Recycling 27.02.2020, 07:00 Uhr

Audi verwandelt PET-Flaschen in Sitzbezüge

Nachhaltigkeit gehört bei Audi zur offiziellen Unternehmensstrategie. Das soll sich durch verschiedene Bereiche ziehen – erstmals hat Audi für den neuen A3 Sitzbezüge im Angebot, die größtenteils aus Recycling-Material bestehen.

Plastikflaschen und Sitzbezüge

Aus alt entsteht neu oder: Plastik bleibt Plastik. Audi verwendet jetzt ehemalige PET-Flaschen für Textilbezüge.

Foto: Audi AG

Nachhaltiges Handeln ist eines der großen Themen unserer Zeit. Das bezieht sich nicht nur darauf, den Kohlendioxid-Ausstoß so weit wie möglich zu reduzieren. Auch Plastik steht ganz oben auf der Agenda. Denn auf der einen Seite landet es in der Umwelt und fügt dort Tieren und Pflanzen Schaden zu. Gerade die Plastikmengen im Meer sind ein großes Problem, für das es noch keine befriedigende Lösung gibt. Auf der anderen Seite beeinträchtigt es unsere Gesundheit, weil Mikroplastik beispielsweise im Trinkwasser landet und sogar eingeatmet wird. Ein wichtiger Schritt wäre es daher, die Plastik-Produktion von vornherein einzuschränken. Audi macht in dieser Hinsicht jetzt einen wichtigen Schritt: Der neue Audi A3 wird erstmals mit Sitzbezügen angeboten, die zu einem großen Teil aus recycelten Plastik-Flaschen bestehen.

Polyester recyceln und neues Plastik vermeiden

Der Recycling-Trend ist nicht neu. Die Möbelindustrie hat schon länger die Möglichkeit für sich entdeckt, Papier, Plastik und Holzspäne in die Produktionsprozesse einzubinden, was umweltbewusste Verbraucher schätzen. Auch die Modeindustrie nutzt aufbereitetes Plastik, um daraus Schmuck, Kleider und Taschen herzustellen. Grundlage sind in der Regel PET-Flaschen. Polyethylenterephthalat (PET) gehört zur Gruppe der Polyester und wird schon lange für die Herstellung von Textilfasern verwendet.

In den meisten Fällen wird Polyester neu produziert, um daraus Kleidung oder eben Sitzbezüge herzustellen. Audi will das vermeiden und zu einem Kreislauf beitragen, der die Plastikmengen insgesamt begrenzen würde. Dafür werden PET-Flaschen in einem aufwendigen Verfahren zu Garn verarbeitet. Nach Angaben von Audi besitzen die daraus hergestellten Stoffe in optischer und haptischer Hinsicht die gleichen Eigenschaften wie herkömmliche Textilbezüge.

Plastikflaschen werden zu Garn verarbeitet

So gelangt das Plastik in die Sitze: Die meisten PET-Flaschen sind in Deutschland mit Pfand belegt, weswegen die Verbraucher die Flaschen zurück zum Händler bringen. Dort werden die Flaschen direkt gepresst, damit sie platzsparend und somit energieeffizient zum Recyclingwerk transportiert werden können. Dort werden Fremdstoffe wie Kappen entfernt, die PET-Flaschen sortiert und schließlich zerkleinert. Dabei entstehen sogenannte Flakes (Flocken), die wiederum gereinigt, getrocknet und eingeschmolzen werden. Im nächsten Schritt formen Düsen aus dieser Masse Kunststoff-Stränge, die nach dem Erkalten in kleine Stücke gehäckselt werden. Dabei entsteht ein Granulat, das die eigentliche Grundlage für die Textilbezüge bildet. Denn durch Extrusion wird dieses sogenannte Rezyklat in Fäden gepresst. Diese werden klassisch auf Spulen gewickelt, um zu Stoffen weiterverarbeitet werden zu können. Aktuell sind für die fertigen Sitzbezüge drei verschiedene Designs im Angebot.

Stellenangebote im Bereich Fahrzeugtechnik

Fahrzeugtechnik Jobs
Tagueri AG-Firmenlogo
Consultant OTA - Connected Cars (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
WIRTGEN GmbH-Firmenlogo
System- und Softwarearchitekt (m/w/d) - mobile Arbeitsmaschinen WIRTGEN GmbH
Windhagen (Raum Köln/Bonn) Zum Job 
ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH-Firmenlogo
Support- und Applikationsingenieur (m/w/d) ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH
Langenbrettach Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
Fachhochschule Dortmund-Firmenlogo
Professur für "Werkstofftechnik und Metallografie" Fachhochschule Dortmund
Dortmund Zum Job 
Niedersachsen.next GmbH-Firmenlogo
Themenmanager Mobilität und Digitalisierung | Mobilitätskonzepte (m/w/d) Niedersachsen.next GmbH
Hannover Zum Job 
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes-Firmenlogo
W2-Professur (m/w/d) für Fahrzeugtechnik - Fahrdynamik und Fahrwerke Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Saarbrücken Zum Job 
Hochschule Ravensburg-Weingarten-Firmenlogo
Professur für Digitalisierung und KI im Maschinenbau Hochschule Ravensburg-Weingarten
Weingarten Zum Job 

Konkret heißt das neue Verfahren: Pro Sitzanlage eines A3 wird eine Plastikmenge verwendet, die bis zu 45 PET-Flaschen entspricht, mit einem Fassungsvermögen von anderthalb Litern. Weitere 62 PET-Flaschen werden recycelt, damit daraus der Teppich für ein A3-Modell gewebt werden kann. Insgesamt bestehen bis zu 89 % der verwendeten Textilien aus Recycling-Plastik.

Anteil an Recycling-Material soll steigen

Die fehlenden 11 % sind einem technischen Problem geschuldet:

„Die Herausforderung stellt das Untergewebe dar, das per Kleber mit dem Obermaterial verbunden wird. Wir arbeiten daran, auch diesen durch recyclingfähiges Polyester zu ersetzen“, sagt Ute Grönheim, bei Audi zuständig für die Materialentwicklung im Bereich Textilien.

 

„Unser Ziel ist es, den Sitzbezug komplett aus sortenreinem Material herzustellen, damit es wieder dem Kreislauf zugeführt werden kann. Davon sind wir nicht mehr weit entfernt.“ Ziel ist es, langfristig sämtliche Stoffbezüge über alle Modellreihen hinweg aus ehemaligen PET-Flaschen zu fertigen.

Damit ist übrigens noch nicht Schluss. Weitere Komponenten des Interieurs bestehen aus Recycling-Materialien, etwa Dämmstoffe und Dämpfungsbauteile, die Seitenverkleidung des Kofferraums, der Ladeboden und die Einlegematten. Ihr Anteil soll in den nächsten Jahren ebenfalls steigen.

Mehr zum Thema Plastik:

Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.