AImotive: Start-up für autonomes Fahren sammelt 20 Millionen Dollar ein
AImotive aus Ungarn hat es sich zum Ziel gesetzt, nah an die deutsche Autoindustrie heranzurücken. Investoren wie Bosch beteiligen sich mit hohen Summen an dem europäischen Start-up für autonomes Fahren.
Autonomes Fahren hat in der Bevölkerung eher verhaltene Begeisterung ausgelöst. Viele große Autobauer wie Audi haben ihre Pläne, ein autonomes Auto zu entwickeln wieder verworfen. Der A8 sollte als teilautonomes Fahrzeug auf die Straße kommen, doch der Konzern verfolgt das Konzept nicht weiter. Mercedes und BMW erklärten auch, dass sie ihre kostspielige Kooperation bei der Entwicklung selbstfahrender Autos ruhen lassen werde.
AImotive möchte die Automatisierung günstiger machen
Das erweist sich als Chance für Start-ups. AImotive aus Ungarn möchte die Automatisierung von Fahrzeugen günstiger machen. Dafür entwickelt das europäische Software-Unternehmen weitere Komponenten für autonome Autos. Almotive erhält weiteren Grund zur Freude: Mitten in der Corona-Krise erhält das ungarische Start-up 20 Millionen Dollar. Die Finanzierung wird von Lead Ventures angeführt, einem hauptsächlich vom ungarischen Energiekonzern MOL finanzierten Risikokaptialgeber. Robert Bosch und Samsung Catalyst zählen zu den weiteren Teilhabern.
„Diese Finanzierungsrunde zeigt, dass Investoren die Softwareentwicklung, insbesondere die agile Softwareentwicklung im automatisierten Fahrbereich, für sehr wichtig halten“, sagt László Kishonti, Gründer und Geschäftsführer von Almotive.
Almotive testet seine Technologie auf ungarischen, skandinavischen und französischen Straßen. Dank einer Kooperation mit der Peugoet-Mutter PSA ergeben sich die Testfahrten in Frankreich. Auch in Kalifornien sind Autos mit der Almotive-Software schon 6.000 Meilen sicher gefahren.
„Ich denke, dies ist eine große Errungenschaft für das Unternehmen, um in dieses Umfeld zu investieren“, sagt Kishonti über die globale Pandemie und den wirtschaftlichen Abschwung. „Es bedeutet auch, dass wir sehr bald in der Automobilindustrie ein wichtiger unabhängiger Software-Player sein werden.“
Almotive hat seinen Hauptsitz in Budapest und beschäftigt 200 Mitarbeiter. Nach der Finanzierungsrunde sollen neue Büros in München und Detroit eröffnet werden. Amotive gibt selbst an, eines der größten KI-Forschungsteams in Europa zu haben. Die Technologie basiere stark auf Software-Lösungen, die auf künstlicher Intelligenz beruhen. Das ungarische Unternehmen arbeitet auch daran, seine automatisierte Parkservice-Technologie weiter voranzutreiben.
Durch die Corona-Pandemie ist die Automobilbranche noch weiter in die Krise geraten. Der Absatz von Fahrzeugen geht rapide zurück. Viele Autohersteller sind in ernsthaften Schwierigkeiten, weil niemand Autos kauft. Kishonti von Almotive gibt an, dass die Nachfrage nach Sicherheit auf den Straßen jedes Jahr steigt und die Raffinesse der Softwaretests gleichzeitig wächst.
„Diese von uns entwickelten simulationsbasierten Testtools sparen viel Geld, nicht nur, weil sie die Entwicklung beschleunigen, sondern auch, weil es sicherer und billiger ist, die Tests tausende oder hunderttausende Male in einer simulierten Umgebung durchzuführen, als auf der echten Straße“, sagt er.
Das Start-up sieht im automatisierten Fahren kein Luxusgut, sondern möchte es der breiten Masse zur Verfügung stellen. Die aktuellen Entwicklungen konzentrieren sich auf den Einsatz automatisierter Fahrtechnologien für das Fahren auf Autobahnen. Auf langen Strecken kann das Auto dann völlig autonom fahren. Seit 2015 hat sich das Unternehmen diese Mission auf die Fahne geschrieben. Erschwingliches automatisiertes Fahren ist ihr Ziel.
Software für automatisiertes Fahren in fünf Stufen
Die Software für autonome Fahrzeuge staffelt sich nach Stufen. Die erste Stufe sieht vor, dass ein menschlicher Fahrer nach wie vor die Kontrolle hat. In Stufe 2 liegt die Teilautomation vor. Unter definierten Bedingungen hält das Fahrzeug die Spur, bremst und beschleunigt – allerdings muss der Fahrer den Verkehr stets im Blick haben. Das hochautomatisierte Fahren stellt Stufe 3 dar. Hier darf sich der Fahrer vorübergehend von Fahraufgabe und Verkehr abwenden. Im 4. Level kann der Fahrer die Fahrzeugführung komplett abgeben und wird zum Passagier. In der höchsten Stufe wird dann wirklich autonom gefahren. Die Technik im Auto bewältigt alle Verkehrssituationen.
Im Podcast „Technik aufs Ohr“ haben wir auch schon über autonome Fahrzeuge gesprochen. Einer der führenden deutschen Wissenschaftler im Bereich des automatisierten Fahrens ist Lutz Eckstein. Er ist Direktor des Instituts für Kraftfahrzeuge an der RWTH Aachen und Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Fahrzeug und Verkehrstechnik. Im Podcast beantwortet er die Frage: „Sind wir bereit für autonomes Fahren?“
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