20 000 neue Mängel entdeckt
Der Pannen-Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) hat 65 000 Mängel und damit 20 000 mehr, als bislang bekannt. Die Eröffnung des Airports rückt damit in immer weitere Ferne.
„Wir überlegen, zum Jahresende mit einem Probebetrieb am Pier Nord zu starten“, gab BER-Chef Hartmut Mehdorn noch vor einigen Wochen bekannt. Möglich wäre der Betrieb mit zwei kleinen Fluggesellschaften, 1500 Fluggästen und sechs oder acht Flugzeugen am Tag, lautete der Plan. „So können wir testen, wie etwa die Gepäckabfertigung, die Sicherheitskontrolle und die Feuerwehr funktionieren.“ Die Mitarbeiter hätten so die Chance, sich an ihre neue Arbeitsumgebung zu gewöhnen. „Auf diese Weise können wir das Zusammenspiel des ganzen Systems testen und in Ruhe etwaige Fehler beseitigen.“
Handlungsbedarf an 70 Prozent aller Kabel
Von diesen etwaigen Fehler hat der Berliner Flughafen-Chef jetzt ungeplant und ungewollt noch einmal eine ganze Menge dazu bekommen: Ein Bericht zum Stand der Bauarbeiten am BER lässt aufhorchen. Die neueste Bestandsaufnahme listet 65 500 Mängel auf, das sind gut 20 000 mehr, als bislang bekannt waren. Die Eröffnung des Flughafens noch im Jahr 2014, von Mehdorn stets als ultimatives Ziel genannt, wackelt nach diesem Bericht nicht nur. Sie erscheint unmöglich.
„An 70 Prozent aller Kabel und ca. 20 Prozent aller Kabeltrassen ist Handlungsbedarf gegeben“, zitiert „Die Zeit“ aus der ihr vorliegenden Zusammenfassung des Mängelberichts, der Hartmut Mehdorn Anfang August in seinem Ferienhaus im Süden Frankreichs erreichte. Fotos dokumentieren die kaputten und oft durch zu enge Kabeltrassen gestopften Leitungen. Dazu kommt der völlig vernachlässigte Brandschutz. „Rund 3600 verortete Einzelabweichungen von genehmigungsrechtlicher Relevanz“ im anlagentechnischen sowie rund „14 750 verortbare Einzelabweichungen mit genehmigungsrechtlicher Relevanz“ im baulichen Brandschutz. Es ist eine Liste, die sprachlos macht: Der Rauchalarm funktioniert nicht flächendeckend, die geschossübergreifende Entrauchung ist nicht nachgewiesen.
Kostenrahmen von 4,3 Milliarden Euro nicht zu halten
So plant und baut man keinen Flughafen, der einmal Drehkreuz von 27 Millionen Passagieren im Jahr werden soll. All die wohl notwendigen Nachbesserungen werden den ohnehin ständig nach oben korrigierten Kosten- und Wirtschaftsplan des Hauptstadtflughafens weiter in die Höhe treiben. Derzeit rechnet die Flughafengesellschaft, zu deren Anteilseignern der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg gehören, mit 4,3 Milliarden Euro an Kosten. Das ist nach dieser Mängelliste sicher nicht zu halten.
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