Von VW bis KTM: Automotive-Industrie kehrt Europa den Rücken
Motorradhersteller Pierer Mobility verlagert große Teile der Fertigung nach Asien. Porsche und Audi prüfen die Produktion in den USA. Europa hat das Nachsehen.
Was in vielen anderen Industrien bereits geschehen ist, zeichnet sich nun auch für den Automotive-Sektor ab: Die Produktion in Europa ist nicht mehr wirtschaftlich. Firmen wandern ab, Jobs gehen dauerhaft verloren. Zwei Nachrichten in dieser Woche bestätigen den Trend. Zum einen meldet das Handelsblatt unter Berufung auf „mit den Hintergründen vertraute Personen“, dass der VW-Konzern Modelle der Marken Audi und Porsche künftig in den USA fertigen lassen wolle.
VW prüft Ausweitung der Produktion in Chattanooga
Hintergrund ist, dass die beiden Premiummarken bislang außerhalb der Staaten produziert werden. Insbesondere Mexiko ist traditionell ein bedeutender Produktionsstandort für den Konzern. Von den erwarteten Einfuhrzöllen Donald Trumps wären die beiden Marken demnach stark betroffen. Laut Medienbericht prüft VW eine Ausweitung der Fertigung im Volkswagen-Werk Chattanooga im Bundesstaat Tennessee. Alternativ käme eine Ausweitung der Produktion in South Carolina infrage. Dort entsteht derzeit ein Werk der Pick-up-Marke Scout.
Volkswagen dementiert die „Spekulationen“. Zur Erinnerung: Zeitgleich sollen in Deutschland 35.000 Jobs im Konzern wegfallen. Ein Verkauf von Werken an chinesische Hersteller wird zumindest in der Presse diskutiert.
Pierer Mobility verlagert Teile der Produktion nach Asien
Lässt sich im Fall Volkswagen noch auf die Zollpolitik der USA als Anlass für die Produktionsverlagerung verweisen, stellt sich die Lage bei Pierer Mobility schon viel eindeutiger dar. Das Unternehmen des österreichischen Milliardärs Stefan Pierer hatte Insolvenz anmelden müssen, nachdem die Kosten explodiert und der Absatz der Motorräder um die Kernmarke KTM hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Die Konsequenz: Die Produktion wird nach Asien ausgelagert. Das senke nicht nur die Fertigungs-, sondern auch die Beschaffungskosten, so das Unternehmen.
Im Werk Mattighofen wird nurmehr im Einschichtbetrieb gearbeitet. Was darüber hinaus nachgefragt wird, liefern künftig asiatische Auftragsfertiger. Nahe liegend ist auch, dass die dortigen Partner sich an der Sanierung von Pierer Mobility beteiligen könnten. Das Management spricht davon, dass derzeit rund 20 Angebote geprüft würden. Am Ende könnte der teilweise oder komplette Ausverkauf des Unternehmens mit Wurzeln in den 1930er-Jahren stehen.
Ein Beitrag von: