Ohne Sichtkontakt 01.08.2016, 14:30 Uhr

Amazon testet Lieferdrohnen in Grossbritannien

Amazon und die britische Zivilluftfahrtbehörde CAA testen seit wenigen Tagen in Großbritannien Zustelldrohnen. Gemeinsames Ziel ist die Erarbeitung rechtsverbindlicher Vorschriften für den Betrieb von Auslieferdrohnen, die sich außerhalb der Sichtweite des Anwenders befinden. 

Sieht idylisch aus: Ein Junge sitzt auf einem Feld in Brandenburg und steuert bei Sonnenuntergang eine Drohne. Doch wie sollen kommerzielle Flüge mit Lieferdrohnen gesetzlich geregelt werden. Wie kann Sicherheit garantiert werden, wenn der Pilot das Fluggerät nicht mehr sehen kann? Und mehrere Drohnen gleichzeitig steuert? Amazon testet jetzt in Großbritannien solche Flüge.  

Sieht idylisch aus: Ein Junge sitzt auf einem Feld in Brandenburg und steuert bei Sonnenuntergang eine Drohne. Doch wie sollen kommerzielle Flüge mit Lieferdrohnen gesetzlich geregelt werden. Wie kann Sicherheit garantiert werden, wenn der Pilot das Fluggerät nicht mehr sehen kann? Und mehrere Drohnen gleichzeitig steuert? Amazon testet jetzt in Großbritannien solche Flüge.  

Foto: Patrick Pleul/dpa

Im Focus der Untersuchungen stehen drei Probleme, die gelöst sein müssen, bevor Drohnen grünes Licht für Zustellflüge bekommen: Wie lassen sich Drohnen außerhalb der Sichtweite des „Piloten“ sicher betreiben? Wie lassen sich Kollisionen mit Hindernissen vermeiden? Wie kann ein einzelner Steuermann eine Vielzahl von Drohnen gleichzeitig kontrollieren? In den USA hat Amazon erst gar keine solchen Testflüge unternehmen können. Dort hat die FAA (Federal Aviation Administration) kommerzielle Drohnenlieferdienste bis auf wenige Ausnahmen untersagt. Die Sichtverbindung zum Piloten am Boden muss jederzeit gegeben sein. 

Drohnenbetrieb außer Sichtweite

Von der britischen Zivilluftfahrtbehörde hingegen hat Amazon die Erlaubnis erhalten, den sicheren Betrieb der Drohnen außerhalb der Sicht des Piloten zu testen. Die maximale Geschwindigkeit soll 80 km/h nicht übertreffen. Die Reichweite der normalen Zustellflüge soll nicht über 16 Kilometer hinausgehen – gerechnet vom Amazon-Depot aus.

Die normale Flughöhe soll 100 m nicht wesentlich überschreiten. Wird das Ziel erreicht, so geht die Drohne senkrecht nach unten und setzt auf einer speziellen Matte auf, die der Amazon-Stammkunde im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon ausgebreitet hat.

Kollisionen vermeiden

Die Kollision mit festen oder beweglichen Hindernissen soll durch die Ausstattung der einzelnen Zustelldrohne mit einer Vielzahl von Sensoren verhindert werden. Im Gegensatz zum autonomen Kraftfahrzeug soll das Fluggerät ausdrücklich über keinerlei Kamera verfügen, um so die Privatsphäre der überflogenen Häuser, Gärten und sonstigen Einrichtungen zu gewährleisten. Amazon zielt dabei gleichzeitig auf die Minimierung des Fluglärms ab.

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Steuerung ganzer Drohnen-Flotten

Lösbar ist der sichere Betrieb ganzer Flotten von Zustelldrohnen nur über automatisierte Systeme, wie sie in etwas anderer Form beispielsweise schon in fahrerlosen Nahverkehrsnetzen des Öffentlichen Schienenverkehrs genutzt werden. Auf diesem Gebiet sind besonders umfangreiche Arbeiten erforderlich.

Amazon darf in Großbritannien sein Drohnenprogramm Prime Air testen. Flüge außer Sichtweite des Piloten sind dabei ebenso erlaubt wie Flüge, in denen ein Pilot mehrere Drohnen gleichzeitig steuert bzw. überwacht. 

Amazon darf in Großbritannien sein Drohnenprogramm Prime Air testen. Flüge außer Sichtweite des Piloten sind dabei ebenso erlaubt wie Flüge, in denen ein Pilot mehrere Drohnen gleichzeitig steuert bzw. überwacht. 

Quelle: Amazon

Dabei geht es auch darum, die Zustelldrohnen so weit wie irgend möglich abzusichern, damit sie nicht gestohlen oder umgelenkt und zum Absturz gebracht werden können. Ein Thema das als Dauerbrenner gilt: So wie Hacker Fortschritte machen, muss auch die Sicherheit der Drohnen laufend verbessert werden.

Regulärer Betriebsbeginn im Jahre 2020

Die britische Zivilluftfahrtbehörde geht davon aus, dass auf Basis der von nun an zu erarbeitenden technischen wie operationellen Vorschriften der Zustelldrohnen-Betrieb wohl ab 2020 möglich sein wird.

Amazon hat sich bei diesem Erprobungsprogramm auf Großbritannien konzentriert, weil die britischen Behörden dem Drohnenflug besonders aufgeschlossen gegenüber stehen. Tim Johnson, einer der Direktoren der britischen Civil Aviation Authority, betont: “Wir wünschen uns die Drohnen-Entwicklung als nachhaltige Innovation.” Daran knüpft Johnson die Feststellung, dass „die Tests mit Amazon unsere eigene Politik und die zukünftige Haltung gegenüber Drohnen formen”.

Kleine Pakete

Amazon strebt mit den Drohnen die schnelle Zustellung von Sendungen mit einem Maximalgewicht von 2,2 kg an. Etwa 80 bis 90 % aller Aufträge fallen bei Amazon in diese Kategorie. 

Testprogramme mit Drohnenflügen von Amazon gibt es auch in den USA, Kanada, Australien und Israel. Über ein Testprogramm in Japan wird derzeit noch verhandelt. Als besonders schwierig erweisen sich bisher die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten.

Ankunft einer DHL-Paketdrohne auf der verschneiten Winkelmoosalm: Von Januar bis März hat DHL den Pakettransport in Reit im Winkl per Paketdrohne zwischen Berg und Tal erprobt.

Ankunft einer DHL-Paketdrohne auf der verschneiten Winkelmoosalm: Von Januar bis März hat DHL den Pakettransport in Reit im Winkl per Paketdrohne zwischen Berg und Tal erprobt.

Quelle: DHL

In Deutschland hat die Posttochter DHL zu Beginn des Jahres in Reit im Winkl im oberbayerischen Traunstein erfolgreich die Belieferung von Endkunden mit einer Pakektdrohne getestet. Das gelb-rote Fluggerät pendelte zwischen dem Taldorf und der Winklmoosalm hin und her. Ohne Sichtkontakt. Und bereits im September 2014 sorgte der Bonner Paketdienstleister für große mediale Aufmerksamkeit, indem er in einer Weltpremiere eilige Medikamente mit einer automatisch fliegenden Drohne auf die Nordseeinsel Juist flog.

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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