Im Briefmarken-Format 07.01.2016, 10:03 Uhr

Auto-Designer müssen neue Radar-Chips nicht mehr verstecken

Die Menschen werden zunehmend auf den Kauf von Autos verzichten, glaubt das Management des US-Autobauers General Motors. Bei Bedarf werden sie ein selbstständig fahrendes Auto anfordern. Neue Radarchips aus Holland sind so klein, dass sie fast unsichtbar angebracht werden können.

Lässt sich unauffällig in die Autokarosserie einbauen: der neue NXP-Chip im Miniformat für die Radar-Anlagen von autonomen Fahrzeugen.

Lässt sich unauffällig in die Autokarosserie einbauen: der neue NXP-Chip im Miniformat für die Radar-Anlagen von autonomen Fahrzeugen.

Foto: NXP

Der deutsche Dax-Konzern Infineon, Weltmarktführer bei Radarchips, bekommt Konkurrenz. NXP Semiconductors, die einstige Halbleitersparte des niederländischen Elektrokonzerns Philips, hat einen Chip entwickelt, der kaum größer ist als eine Briefmarke. Der Internetgigant Google, der sich zum Technologiekonzern mausert, testet ihn jetzt in seinem knuffigen autonom fahrenden Auto.

Rundum-Überwachung per Radar

Der Chip besteht, wie der seines deutschen Konkurrenten, aus einem Sender, der Radarwellen der Frequenz 77 Gigahertz fächerförmig aussendet, und einem Empfänger, der die reflektierten Signale einfängt. Aus Laufzeit und Einfallwinkel errechnet der integrierte Prozessor die exakte Position des jeweiligen Hindernisses. Die Messungen der rundum angeordneten Sensoren wiederholen sich in kurzen Abständen.

Google testet den neuen NFX-Chip bereits. 

Google testet den neuen NFX-Chip bereits.

Quelle: Google/dpa

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Sie dienen in Verbindung mit Kameras und Bilderkennung als Grundlage für Aktionen des Fahrzeugs. Bei sich nähernden Hindernissen weicht es aus, ist es sehr nah bremst es ab, notfalls bis zum Stillstand. Der Radarchip erfasst auch Fußgänger und sorgt für genügend Seitenabstand beim Vorbeifahren an geparkten Fahrzeugen.

Radarchips helfen bereits beim Rückwärtsfahren

Bereits seit Jahren werden solche Chips in Autos eingebaut, um Kollisionen beim Rückwärtsfahren zu verhindern. Vor allem Oberklassefahrzeuge sind oft mit Radarsensoren ausgestattet, die dafür sorgen, dass der Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Auto eingehalten wird. Verkleinert er sich, weil der Fahrer zu kräftig aufs Gas tritt, ertönt ein Warnton. Wird er nicht beachtet bremst das Fahrzeug selbstständig ab, bis der nötige Abstand wieder hergestellt ist.

Bisher werden solche Sensoren, die vor allem Bosch mit Infineon-Elektronik herstellt, nur in autonom fahrenden Testfahrzeugen verwendet. Das Google-Auto war bisher mit anderen Radarsensoren ausgestattet, die es offensichtlich zu besonders defensiver Fahrweise zwangen. Eins davon fuhr bei einer Testfahrt auf einer öffentlichen Straße in Kalifornien so langsam, dass sich lange Staus bildeten. Die Polizei stellte sich ihm in den Weg. Brav hielt es an, sodass die Autoschlange vorbeifahren konnte.

Selbstständig fahrende Autos Spitzenthema in Las Vegas

NXP hat seinen Sensor gerade auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas vorgestellt. Google ist einer der Kunden, die den Chip testen – die anderen blieben anonym. Wegen seiner geringen Größe lasse er sich nahezu unsichtbar in die Autokarosserie integrieren, sagt Torsten Lehmann, bei NXP zuständig für Infotainment und Driver Assistance. „Unattraktive Löcher am Heck“, hinter denen sich heutige Einparksensoren verstecken, seien jetzt überflüssig. Außerdem verbrauchen sie 40 % weniger Strom als Konkurrenzmodelle, sagt NXP, was bei Elektroautos schon eine Rolle spielt.

„Hier fängt alles an“ steht auf dem Logo der CES 2016 zu lesen. Und so hat auch NXP seinen Mini-Sensor gerade auf der Elektronikmesse in Las Vegas vorgestellt.

„Hier fängt alles an“ steht auf dem Logo der CES 2016 zu lesen. Und so hat auch NXP seinen Mini-Sensor gerade auf der Elektronikmesse in Las Vegas vorgestellt.

Quelle: Andrej Sokolow/dpa

In Las Vegas ist das autonom fahrende Auto ein beherrschendes Thema. Dan Ammann, Spitzenmanager des US-Autobauers General Motors, erwartet, dass in den nächsten Jahren ganze Flotten von Fahrzeugen dieser Art auf die Straßen kommen. Sie werden bei Bedarf angefordert und bringen ihren Fahrgast automatisch zu seinem Ziel. Ein Autos zu besitzen sei künftig nicht mehr so wichtig. Es gehe eher darum, es zu nutzen.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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