Audi verwandelt PET-Flaschen in Sitzbezüge
Nachhaltigkeit gehört bei Audi zur offiziellen Unternehmensstrategie. Das soll sich durch verschiedene Bereiche ziehen – erstmals hat Audi für den neuen A3 Sitzbezüge im Angebot, die größtenteils aus Recycling-Material bestehen.
Nachhaltiges Handeln ist eines der großen Themen unserer Zeit. Das bezieht sich nicht nur darauf, den Kohlendioxid-Ausstoß so weit wie möglich zu reduzieren. Auch Plastik steht ganz oben auf der Agenda. Denn auf der einen Seite landet es in der Umwelt und fügt dort Tieren und Pflanzen Schaden zu. Gerade die Plastikmengen im Meer sind ein großes Problem, für das es noch keine befriedigende Lösung gibt. Auf der anderen Seite beeinträchtigt es unsere Gesundheit, weil Mikroplastik beispielsweise im Trinkwasser landet und sogar eingeatmet wird. Ein wichtiger Schritt wäre es daher, die Plastik-Produktion von vornherein einzuschränken. Audi macht in dieser Hinsicht jetzt einen wichtigen Schritt: Der neue Audi A3 wird erstmals mit Sitzbezügen angeboten, die zu einem großen Teil aus recycelten Plastik-Flaschen bestehen.
Polyester recyceln und neues Plastik vermeiden
Der Recycling-Trend ist nicht neu. Die Möbelindustrie hat schon länger die Möglichkeit für sich entdeckt, Papier, Plastik und Holzspäne in die Produktionsprozesse einzubinden, was umweltbewusste Verbraucher schätzen. Auch die Modeindustrie nutzt aufbereitetes Plastik, um daraus Schmuck, Kleider und Taschen herzustellen. Grundlage sind in der Regel PET-Flaschen. Polyethylenterephthalat (PET) gehört zur Gruppe der Polyester und wird schon lange für die Herstellung von Textilfasern verwendet.
In den meisten Fällen wird Polyester neu produziert, um daraus Kleidung oder eben Sitzbezüge herzustellen. Audi will das vermeiden und zu einem Kreislauf beitragen, der die Plastikmengen insgesamt begrenzen würde. Dafür werden PET-Flaschen in einem aufwendigen Verfahren zu Garn verarbeitet. Nach Angaben von Audi besitzen die daraus hergestellten Stoffe in optischer und haptischer Hinsicht die gleichen Eigenschaften wie herkömmliche Textilbezüge.
Plastikflaschen werden zu Garn verarbeitet
So gelangt das Plastik in die Sitze: Die meisten PET-Flaschen sind in Deutschland mit Pfand belegt, weswegen die Verbraucher die Flaschen zurück zum Händler bringen. Dort werden die Flaschen direkt gepresst, damit sie platzsparend und somit energieeffizient zum Recyclingwerk transportiert werden können. Dort werden Fremdstoffe wie Kappen entfernt, die PET-Flaschen sortiert und schließlich zerkleinert. Dabei entstehen sogenannte Flakes (Flocken), die wiederum gereinigt, getrocknet und eingeschmolzen werden. Im nächsten Schritt formen Düsen aus dieser Masse Kunststoff-Stränge, die nach dem Erkalten in kleine Stücke gehäckselt werden. Dabei entsteht ein Granulat, das die eigentliche Grundlage für die Textilbezüge bildet. Denn durch Extrusion wird dieses sogenannte Rezyklat in Fäden gepresst. Diese werden klassisch auf Spulen gewickelt, um zu Stoffen weiterverarbeitet werden zu können. Aktuell sind für die fertigen Sitzbezüge drei verschiedene Designs im Angebot.
Konkret heißt das neue Verfahren: Pro Sitzanlage eines A3 wird eine Plastikmenge verwendet, die bis zu 45 PET-Flaschen entspricht, mit einem Fassungsvermögen von anderthalb Litern. Weitere 62 PET-Flaschen werden recycelt, damit daraus der Teppich für ein A3-Modell gewebt werden kann. Insgesamt bestehen bis zu 89 % der verwendeten Textilien aus Recycling-Plastik.
Anteil an Recycling-Material soll steigen
Die fehlenden 11 % sind einem technischen Problem geschuldet:
„Die Herausforderung stellt das Untergewebe dar, das per Kleber mit dem Obermaterial verbunden wird. Wir arbeiten daran, auch diesen durch recyclingfähiges Polyester zu ersetzen“, sagt Ute Grönheim, bei Audi zuständig für die Materialentwicklung im Bereich Textilien.
„Unser Ziel ist es, den Sitzbezug komplett aus sortenreinem Material herzustellen, damit es wieder dem Kreislauf zugeführt werden kann. Davon sind wir nicht mehr weit entfernt.“ Ziel ist es, langfristig sämtliche Stoffbezüge über alle Modellreihen hinweg aus ehemaligen PET-Flaschen zu fertigen.
Damit ist übrigens noch nicht Schluss. Weitere Komponenten des Interieurs bestehen aus Recycling-Materialien, etwa Dämmstoffe und Dämpfungsbauteile, die Seitenverkleidung des Kofferraums, der Ladeboden und die Einlegematten. Ihr Anteil soll in den nächsten Jahren ebenfalls steigen.
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