Audi-Ingenieur: „Ganz ohne Bescheißen geht es nicht“
Nicht nur die Ingenieure bei VW haben mit Schummelsoftware Abgaswerte manipuliert. Auch die Kollegen bei Audi haben bewusst getrickst. Nach Recherchen von NDR, WDR und SZ sollen vier hochrangige Motorenentwickler eine illegale Software für einen Dieselmotor entwickelt oder zumindest davon gewusst haben. Entwicklungsvorstand Stefan Knirsch ist beurlaubt.
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Nach VW rückt jetzt Audi in den Fokus des Dieselskandals. Auch Audi-Ingenieure sollen eine eigene Schummelsoftware entwickelt haben. Deshalb wurde Entwicklungsvorstand Stefan Knirsch beurlaubt.
Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Die E-Mail aus dem Jahr 2007 ist eindeutig. Ein Audi-Ingenieur schreibt darin, „ganz ohne Bescheißen“ werde man es nicht schaffen, die US-Grenzwerte einzuhalten. Und er schreibt das nicht nur an Kollegen, sondern auch einem größeren Kreis von Audi-Managern, berichtet der Rechercheverbund aus NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung.
Die E-Mail ist Teil des Berichts der Anwaltskanzlei Jones Day, die für Audi den Dieselskandal untersucht hat. Vierhochrangige Motorenentwickler des Unternehmens sind beurlaubt worden, weil sie eine illegale Software für den 3.0-l-TDI-Dieselmotor entwickelt oder davon gewusst haben sollen.
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Audi-Motor im Werk Neckarsulm: Der 3.0-l-TDI-Dieselmotor in den USA verfügt über eine Manipulationssoftware, die eigens von Audi entwickelt worden sein soll.
Quelle: Audi
Darunter ist auch Entwicklungsvorstand Stefan Knirsch. Wie der Rechercheverbund berichtet, wird Knirsch durch Zeugenaussagen und E-Mails schwer belastet, wonach er von dem Betrug wusste. Die Beweislage soll erdrückend sein.Nach Darstellung der Süddeutschen soll Knirsch fristlos gekündigt werden, falls er sich einer Aufhebung seines Vorstandsvertrages widersetzt. Bis Mitte nächster Woche habe Knirsch noch Zeit für eine einvernehmliche Lösung, so die Zeitung. Knirsch soll die Vorwürfe zurückgewiesen haben.
Audi hat auch selbst Schummelsoftware entwickelt
Wie NDR, WDR und Süddeutsche berichten, soll die Kanzlei auf zahlreiche Hinweise gestoßen sein, dass Audi eine eigene Betrugssoftware entwickelt hat. Zudem sollen die Motorenentwickler von Audi ihre Kollegen bei VW „maßgeblich begleitet und unterstützt haben“, so der Rechercheverbund. Das Tochterunternehmen Audi gelte mittlerweile im Konzern als die „Mutter des Betrugs“.
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Audi-Chef Rupert Stadler im Januar 2016 auf der Automesse in Detroit: Stadler soll seid 2010 von den Dieselmanipulationen bei Audi gewusst haben.
Quelle: Tannen Maury/dpa
Bislang stand dagegen die Motorenentwicklung von VW im Mittelpunkt des Skandals. Audi hatte behauptet, keine Manipulationen vorgenommen zu haben. Man habe allenfalls bestimmte Spezifikationen der Motorsteuerung gegenüber den US-Behörden „nicht offengelegt“. Die Hinweise, die Jones Day gefunden hat, weisen dagegen Audi eine aktive Rolle im Dieselskandal zu.
Audi-Chef Stadler soll von Manipulationen gewusst haben
Wie der Spiegel berichtet, soll auch Audi-Chef Rupert Stadler von den Manipulationen gewusst haben. Audi-Mitarbeiter hätten Stadler in den Gesprächen mit den Ermittlern der Kanzlei Jones Day belastet. Stadler soll seit 2010 über die Manipulationssoftware informiert gewesen sein.
Genau vor einem Jahr hat der Dieselskandal begonnen. Damals bestätigte VW erstmals Manipulationen in den USA.
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