energiewende THOST Projektmanagement GmbH
Stuttgart, Mannheim Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Strategische Netzplanung - Gas / Wärme / H2 Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 

In Laborversuchen hat Volhard bereits nachgewiesen, dass Kunststoff sich in Meerwasser grundsätzlich zersetzen lässt. Unternehmen haben auch schon Interesse an dem Konzept bekundet, schrecken aber vor den Kosten zurück. Um eine Plastikflasche zu zersetzen, bedarf es einige hundert Milligramm des Katalysators. Die Kunststoffindustrie gilt immer noch als sehr preisempfindlich.

Eine Zigarette wiegt 6 Gramm. Soll die Kippe nach dem Abrauchen komplett zersetzen, wären sogar nur wenige Milligramm Titandioxid notwendig. Umgerechnet bedeutet das: die Zigarette wird einen Cent teurer. Eine Zigarette kostet in Deutschland um die 30 Cent.

Weitere Themen:

E-Zigarette im Mund explodiert

Strom speichern im Zigarettenfilter

Wie Ingenieure gute Vorsätze fürs neue Jahr erfolgreich umsetzen

Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.