Autoexperte Diez: Der Diesel steht in Kleinwagen vor dem Aus
Der Diesel steht in Kleinwagen vor dem Aus. Die Reinigungstechnik für die Dieselabgase ist so teuer, dass sie sich in kleinen Autos nicht mehr lohnt, sagt der Autoexperte Willi Diez im Gespräch mit VDI nachrichten. Dem VW-Konzern rät Diez, die Politik der Nischenmodelle zu überdenken und Bauteile stärker zu standardisieren.
„Bei kleineren und kompakten Fahrzeugen ist der Diesel auf dem Rückzug“, so der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft und Umwelt an der Hochschule für Wirtschaft in Nürtingen-Geislingen. Ein Kleinwagen wie der VW Up werde schon gar nicht mehr mit Dieselmotor angeboten. Mit dem Dieselskandal bei VW habe das aber nichts zu tun. „Die Abgasnachbehandlung bei Dieselmotoren ist bei kleinen Wagen im Verhältnis zum Kaufpreis zu teuer.“
Ein weiterer Grund: Bei Kleinwagen wird der Unterschied beim Verbrauch zwischen Diesel und sauberem Benziner immer kleiner. „Das ist eine generelle Entwicklung, die durch die Abgasmanipulationen forciert wird.“ Eine Zukunft für den Diesel sieht Diez nur noch in großen Modellen. „Der Diesel wird noch lange seine Berechtigung bei größeren Fahrzeugen haben. Bei diesen Fahrzeugen ist der Verbrauchsvorteil von Diesel sehr hoch.“
Kann Unternehmen nicht durch Kostensenkung retten
Den von VW eingeschlagenen Kurs, die Kosten durch den Abbau von rund 30.000 Stellen zu senken, aber gleichzeitig in Zukunftsfelder wie die Elektromobilität mehr zu investieren, hält der Autoexperte Willi Diez für die richtige Strategie. „VW sollte die Kosten senken und eine Produktoffensive starten. Das will Markenvorstand Herbert Diess auch auf den Weg bringen“, lobt Diez und warnt zugleich: „Man kann ein Unternehmen nicht retten, indem man nur die Kosten senkt und die Zahl der Beschäftigten reduziert. Der Schwerpunkt muss auf der Weiterentwicklung der Modellpalette liegen“, so Diez.
Auch über den Bau von Nischenmodellen müsse VW nachdenken. „VW hat ein komplexes Modellprogramm mit sehr vielen Produkten. Von denen bringen einige nicht so große Stückzahlen, zum Beispiel der New Beetle oder der Scirocco“, gibt Diez zu bedenken. „Da muss man sich überlegen, ob man diese Produkte braucht. Sie verursachen einen großen Aufwand.“
Trotz der Baukästen, auf denen VW zahlreiche Modelle aufbaut und damit Kosten eingespart hat, sieht Diez noch erhebliches Kostensenkungspotenzial in der Standardisierung von Bauteilen. So gebe es im VW-Konzern eine „große Teilevielfalt“, so Diez. „Da ist es sinnvoll, mehr zu vereinheitlichen.“
Baugruppen an Zulieferer vergeben
Auch bei der oft kritisierten hohen Fertigungstiefe müsse VW prüfen, ob diese reduziert werden sollte, weil Zulieferer einzelne Aufgaben besser erledigen können. „Bei der Fertigungstiefe müssen sich die Manager fragen, was selbst gemacht und was nach außen gegeben werden kann.“
Ganze Baugruppen könne VW fremdvergeben und damit Kosten und Kapitalbindung senken. Diez: „Die zentrale Frage ist doch: Ist es kaufentscheidend, wenn ein Kunde weiß, ob ein Teil von VW oder einem Zulieferer hergestellt worden ist? Es gibt viele Teile in einem Auto, die für den Kunden bei seiner Kaufentscheidung nicht relevant sind.“
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