Auto der Zukunft: Fahren kann es auch
Dieter Zetsche ließ sich nicht lumpen, als er am Montagabend die Elektronikmesse CES in Las Vegas eröffnete. Er ließ Messechef Gary Shapiro im Forschungsauto F 015 auf die Bühne rollen. Autonom gesteuert natürlich. Der F 015 ist das Auto der Zukunft, hofft Zetsche.
Wenn man drin sitzt, fehlt eigentlich nur noch der Barmixer und James Bond, der sich seinen Wodka-Martini bestellt. Geschüttelt natürlich, nicht gerührt. Der Innenraum des Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion, den Zetsche gestern Abend als erste Weltpremiere eines Autoherstellers auf der CES vorstellte, gleicht mit seinen frei drehbaren Clubsesseln einer Lounge und nicht einer schnöden FahrgastZELLE.
„Das begehrteste Luxusgut im 21. Jahrhundert werden privater Raum und Zeit sein“, sagte Zetsche in seiner Eröffnungsrede. „Autonom fahrende Autos von Mercedes-Benz sollen den Menschen genau das bieten. Mit dem F 015 Luxury in Motion wird dieses revolutionäre Verständnis von Mobilität erstmals konkret erlebbar.“
Steuerung über Gesten und Augenbewegungen
Das kann man nur hoffen. Es wäre schade, wenn dieses Auto ein Prototyp bleibt. Endlich mal wieder ein Auto, das Ahs und Ohs erzeugt, bei dem Passanten stehen bleiben, sich an der Scheibe die Nase platt drücken, um einen Blick ins Innere zu werfen.
Und was sieht man da? Seitentüren mit Displays. Da kann man sich die Zeit vertreiben, im Internet surfen oder spielen. Man sieht ein Cockpit, das völlig ohne Knöpfe und Hebel auskommt. Das Einzige, was an ein übliches Cockpit erinnert, sind das Lenkrad und Pedale. Denn im Zweifel soll der Fahrer beim autonomen Fahren dann doch eingreifen können. Aber alles andere wird über Gesten, Augenbewegungen, Sprachbefehle und Berührungen der Displays gesteuert.
„Links abbiegen, bitte.“ Oder: „Fahr mich nach Las Vegas, bitte.“ Das wirft die Frage auf, ob man ein Auto eigentlich bitten sollte.
Sessel drehen sich beim Aussteigen Richtung Türen
Der F 015 setzt wirklich neue Dimensionen. Nehmen wir die vier überaus bequemen Sessel, die sich frei drehen lassen. Sogar der Fahrer kann sich nach hinten wenden, wenn er beim Steuern nicht gebraucht wird. Für den leichteren Aus- oder Einstieg drehen sich die Sitze elektrisch angetrieben um jeweils 30 Grad nach außen, sobald die Türen geöffnet werden. Tolle Idee.
Auch die Kommunikationstechnik setzt Maßstäbe. Es gibt einen kontinuierlichen Informationsaustausch zwischen Fahrzeug, Passagieren und Außenwelt. So können die Passagiere über die sechs in den Türen und im Cockpit installierte Displays auch Fahrziele vorgeben und mit dem Auto kommunizieren.
Die außen angebrachten LED-Flächen an Front und Heck des Autos dienen auch der Kommunikation. Die vorderen LED zeigen durch die Farbwahl an, in welchem Modus das Auto unterwegs ist. Blaue LED zeigen an, dass das Auto von der Technik gesteuert wird.
Auto kommuniziert per LED mit Fußgängern
Erkennt das Auto einen Fußgänger, wird das durch einen Lichtbalken angezeigt. So kann sich ein kleiner Schwarm leuchtender LED synchron zur Bewegung des Fußgängers über den Kühlergrill bewegen. Das Auto kann sogar per Laser einen Zebrastreifen auf die Fahrbahn werfen, damit der Fußgänger weiß, dass er sicher die Straße überqueren kann.
Bleiben die LED dagegen dunkel, weiß der Fußgänger, dass das Auto ihn nicht erkannt hat und weiterfahren wird. Auch die hinteren LED kommunizieren mit dem nachfolgenden Verkehr. So zeigen sie mit rotem Licht an, dass das Auto anhalten wird.
Angetrieben wird der F 015 durch einen F-Cell Plug-in Hybrid. Eine Brennstoffzelle produziert den Strom für die beiden an den Hinterrädern sitzenden Elektromotoren, die das Auto antreiben. Jeder Elektromotor hat 136 PS. Mit einer Tankfüllung Wasserstoff soll der F 015 rund 1100 Kilometer weit fahren können.
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