Verkehrssicherheit 31.10.2024, 11:30 Uhr

Auf der Überholspur zur Abzocke? Was die neuen Super-Radarfallen für Autofahrer bedeuten

Frankreich rüstet seine Radarfallen auf, um mehrere Verkehrsverstöße gleichzeitig zu erfassen. Die Frage, ob ähnliche Maßnahmen auch in Deutschland kommen, bleibt spannend.

Radar

Neue Radarfallen in Frankreich: Einblicke in eine mögliche Zukunft der Verkehrskontrolle – was kommt als Nächstes für Deutschland?

Foto: PantherMedia / sebastien decoret

Oh nein, geblitzt! Die Urlaubsstimmung ist plötzlich dahin. Wenn man an ein Knöllchen denkt, kommt meist die Geschwindigkeitsüberschreitung in den Sinn. Doch viele verbinden Radarfallen hauptsächlich mit zu schneller Fahrt. Dabei kann man im Auto auch viele andere Verstöße begehen, wie das Fahren ohne Anschnallgurt oder das Telefonieren am Steuer. Was wäre, wenn ein Radar all diese Sünden gleichzeitig erfassen könnte?

In Frankreich werden die Radarfallen künftig in der Lage sein, mehrere Verkehrsverstöße gleichzeitig zu registrieren, darunter Geschwindigkeitsübertretungen, das Überfahren von Rotlicht, Abstandsverstöße, das Nichttragen des Sicherheitsgurts und die Benutzung von Mobiltelefonen während der Fahrt. Der Automobilklub ist der Ansicht, dass es dabei nicht nur um die Verbesserung der Verkehrssicherheit geht.

Den Abstand, das Anschnallen und das Handyverbot während der Fahrt überwachen

In Frankreich sorgt die Ankündigung für Aufregung, dass viele der etwa 4.000 Radarfallen künftig auch den Abstand, das Anschnallen und das Handyverbot während der Fahrt überwachen sollen. Medien fanden diesen Plan in einem Anhang zur Haushaltsplanung 2025. Demnach sollen die fest installierten Radarfallen auf 4.160 erhöht werden, und mehrere Hundert dieser Blitzer sollen in der Lage sein, neben Geschwindigkeits- und Rotlichtverstößen auch weitere Verstöße automatisch zu erfassen.

Radargeräte der neuesten Generation könnten dank künstlicher Intelligenz in der Lage sein, automatisch weitere Verkehrsverstöße zu erfassen, berichtete der Sender France Info unter Berufung auf Regierungspläne. Um die automatisierten Kontrollen auszubauen, sind im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr 46,3 Millionen Euro eingeplant, sowohl für die Wartung der bestehenden Geräte als auch für den Kauf neuer Radarfallen.

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Kritik an neuen Radarfallen

Gegen diese Pläne regt sich bereits Widerstand vom französischen Automobilklub „40 Millions d’automobilistes“, der in den Maßnahmen vor allem eine groß angelegte staatliche Abzocke vermutet. „Die neuen Radargeräte haben keine echten Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit, sondern dienen lediglich der Verfolgung größerer finanzieller Interessen“, zitiert die dpa die Mitteilung des Automobilklubs.

Für Autofahrer in Frankreich, die es mit den Verkehrsregeln nicht so genau nehmen, könnte es mit den neuen Radarfallen unangenehm und kostspielig werden. Diese Radarfallen sollen nämlich alle Verstöße gleichzeitig erfassen. Wer also mit dem Handy am Ohr zu schnell fährt und dabei zu dicht auffährt, riskiert gleich dreimal die Standardstrafe von 135 Euro.

Kommen Superradarfallen nach Deutschland?

Könnten die neuen Radarfallen bald auch in Deutschland eingesetzt werden? Der ADAC erklärt, dass es kompliziert wäre, die französischen Pläne direkt zu übernehmen. Messgeräte und Radarfallen können nicht einfach aufgerüstet werden, um weitere Verstöße zu erfassen. Die technischen Voraussetzungen sind unterschiedlich: Für die Erfassung von Rotlichtverstößen gibt es eine spezielle Doppelinduktionsschleife in der Fahrbahn. Der Abstand wird bisher nur auf Autobahnen von Polizeistreifen an bestimmten Stellen mit Markierungen auf der Fahrbahn gemessen.

Bei der Erfassung von Fahrern, die am Steuer ihr Handy benutzen, weist der ADAC auf Datenschutzfragen hin. In Rheinland-Pfalz wurde seit Juni 2022 ein „Handy-Blitzer“, der bereits in den Niederlanden eingesetzt wird, erfolgreich in Trier und Mainz getestet. Laut dem Innenministerium in Mainz ist jedoch eine Änderung des Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes erforderlich, um den Regelbetrieb einzuführen. Der Landtag hat sich bislang noch nicht mit dieser Novelle beschäftigt. In den Niederlanden sind die „Handy-Blitzer“ sehr erfolgreich: 2023 wurden fast 200.000 Autofahrer und Radfahrer mit einem Handy am Ohr ertappt, wie die Justizbehörden berichten. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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