850 Baustellen: Mit der Bahn stehen Sie dieses Jahr dauernd im Stau
Die gute Nachricht: Die Deutsche Bahn steckt in diesem Jahr 5,5 Mrd. € in die Modernisierung des Schienennetzes. Die schlechte: Zugreisende müssen sich auf viele Verspätungen und Unbequemlichkeiten einstellen. Was Sie wissen müssen:
30 bis 40 Minuten mehr brauchen etwa die Fernzüge zwischen Hamburg, Hannover und Göttingen, weil die Schnellfahrstrecke zwischen Anfang Mai und Anfang September zeitweise komplett gesperrt wird, um Weichen und Gleise zu erneuern. Die ICEs rollen dann über die alte kurvenreiche, aber landschaftlich schönere alte Verbindung, die sonst nur für den Nah- und Güterverkehr genutzt wird. Korridore einrichten nennt die Bahn das. Und davon soll es in diesem Jahr 76 geben.
Allein 150 Eisenbahnbrücken werden saniert
Statt Weichen, Gleise und Schotter vor allem nachts Zug um Zug auszutauschen, sodass der Bahnverkehr kaum behindert wird, setzt das Netz-Management also auf Teil- oder Komplettsperrungen So könnten die Bauarbeiten erheblich schneller abgeschlossen werden und seien dazu noch billiger, heißt es seitens der Bahn.
850 Einzelmaßnahmen umfasst der Plan für 2016. Dazu zählt auch die Sanierung von Brücken – 150 stehen auf der Liste. Ansonsten werden 3200 km Schienen, 2000 Weichen, 2,9 Millionen Eisenbahnschwellen und etwa vier Millionen Tonnen Schotter ausgetauscht. Zudem trifft die Bahn Vorkehrungen gegen den Kabelklau, der regelmäßig zu massiven Störungen führt, weil dadurch die Sicherheitssysteme lahmgelegt werden.
Störungen durch neue Sicherheitstechnik
Zu den Beeinträchtigungen durch Korridore für Bauarbeiten kommen die durch die Umstellung auf Elektronische Stellwerke, die uralte Sicherheitstechnik ersetzt. Dabei kommt es immer wieder, wie am 1. Februar 2016 zwischen Duisburg und Aachen, zu Verspätungen von einer Stunde und mehr.
Bahnkunden, die zwischen Münster und Bremen unterwegs sind, müssen sich auf diverse Sperrungen einrichten, weil in Osnabrück ein Elektronisches Stellwerk installiert wird. Zusätzlich wird die Strecke Osnabrück-Hasbergen von Mitte August bis Anfang November jeweils in der Nacht von Sonntag auf Montag komplett gesperrt. Fernverkehrszüge umfahren dann Münster und Osnabrück und brauchen 22 Minuten länger.
Lediglich elf Minuten mehr sollen Fahrgäste einplanen müssen, die von Mitte Juli bis Ende August zwischen Frankfurt am Main und Mannheim unterwegs sind. Sie werden über Worms und Gleise der Rhein-Neckar-Bahn umgeleitet.
Komplettsperrung für zwölf Monate
Gleich ein ganzes Jahr, bis Dezember 2016, dauert eine Sperrung in Berlin-Marienfelde. Fernzüge nach Dresden werden umgeleitet. Ab August gibt es auf dieser Strecke weiter im Süden zusätzlich eine Vollsperrung. Täglich müssen dann 22 Fernzüge einen Umweg fahren. Das dauert bis zu 20 Minuten länger. 75 Nahverkehrszüge pro Tag werden komplett gestrichen. Sie werden, wie bei allen Zugausfällen, durch Busse ersetzt, die oft überfüllt sind und nicht selten doppelt so lange brauchen wie der Schienenverkehr.
Bis zu 30 Minuten länger dauert von Ende Juli bis Mitte September die Fahrt zwischen Ulm und Augsburg. Manche Züge, so die Bahn, würden dann ganz ausfallen. Die Arbeiten dort umfassen Brückensanierungen und Gleiserneuerungen.
Umleitung ohne Zeitverlust
Die Inbetriebnahme der Neubaustrecke Erfurt-Nürnberg sowie deren Anbindung an die Altstrecke Saalfeld-Nürnberg erfordert eine 34-wöchige Totalsperrung zwischen Hallstadt und Bad Staffelstein. Der Fernverkehr ist nicht betroffen. Er wird weiträumig ohne Zeitverlust umgeleitet.
Auf zwei weiteren Großbaustellen will die Bahn ohne Verspätungen auskommen. Allerdings fallen schon mal Züge aus. Betroffen sind die Strecken München-Salzburg und Köln-Hagen. Die Bahnreisenden können jedoch hoffen: 2020, wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind, ist die „Verfügbarkeit“ laut Roland Bosch dann auch höher. Dann müssten die Fahrpläne eingehalten werden. Warten wir´s ab.
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