Aldi Süd baut enges Netz von Ladesstationen entlang der Autobahnen
Wer darauf wartet, dass sein Elektroauto lädt, der kann auch genauso gut einkaufen. Das dachte sich wohl Aldi Süd und will damit den Autobahnraststätten Konkurrenz machen. Das Netz an E-Ladesäulen auf Aldi-Parkplätzen, bei denen Kunden schon heute kostenfrei laden können, soll deutlich erweitert werden.
Es gab mal das ehrgeizige Ziel der letzten Bundesregierung, dass bis 2020 eine Million Elektroautos auf den Straßen Deutschlands fahren sollen. Das ist Schnee von gestern: Trotz fetter finanzieller Kaufanreize waren am 1. Januar 2018 mickrige 53.861 reine Elektroautos in Deutschland zugelassen. Die wohl größten Hürden für die Elektromobilität sind die zumeist geringe Reichweite der Fahrzeuge und das dünne Netz von Ladestationen im Land.
Das will nun ausgerechnet der Lebensmitteldiscounter Aldi Süd ändern und ein Netz von Ladestationen in Autobahnnähe aufbauen. „Bisher haben wir uns auf die Ballungszentren und Innenstädte konzentriert. Jetzt ermöglichen wir unseren Kunden auch, ihre Urlaubsfahrten mit uns zu planen“, sagte der Leiter Energiemanagement bei Aldi Süd, Florian Kempf, bei der Eröffnung einer neuen Ladestation im hessischen Seeheim-Jugenheim nahe der A5.
Bis Jahresende verfügen 81 Aldi-Süd-Filialen über Ladestationen
Aktuell bieten 53 Filialen Kunden die Möglichkeit, auf dem Firmenparkplatz während ihres Einkaufs das Elektroauto kostenlos aufzuladen. Diese liegen überwiegend in Großstädten wie Düsseldorf, Frankfurt, Köln, München, Stuttgart und Mülheim an der Ruhr. Bisher gibt es Ladestationen bei Aldi in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. In Kürze werden drei Elektrotankstellen bei Aldi-Filialen im Saarland eröffnen.
Nun kommen bis zum Jahresende 28 neue Tankstellen für Elektroautos hinzu, die in der Nähe der Autobahnen A3, A5, A6, A7, A8 und A9 liegen. Die neuen E-Tankstellen liegen alle maximal 5 Minuten von der jeweiligen Autobahn entfernt. Damit geht Aldi Süd in direkte Konkurrenz zu den bestehenden Autobahnraststätten.
Die Kunden können sich für ihre Urlaubsreise in der Filiale mit Reiseproviant eindecken, während der Stromer an der Ladestation aufgeladen wird. Technologiepartner für die Schnellladesäulen ist die RWE-Tochter Innogy. An allen Ladestationen werden die gängigen Steckertypen wie CCS, Chademo und Typ-2-Stecker akzeptiert.
In 30 Minuten Power für 200 weitere Kilometer
Je nach Fahrzeugtyp versorgen die Stationen das Auto in einer halben Stunde Ladezeit mit bis zu 50 kW Elektropower für weitere 200 Kilometer. Weil die neuen Aldi-Süd-Ladestationen maximal 160 Kilometer auseinander liegen, gehört die Sorge nach der leeren Batterie entlang der Aldi-Strecken bald der Vergangenheit an. Der wohl größte Horror bei einer Urlaubsreise mit dem Elektroauto fällt weg. „Mit den neuen Ladesäulen statten wir die Hauptverkehrsrouten durch West- und Süddeutschland flächendeckend mit Eletrotankstellen aus“, betonte Florian Kempf.
Sonnenstrom kommt vom Dach der Filialen
Das Beste: Während der Filialöffnungszeiten ist das Aufladen unbeschränkt möglich und vor allem kostenlos. Die Aldi-Filialen mit den Elektroladestationen sind an dem Logo „Sonne tanken“ zu erkennen. Denn Während der Sonnenstunden werden die Elektrofahrzeuge mit Strom aus den Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Aldi-Filialen aufgeladen. Der Discounter hat bereits 1.300 der insgesamt 1.890 Filialen mit eigenen Photovoltaikanlagen auf dem Dach bestückt. Bis zum Jahresende kommen weitere 60 Filialen hinzukommen.
Der Tankvorgang ist denkbar einfach, eine Anmeldung oder Autorisierung ist nicht nötig. Sobald der Kunde sein Elektrofahrzeug mit der Ladestation verbindet, schaltet sich der Ladepunkt frei. Nach dem Aufladen betätigt der Kunde an der Säule einfach die Stopp-Taste und zieht den Stecker.
Auch jeweils drei Ladepunkte für Elektrofahrräder
Aldi Süd denkt bei seiner E-Mobilitäts-Offensive aber auch an die stetig steigende Anzahl von Elektrofahrrädern. An einer separaten Ladestation mit drei Ladepunkten können Pedelecs kostenlos aufgeladen werden. Dazu muss der Akku des Fahrrades lediglich an die Ladestation angeschlossen werden. Die Reichweitenverlängerung von 8 Kilometern nach einer halben Stunde Aufladen ist allerdings suboptimal.
Auch Niederländer wollen Netz von Ladestationen aufbauen
Doch Aldi ist nicht der einzige, der in den Aufbau eines privaten Ladenetzes investiert. Das niederländische Unternehmen Fastned mit Sitz in Amsterdam will ein europaweites Netz von 1000 Schnellladestationen aufbauen. Gerade hat Fastned eine erste Schnellladestation an der A3 in Limburg an der Lahn, die über mehrere 350 kW Ladepunkte verfügt. Diese Lader sind somit für viele Modelle gerüstet, die erst künftig mit einer solchen Ladeleistung auf den Markt kommen.
Firmenchef Bart Lubbers setzt darauf, dass jetzt die Elektroautos der deutschen Hersteller verstärkt auf den Markt kommen und die Elektromobilität an Fahrt aufnimmt. „Das ist eine große Herausforderung und zugleich Chance für die Automobilindustrie und Ladeunternehmen wie Fastned“, so Lubbers. „Gemeinsam mit Gemeinden, Grundeigentümern und Zuliefern bauen wir die Ladeinfrastruktur, die benötigt wird um diese Autos mit der Kraft der Sonne und Wind laden zu können.“
30 Minuten Schnellladen kostet bei Fastned 7,50 Euro
Der Nachteil an der Fastned-Autowende ist allerdings der Preis. Fastned verlangt für eine halbe Stunde Schnellladen 7,50 Euro. Die Stromer von heute können allerdings nicht einmal ansatzweise mit 350 kW laden. Die meisten Elektrofahrzeuge wie der Opel Ampera-e oder der BMW i3 bringen es heute auf Ladegeschwindigkeiten von maximal 50 kW. Die Konsequenz: Nach 30 Minuten ist der Akku nicht voll.
Vielleicht ist da die neue Ladetechnologie von Continental der Ausweg. Ingenieure von Continental haben ein Ladegerät erfunden, mit dem Elektroautos nicht nur jede Ladestation anfahren können, egal ob die Gleich- oder Wechselstrom liefert. Sie können auch zwölfmal schneller auftanken. Der Trick: Die Conti-Ingenieure nutzen den Antriebsstrang als Ladegerät. Wie das funktioniert, lesen Sie hier.
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