Amazon macht ernst mit der Lieferdrohne
Der Online-Händler Amazon will unbemannte Flugobjekte unbedingt im Paketdienst einsetzen. Und fliegt gedanklich schon mal vor: In England sollen bald schon Hunderte Kunden Bestellungen per autonomer Drohne erhalten. Auf dem Boden der Tatsachen fängt man aber recht klein an…
Richard B. sieht ganz zufrieden aus. Der ältere Herr sitzt in seinem Inspector-Barnaby-mäßigen Landhaus irgendwo in der Grafschaft Cambridgeshire und öffnet einen dunkelblauen Karton. Darin sind ein Amazon-Fire-TV-Stick und eine Tüte „Propercorn“ für den Hund. Die Kiste wurde doch tatsächlich von einer Drohne geliefert, die ihren Weg zu Richard B. ganz allein gefunden hat.
Gut, der Weg ist jetzt nicht so weit, nur mal kurz über die Wiese, denn Amazon hat sein Test-Lager gleich in der Nachbarschaft aufgebaut. Und von da aus, so zeigt es jetzt ein Firmenvideo, werden derzeit zwei Kunden beliefert. Zwei. Also Richard B. und noch einer. In wenigen Monaten sollen es aber schon Dutzende sein, dann Hunderte, und das dann auch schon „in einigen Meilen Entfernung“ vom Lager.
Wie ein Rochen fängt die Drohne ihre Beute
Amazon macht sich die günstigen ländlichen Bedingungen und die vergleichsweise laxen britischen Vorschriften für den Drohneneinsatz zunutze. Das Fluggerät namens „Prime Air“ darf hier nämlich ohne menschlichen Sichtkontakt unterwegs sein, was zum Beispiel in Deutschland noch strikt verboten ist.
Mit spürbarer Selbstbegeisterung führt das Unternehmen in dem Video vor, wie Richard B.s zunächst von Hand gepacktes Paket über ein Fließband läuft und dann von der Drohne aufgenommen wird . Und das sieht aus wie ein Rochen, der ja sein Maul an der Unterseite des Körpers hat und Fische da im Vorbeischwimmen einsaugt. Klappe zu, dann hebt die Drohne durch ein Tor wie an einem Flugzeug-Hangar ab. „Vom Start über die Landung bis zur Rückkehr fliegt Prime Air völlig autonom“, erklärt Amazon. Das Ganze funktioniert per GPS-Programmierung.
Himmel als einzige Grenze
Amazon strebt an, jede Bestellung innerhalb von 30 Minuten beim Kunden abzuliefern. Bei Richard B. habe es gar nur 13 Minuten gedauert. Dass die Bedingungen für diesen Test reichlich künstlich waren, stört offenbar keinen großen Geist. Die PR-trächtigen Drohnen-Testläufe von DHL in Deutschland auf einer Nordseeinsel oder in den bayerischen Bergen hatten da schon mehr Realitätsnähe.
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Dass ein solcher Drohnen-Paketdienst technisch funktioniert, steht ohnehin außer Zweifel. Die entscheidenden Sicherheitsfragen beantwortet der neue Amazon-Test dann eben auch nicht. Dafür gibt es mysteriöse Andeutungen: Am Ende des Videos raunt die Stimme ein geheimnisvoll klingendes „Und dann…“, schließlich fabuliert sie vom Himmel als der einzigen Grenze, aber selbst das wisse man ja heute nicht mehr so genau. Amazon jedenfalls hebt ab. So oder so…
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