Airbus plant das vollelektrische Fliegen
Bei den Airbus Innovation Days 2019 hat der Vorstandsvorsitzende Guillaume Faury seine Prioritäten verkündet: Das Unternehmen will den CO2-Ausstoß verringern und schon in zehn Jahr elektrisch abheben.
Das Fliegen gilt als eine der größten Umweltsünden. Denn der Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) ist dabei hoch. Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online hat ausgerechnet, dass beispielsweise für einen Hin- und Rückflug von Düsseldorf nach Palma de Mallorca 680 Kilo CO2 in der Luft landen – pro Kopf. Zum Vergleich: Für die gleiche Menge an Emissionen kann ein kleiner Benziner etwa 4.000 Kilometer auf der Autobahn zurücklegen. Diskussionen über einen umweltfreundlicheren Verkehr können also nicht geführt werden, ohne das Fliegen einzubeziehen.
Das sieht die Europäische Union genauso. Bis zum Jahr 2050 möchte sie die CO2-Emissionen im Vergleich zum Jahr 2000 um 75 % senken. So steht es im „Flightpath 2050“. Bei den Stickoxiden (NOx) sollen es sogar 90 % weniger sein. Im gleichen Zeitraum soll übrigens der Fluglärm um 65 % abnehmen. Und diese Ziele sind noch ehrgeiziger, als sie im ersten Moment klingen. Denn parallel steigt die Zahl der Flüge weiter an. Im Europäischen Umweltbericht zur Luftfahrt prognostizieren die Experten, dass es im Jahr 2040 42 % mehr Flüge geben wird als 2017. Gelänge ein Durchbruch im elektrischen Fliegen, brächte das trotz dieser Entwicklung alle Ziele in greifbare Nähe. Das weiß auch Airbus. Anders gesagt: Von der boomenden Flugbranche wird das Unternehmen umso mehr profitieren können, je schneller die technologischen Herausforderungen des elektrischen Fliegens gelöst werden. Die sind allerdings groß. Guillaume Faury will daher verschiedene Ansätze verfolgen, um die Kohlendioxid-Emissionen zu verringern.
CO2-Ausstoß soll ab dem Jahr 2035 sinken
An erster Stelle steht ein naheliegender Gedanke: Modernisierung. Praktisch heißt das, alte Flugzeuge durch neue Maschinen zu ersetzen, die weniger Emissionen verursachen. Zudem könnte ein besseres Luftverkehrsmanagement nach seiner Meinung erheblich dazu beitragen, Treibstoff zu sparen. Bis zu 15 % weniger CO2-Ausstoß wären dadurch denkbar. Das sollte nach der Unternehmens-Strategie Hand in Hand gehen mit einem Ausbau nachhaltiger Bio-Treibstoffe.
Diese Maßnahmen werden aber nicht ausreichen. Deswegen plant Faury den Einbau elektrischer Antriebe. Das klingt gut, ist aber mit einem großen Problem behaftet. Denn die Akkus, die es derzeit gibt, sind schwer, verbrauchen also zu viel Energie, um ihr eigenes Gewicht in die Luft zu bringen. Für längere Flugstrecken wäre ihre Reichweite dementsprechend ohnehin nicht ausreichend. Trotzdem wünscht Faury sich schon ab dem nächsten Jahr ein klimaneutrales Wachstum. Ab dem Jahr 2035 sollen die CO2-Emissionen dann sinken, trotz vermutlich weiterhin steigender Zahl an Flügen.
Experten bezweifeln Effizienz von hybrid-elektrischen Antrieben
Faury will ab dem nächsten Jahrzehnt elektrische Antriebe einführen. Das Ziel soll lauten, vollkommen emissionsfrei zu fliegen. Möglich wäre das dementsprechend nur mit technologischen Fortschritt. Neben der Weiterentwicklung von Biotreibstoff und synthetischen Treibstoffen könnte Wasserstoff dazu beitragen.
Auf kürzeren Strecken wird für kleinere Maschinen über hybrid-elektrische Antriebe diskutiert. Allerdings bezweifeln Experten, dass sie den CO2-Ausstoß in einem nennenswerten Maße senken könnten. Welche konkreten Projekte Airbus als Nächstes umsetzen will, ist noch nicht klar. Die Kooperation mit Siemens zur Entwicklung eines hybrid-elektrischen Antriebs ist seit Anfang des Monats offiziell beendet. Als Begründung hieß es, das Ziel sei früher als geplant erreicht worden – nämlich ein umsetzbares Konzept für einen solchen Antrieb. Doch zum ursprünglich anvisiertem Versuchsflugzeug „E-Fan-X“, an dem auch Rolls-Royce beteiligt ist, gibt es bislang keine Neuigkeiten.
Boeing arbeitet ebenfalls an elektrisch angetriebenen Flugzeugen
Natürlich ist Airbus nicht das einzige Unternehmen, das elektrische Antriebe nutzen will. Boeing hat eine Kooperation mit japanischen Firmen gestartet, um neue Batterien und Motoren zu entwickeln. Die britische Airline Eeasyjet wiederum forscht zusammen mit dem amerikanischen Start-up Wright Electric an einer Lösung für Kurzstreckenflüge. Der geplante Flieger soll 150 Sitze haben. Abheben soll er im Jahr 2030. Parallel laufen verschiedene Projekte für elektrische Kleinflugzeuge und Lufttaxis.
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