ACTIBUMP 13.06.2019, 13:43 Uhr

Hightech-Schlagloch soll Raser stoppen

Gerade noch gleitet die Limousine trotz hohen Tempos beinahe lautlos über die Straße. Plötzlich erschreckt ein Poltern die Insassen. Vor dem Raser hat sich blitzschnell eine Stahlplatte hydraulisch abgesenkt. Das droht Autofahrern ab Sommer auch in Hanau.

Blaues Auto vor einer Absenkvorrichtung von Edeva

Foto: Edeva

Actibump heißt das System, das das schwedische Unternehmen Edeva entwickelt hat. Das erste ging 2011 in der schwedischen Stadt Linköping in Betrieb. Im Laufe der Jahre installierten mehrere schwedische, tschechische und australische Städte Actibump. Fahrer, die mit angemessener Geschwindigkeit drüberfahren, spüren nichts. Die Platte ist in den Straßenasphalt eingefasst und bewegt sich nicht. Wenn das Messradar jedoch eine überhöhte Geschwindigkeit feststellt, entsteht eine sechs Zentimeter hohe Stufe. Ist der Raser darübergepoltert, hebt sie sich wieder in Normalposition.

Während Blitzen kaum Einfluss hat auf das Fahrverhalten eines Autofahrers, soll das Poltern eine hohe erzieherische Wirkung haben. Auf der Öresund-Brücke zwischen der schwedischen Stadt Malmö und der dänischen Hauptstadt Kopenhagen findet man den Beweis. Hier lohnt sich das Blitzen kaum noch. Raser sind selten, weil bereits vor einigen Jahren Actibump installiert wurde.

Hersteller Edeva warnt: Nicht in Kurven platzieren

„Gefährlich für Motorradfahrer, nutzlos bei SUVs“, twittert Jeroen de Bakker. Zumindest ersteres lässt das schwedische Unternehmen Edeva nicht gelten, das die Fallgrube entwickelt hat. Sowohl bei Autos als auch bei Motorrädern schluckten Federung und Reifen den größten Teil der sich entwickelnden Kräfte. Allerdings empfiehlt das Unternehmen, Actibump nicht in Kurven zu platzieren.

Behörden, die dennoch Angst um Motorradfahrer haben, können eine Zusatzeinrichtung installieren, mit der sich Motorradfahrer anhand des Signals identifizieren lassen, das die in die Fahrbahn eingelassenen Induktionsschleifen an die Auswerteeinheit schicken. Dann bleibt die Stahlplatte unverändert, wenn sich ein rasender Motorradfahrer nähert. Das empfiehlt das Unternehmen allerdings nicht, weil es die Gefahr für Biker als gering einschätzt.

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Anteil der Raser sank in Linköping auf 20 %

Mit Actibump ausgestattete Straßen ermöglichen im Gegensatz zu Bodenwellen und Rüttelstrecken einen normalen Verkehrsfluss. Raser werden gezielt herausgepickt. Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr sowie Krankentransporter können Actibump per Funksignal kurzzeitig außer Betrieb setzen. In Linköping, dem Sitz von Edeva, sank der Anteil der Schnellfahrer nach der Installation von Actibump von 70 % auf 20 %.

Darauf hofft auch die Stadtverwaltung von Hanau. Actibump wird in der Langstraße installiert, einer Wohnstraße in der Innenstadt, auf der Tempo 20 erlaubt ist. Blitzen, gefolgt von Verwarnungsgeldern und Bußgeldbescheiden, hat nichts gebracht. Jetzt hofft die Stadt auf die Hightech-Schlaglöcher aus Schweden. Es könnte allerdings noch Probleme mit Behörden und der Politik geben. Das hessische Verkehrsministerium ist noch nicht sicher, ob Actibump ohne Zulassung der Bundesanstalt für Straßenwesen installiert werden darf.

Actibump kann auch Radler und Fußgänger schützen

Endeva empfiehlt seine Schwellen auch zur Sicherung von Radwegen. Von beiden Seiten vor querenden Radwegen installiert, sollen die Schwellen Autofahrer in ihrem Drang, schnell voranzukommen, abbremsen. Auch Zebrastreifen lassen sich so sichern. Fest installierte Bodenwellen oder sogenannte Kölner Teller helfen auch, doch diese treffen auch die Fahrer, die mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs sind.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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