Auto starten per Smartphone: Volvo verzichtet auf Autoschlüssel
Autotüren öffnen, ohne vorher nach dem Schlüssel kramen zu müssen. Den Motor starten, ohne am Zündschloss herumzufummeln: Beim schwedischen Autobauer Volvo lassen sich Fahrzeuge künftig per Bluetooth entriegeln und per Knopfdruck starten. Das ermöglicht eine spezielle App. Diebe sollen keine Chance haben.
Der Fahrer nähert sich seinem Auto. Wie von Zauberhand entriegelt sich das Türschloss. Er schnallt sich an und drückt auf den Startknopf. Der Motor springt an, die Fahrt beginnt. Alles ohne Schlüssel, zumindest ohne einen klassischen mit Bart oder einen elektronischen, der sich beispielsweise in einer scheckkartengroßen Hülle versteckt. Volvo, der schwedische Autobauer, der zum chinesischen Fahrzeugkonzern Geely gehört, ersetzt den Schlüssel durch eine App auf dem Smartphone.
Fast alle mobilen Geräte sind mit einem Bluetooth genannten Sendesystem ausgestattet. Das schickt ein verschlüsseltes Signal aus, das eine Antenne in Fahrertürnähe empfängt. Prompt entriegelt sich die Tür. Die Reichweite des Senders beträgt gerade mal einen Meter, um zu verhindern, dass kriminelle Lauscher es ebenfalls empfangen, speichern und bei Gelegenheit nutzen, um das Fahrzeug zu stehlen.
Smartphone an Elektronik: Start frei!
Im Inneren des Fahrzeugs kommuniziert das Smartphone weiter mit der Elektronik. Es sagt ihr, dass ein Berechtigter eingestiegen ist. Daraufhin entriegelt sich die Wegfahrsperre, der Motor lässt sich starten. Das alles geschieht sekundenschnell.
Wer sich vor Dieben schützen will muss allerdings noch zusätzliche Vorkehrungen treffen. Die oben geschilderte bequemste Version birgt die Gefahr, dass das Signal von einem Bösewicht kopiert wird, der hinter dem Autobesitzer herläuft. Das lässt sich verhindern, indem die Bluetooth-Funktion erst bei der Ankunft am eigenen Fahrzeug aktiviert wird. Es soll auch möglich sein, eine zusätzliche Barriere einzubauen, etwa einen Pin oder eine Identifikation per Fingerabdruck.
Akku leer? Dann springt Volvo ein
Und wenn der Akku leer ist? Dann geht natürlich nichts mehr. Martin Rosenqvist, bei Volvo als Direktor für Neuentwicklungen zuständig, glaubt, dass ein solcher Fall eher selten eintreten wird. Angesichts der vielfachen neuen Nutzungsmöglichkeiten eines Smartphones, etwa als elektronisches Ticket, würden die Besitzer schon darauf achten, dass den Akkus nicht die Puste ausgeht.
Außerdem will Volvo eine Hotline einrichten, die man mit einem noch funktionsfähigen Handy anrufen könne. Dann öffne Volvo die Autotür, so das Versprechen. Losfahren könne der Besitzer allerdings erst dann, wenn der Handy-Akku wenigsten ein bisschen aufgeladen ist, so dass das Smartphone mit der Bordelektronik kommunizieren kann. Da kann man nur hoffen, dass die Steckdose auch Strom liefert, wenn die Zündung nicht eingeschaltet ist.
Test bei einem Autovermieter in Göteborg
Die Technik wird jetzt vom schwedischen Mietwagen-Unternehmen Sunfleet am Flughafen von Göteborg getestet. Kunden erhalten den Code für ihr Fahrzeug direkt per Mobilfunk. Anstehen, um Papiere und Schlüssel in Empfang zu nehmen, ist nicht mehr nötig. Auch Familien können von der Technik profitieren, indem alle Fahrberechtigten den Code bekommen. Eine Kontrolle, wer gerade mit dem Familienauto unterwegs ist, hat man dann allerdings nicht mehr. Möglich ist auch die Speicherung mehrerer Codes, wenn es mehrere Familienautos gibt. Oder wenn Mitarbeiter berechtigt sind, sich im Unternehmens-Fahrzeugpark zu bedienen.
Die ersten Volvo-Fahrzeuge, die sich per Bluetooth öffnen und starten lassen, sollen 2017 angeboten werden. Wer dieser Technik misstraut wird auch künftig seinen Schlüssel bekommen, verspricht Volvo.
Ein Beitrag von: