Ammoniakmotoren lassen das Klima jubeln
MAN hat einen Motor für Schiffe getestet, der kein Kohlenstoffdioxid emittiert. 2026 soll der Antrieb erstmals in der Praxis eingesetzt werden.
Der Lkw-, Technologie und Motorenkonzern MAN Energy Solutions aus Augsburg hat den Tests eines neuen, mit Ammoniak betriebenen Verbrennungsmotors für Schiffe in seinem Versuchszentrum in Kopenhagen abgeschlossen. Anders als heutige Motoren, die mit Schweröl oder bestenfalls mit Diesel betrieben werden, emittiert der Ammoniak-Motor weder Kohlenstoffdioxid (CO2) noch Schadstoffe wie Schwefel. Kohlenmonoxid und Russ. Allerdings werden Stickoxide und das Klimagas Lachgas frei, wenn die Abgase nicht behandelt werden. Bei Unfällen kann Ammoniak freiwerden, das ätzende Wirkung hat.
Schiffstreibstoff der Zukunft
Trotzdem gilt Ammoniak als Schiffstreibstoff der Zukunft, insbesondere dann, wenn bei der Herstellung des Brennstoffs, der sich aus Stickstoff und Wasserstoff zusammensetzt (NH3), ausschließlich Strom aus erneuerbaren, zumindest aber aus nahezu CO2-freien Quellen wie Kernenergie eingesetzt wird.
Für den Test baute MAN eine luftdicht verschließbare Halle, sodass Ammoniak nicht in die Umwelt hätte gelangen können, wenn es ein Leck gegeben hätte. Um das unkontrollierte Entweichen von Ammoniak im regulären Betrieb zu verhindern sind alle Kraftstoff führenden Leitungen doppelwandig.
Einzylindriger Zweitaktmotor wird erweitert
„Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres werden wird den Zweitaktmotor, der jetzt nur einen Zylinder hat, auf die normale Größe mit acht oder mehr Zylindern bringen“, sagt Brian Østergaard Sørensen, MAN-Vizepräsident und Leiter Forschung und Entwicklung. Für 2026 ist die Kommerzialisierung geplant, sodass die Schifffahrt Zug um Zug aus CO2-emittierenden Kraftstoffen aussteigen kann.
Bis 2050 70 Prozent weniger CO2 geplant
Nach Angaben der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) stößt die Seeschifffahrt jährlich rund 940 Millionen Tonnen CO2 aus und ist für rund 2,5 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ohne Minderung werden die Emissionen in den nächsten drei Jahrzehnten um mindestens 50 Prozent wachsen, wenn nicht gegengesteuert wird Die IMO strebt an, bis 2050 die Emissionen von Schiffen um 70 Prozent zu reduzieren.
Mit Ammoniak- oder Elektromotoren
Das kann mit Ammoniak- oder Elektromotoren gelingen, die ihren Strom aus Brennstoffzellen beziehen. Während Ammoniak bei einer Temperatur von minus 33 Grad Celsius vom gasförmigen in den flüssigen Zustand übergeht und leicht transportiert werden kann, muss Wasserstoff für Brennstoffzellen auf minus 253 Grad gekühlt oder auf 800 bar komprimiert werden, um transportabel zu sein. Das spricht für Ammoniak.
Ammoniak als Wasserstofftransporteur
Ebenfalls dafür spricht, dass Wasserstoff, der im Rahmen der Energiewende künftig in gigantischen Mengen in sonnen- und windreichen Regionen hergestellt werden soll, vermutlich vor allem in Form von Ammoniak zu den Verbrauchern transportiert werden soll, die oft tausende Kilometer entfernt sind. Ein Ammoniakmolekül enthält neben einem Stickstoff- drei Wasserstoffmoleküle, sodass ein wirtschaftlicher Transport möglich zu sein scheint, selbst wenn man berücksichtigt, dass der Wasserstoff am Ziel wieder abgetrennt werden muss. Dort soll er unter anderem für industrielle Zwecke, etwa die Dekarbonisierung der Zement- und Stahlherstellung, und zur Schließung von Stromlücken eingesetzt werden. Ein durchaus nennenswerter Teil des Ammoniaks kann auch gleich zur Herstellung von Düngemitteln für die Landwirtschaft genutzt werden.
Bald produziert Chile grünes Ammoniak
Chile gehört neben Australien, Namibia und Kasachstan zu den Ländern, die ein hohes Potenzial zur Herstellung von grünem Wasserstoff haben und einen Teil davon auch exportieren können – Nordafrika wird das wertvolle Gas weitgehend selbst benötigen, wenn dort entsprechende Kapazitäten aufgebaut sind. Chile baut bereits eine Anlage, in der aus grünem Wasserstoff und Stickstoff, der der Luft entnommen wird, grünes Ammoniak hergestellt wird. Vorerst sollen es 8000 Tonnen pro Jahr sein, verschwindend wenig, wenn man bedenkt, dass weltweit pro Jahr 180 Millionen Tonnen dieses Gases hergestellt werden, vor allem zur Herstellung von Dünger.
Der Leipziger Gaskonzern VNG und der französische unabhängige Stromerzeuger Total Eren haben Größeres vor. Ab 2028 wollen sie pro Jahr 800.000 Tonnen Wasserstoff, gebunden in Ammoniak, vom Produktionsstandort in Chile nach Europa transportieren.
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