Airbus will Schlaf- und Bürocontainer im Frachtraum anbieten
Bislang reisen eigentlich nur Hunde, Katzen oder manchmal auch Pferde in Frachträumen von Flugzeugen. Demnächst könnten da auch Menschen liegen – in Schlafcontainern auf Landstreckenflügen. Entsprechende Schlafkojen entwickeln Airbus und Zodiac Aerospace.
Ordentliches Sitzfleisch brauchen Passagiere, die nonstop von London nach Australien fliegen. 17 Stunden ist die Maschine der australischen Fluggesellschaft Qantas in der Luft. Ab 2020 könnte es für einen Teil von ihnen bequemer werden. Ähnlich wie Tiere, Reisegepäck und Luftfracht landen sie im Untergeschoss eines Airbus 330, 340 oder 350. Dennoch wird sich keiner beschweren, denn den vermeintlich Abgeschobenen steht dort ein Container mit bequemen Schlafkojen zur Verfügung, ähnlich denen im Schlafwagen der Bahn. Sie können also einen Teil des Fluges liegend, vielleicht sogar schlafend verbringen.
Einfach 17 Stunden durchschlafen oder einfach gemütlich im Bett verbringen, ist allerdings nicht möglich. Jeder Passagier, der eine Schlafkoje bucht, benötigt auch einen normalen Sitz. Den muss er wenigstens beim Start und bei der Landung einnehmen. Den Nonstop-Langstreckenrekord hält ebenfalls Qantas. Von Doha in Katar ins neuseeländische Auckland dauert der Flug mindestens 17 Stunden und 40 Minuten.
Schlafcontainer soll 2020 erstmals fliegen
Der europäische Flugzeugbauer Airbus entwickelt die Schlafcontainer derzeit gemeinsam mit Zodiac Aerospace, einem französischen Spezialisten für die Inneneinrichtung von Flugzeugen aus Plaisir nahe Paris. 2020 soll das Modul einsatzbereit sein. Airbus sieht den Container als zusätzliches Verkaufsargument für den Verkauf des Extremlangstreckenjets A350-900ULR. Den wird Qantas der Boeing 777-8 vorziehen, dem Dreamliner aus den USA – so jedenfalls die Hoffnung von Airbus. Noch ist nicht entschieden, mit welchem Flugzeugtyp die Australier die Strecke Sydney-London letztlich bedienen. Derzeit ist es eine Boeing 787-9, die die 14.500 Kilometer lange Strecke fliegt.
Die Entdeckung des Untergeschosses
Das Untergeschoss ist für die Airlines attraktiv. Dorthin können sie Serviceeinrichtungen wie Küchen und Waschräume einrichten, wie es Lufthansa bereits in der A340-600 praktiziert. „Wenn wir Serviceeinrichtungen aus der Passagierkabine umziehen, entsteht (…) dort Platz für zusätzliche Sitze“, sagte Airbus Manger Kiran Rao dem „Australian Business Traveller“ schon im Jahr 2016. In sehr langen Flugzeugen sei ein Teil des Unterflurfrachtraums ohnehin entbehrlich. Man könne nicht alles mit Frachtcontainern füllen.
Qantas hatte die Entwicklung der Schlafkojen angestoßen. Qantas-Chef Alan Joyce hatte gegenüber dem Magazin „Australian Aviation“ laut über die Möglichkeiten nachgedacht, den Unterflurbereich für ein Fitness-Studio, Schlafkabinen und andere Einrichtungen zu nutzen. Gedacht ist beispielsweise an Spielplätze, Konferenzräume und Krankenstationen.
Spartanische Schlafkojen fürs Personal
Die Schlafcontainer können während des normalen Ladevorgangs an Bord gebracht werden – die Ladezeit verlängert sich nicht. Nötig ist dann nur noch der Anschluss an das Stromnetz sowie die Verbindungen mit der Luft- und Wasserversorgung. Das deutet darauf hin, dass der Container auch mit sanitären Einrichtungen versehen ist.
Der Frachtraum wird auf Langstreckenflügen bereits heute als Schlafplatz genutzt, allerdings nur für das Personal. Flugbegleiter und Piloten können sich hier zwischendurch mal ausruhen. Mit den komfortablen Schlafkojen, die Airbus einführen will, sind sie allerdings nicht zu vergleichen: Sie sind winzig klein.
Verrückte Ideen hatte Airbus schon häufig, auch wenn sie nicht immer verwirklicht werden wie die Idee, die Passagiere auf Fahrradsätteln sitzen zu lassen.
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