Deutsches Unternehmen baut größte Power-to-Gas-Anlage der Welt
In Ungarn entsteht die weltweit größte Biotechnik-Fabrik, in der aus Strom, Wasserstoff und Kohlendioxid Methan hergestellt wird. Das Verfahren hat ein Unternehmen aus Planegg bei München entwickelt.
Die weltweit größte Anlage, in der aus Wasserstoff, Kohlendioxid und Strom aus erneuerbaren Quellen synthetisches Erdgas hergestellt wird, baut das Unternehmen Electrochaea aus Planegg bei München jetzt in Ungarn. Es verbraucht pro Stunde 10.000 Kilowattstunden vor allem für die Herstellung des Wasserstoffs in einem Elektrolyseur. Der zweite Rohstoff, das Klimagas Kohlendioxid, lässt sich beispielsweise in Biogasanlagen gewinnen, in denen es von Methan abgetrennt wird.
Mikroorganismen ersetzen Katalysatoren
Während die meisten dieser Power-to-Gas-Anlagen Wasserstoff und Kohlendioxid mit Hilfe von Katalysatoren bei relativ hohen Temperaturen und Drücken zu Methan verschmelzen, lässt Elektrochaea Mikroorganismen für sich arbeiten. Gezüchtet hat sie Professor Laurens Mets vom Lehrstuhl für Molekulargenetik und Zell-Biologie der University of Chicago.
Ihm gelang es ganz ohne Genmanipulation, Mikroorganismen aus der Familie der Archaeen zu züchten, die 20 Mal effektiver arbeiten als die, die in der Natur vorkommen. Sie ernähren sich von Kohlendioxid und Wasserstoff und scheiden reines Methan aus. Ein zusätzlicher Reinigungsschritt ist nicht nötig. Das Gas kann direkt ins Netz eingespeist werden.
Anlage soll mit Überschussstrom arbeiten
„Idealerweise nutzten wir für die Wasserstoffproduktion Überschussstrom aus erneuerbaren Quellen“, sagt Doris Hafenbradl, die das Electrochaea-Ressort Technik leitet. In der Wirklichkeit wird wohl auch normaler Strom eingesetzt, weil der Elektrolyseur sonst je nach Angebot immer wieder an- und abgefahren werden müsste. Das reduziert die Lebensdauer und schmälert die Methanausbeute.
Das Unternehmen aus Planegg hat im dänischen Avedøre bereits gezeigt, dass die Technik funktioniert. Dort steht eine Anlage mit einer zehnmal geringeren Leistung. Auch dort kann Überschussstrom nicht konsequent eingesetzt werden, obwohl er im Mutterland der Windenergie häufiger anfällt als etwa in Ungarn.
Strom ist in Deutschland zu teuer
In Deutschland lässt sich die Technik wegen der hohen Strompreise vorerst nicht wirtschaftlich realisieren, so Hafenbradl. In Ungarn dagegen erwartet sie ein finanzielles Entgegenkommen des staatlichen Energieversorgungsunternehmen MVM (Magyar Villamos Művek), mit dem Electrochaea eigens für den Bau der Anlage das Joint Venture „Power-to-Gas Hungary“ gegründet hat.
Electrochaea konkurriert in Deutschland mit MicrobEnergy, einem Tochterunternehmen des Heizungsbauers Vissmann, das die gleiche Technik einsetzt. Seit März 2015 betreibt es eine Pilotanlage im hessischen Allendorf.
Vor zwei Jahren hatten die TU München und Wacker Chemie Katalysatoren entwickelt, die die Methanproduktion in Bioreaktoren verbessern.
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