Alternative Antriebe stellen die Wirtschaft vor neue Herausforderungen
Über 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Industrie folgten kürzlich der Einladung des VDI Landesverbandes Bayern und dem TÜV Süd zum Parlamentarischen Abend. Im Münchner BMW-Museum ging es dabei um „Alternative Antriebe und deren Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft“. Aus Sicht eines Autoherstellers, eines Zulieferers und eines Dienstleisters beurteilten die Referenten die Chancen dieser Technologien. VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 3. 10, jul
„BMW hat das Thema Klimaschutz rechtzeitig erkannt und bereits im Jahr 2000 die so genannte Efficient Dynamics-Strategie gestartet. Dazu gehören die Brems-Energie-Rückgewinnung, die Start-Stopp-Automatik, die elektrische Lenkung und die Luftklappensteuerung“, erläuterte Sandra Krommes, Projektleiterin Strategie Elektromobilität bei der BMW Group, in ihrem Vortrag. Krommes stellte insbesondere die aktuellen Entwicklungen in der Automobilindustrie und deren bereits heute realisierte Maßnahmen zur CO2-Reduktion in den Vordergrund. Das Unternehmen setze bei den alternativen Antrieben mittelfristig auf Hybridtechnologie und langfristig auf Elektromobilität.
Was intelligente Systeme betrifft, so sieht Gernot Spiegelberg, Vice President Technology bei der Siemens AG, die Elektrofahrzeuge von morgen nicht nur aus dem Blickwinkel der Verbraucher. In einem intelligenten System seien die Batterien von Elektrofahrzeugen auch Energiespeicher, erläuterte Spiegelberg während seines Vortrags. Das Prinzip ist dabei einfach: In Zeiten von Energieüberschuss nehmen sie Energie auf und können diese Energie wieder in das Netz abgeben, wenn das Fahrzeug nicht gebraucht wird und die Nachfrage höher ist, als das kurzfristige Angebot.
Manfred Bayerlein, Mitglied des Vorstandes der TÜV Süd AG, verdeutlichte in seinem Vortrag, dass der wachsende Mobilitätshunger der Weltbevölkerung mit konventionellen Antrieben dauerhaft nicht zu bewältigen sei – schon gar nicht vor dem Hintergrund der Klimaschutzziele der EU. Unter der Annahme, dass 2030 ca. 40 Mio. Klein- und Mittelklassefahrzeuge in Deutschland Elektro- oder Hybridfahrzeuge sein werden, würde dies 11 % der Stromerzeugung des Jahres 2008 erfordern, so Bayerlein weiter. Diesen Bedarf gelte es klimaneutral zu erzeugen: aus regenerativen Quellen, aus Kernkraft, durch Steigerung der Energieeffizienz und durch Energieeinsparung insbesondere durch die Wärmedämmung von Gebäuden.
Bayerlein legte im Folgenden dar, dass durch den Ausbau der Stromerzeugung aus regenerativen Energien und durch Einsparungen ein Drittel der heute aus fossilen Brennstoffen hergestellten Energie klimaneutral hergestellt werden könne. Also mehr, als für den Verkehr benötigt wird. „Voraussetzung dazu ist allerdings, dass alle sinnvollen Möglichkeiten ausgeschöpft werden und dass die Kernkraft als CO2-freie Übergangstechnologie noch zur Verfügung steht. Notwendig ist der Ausbau von intelligenten und transnationalen Netzen“, so Bayerlein. Und da Windkraft volatil sei, müssten Spitzen auch über Landesgrenzen hinweg in andere Netze eingespeist werden können, um die Versorgung mit regenerativer Energie zu gewährleisten. Dazu habe die Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen und auch die Infrastruktur den geänderten Anforderungen anzupassen.
Verschiedene Investitionsmöglichkeiten und Lösungsansätze diskutierten Referenten und Gäste bei der anschließenden lebhaften und durchaus kontroversen Podiumsdiskussion mit Prof. Sigmund Gottlieb vom Bayerischen Rundfunk. Bei einem Flying Buffet fand der Abend für alle Technikbegeisterten einen gebührenden Abschluss. VDI/jul
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