Autonome Shuttlebusse: Im Notfall wollen Fahrgäste einen Menschen sprechen
Der Mensch möchte mit einem Mensch sprechen – jedenfalls, wenn er sich etwa in einem autonomen Shuttlebus befindet und sich ein Notfall ereignet. Das erhöht das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste. Zu diesem Ergebnis kam Studie der Hochschule Coburg.
Autonome Shuttlebusse befinden sich bereit in vielen Städten wie Berlin, Magdeburg oder München im Einsatz. Als Ergänzung zu Bus und Bahn können sie im ÖPNV einen wichtigen Baustein zur Verkehrswende leisten – vorausgesetzt, die Menschen fühlen sich sicher und wohl, auch wenn kein Fahrer und keine Fahrerin an Bord ist.
Nachts im autonomen Shuttlebus: Angst vor Verbrechen oder Belästigung
Deshalb ist das Sicherheitsgefühl ein wichtiges Thema in der Forschung rund um die Integration automatisierter Shuttles in den öffentlichen Verkehr. Angst vor Verbrechen und Belästigung sind der Hauptgrund, warum Menschen im ÖPNV automatisierte Busse nicht so sicher finden wie klassische Busse mit Fahrer oder Fahrerin – zumindest laut einer Studie aus Texas. Die Bedenken wurden hier vor allem von Frauen geäußert und das insbesondere mit Blick auf Nachtfahrten.
Wie sicher sich die Passagiere fühlen, wurde in Oberfranken anhand einer tatsächlichen Fahrt mit einem autonomen Shuttlebus ermittelt. Dazu gab es Ende vergangenen Jahres eine Versuchsfahrt mit 25 Bürgerinnen und Bürgern auf dem Firmengelände von Valeo in Kronach-Neuses, dem Konsortialführer des SMO-Projekts. Der Shuttlebus war vollautomatisiert unterwegs, ohne Begleitpersonal, das hätte eingreifen können. Dabei wurden alltägliche Verkehrssituationen nachgestellt: beispielsweise eine starke Bremsung an einem Fußgängerüberweg und das Kreuzen eines Scooterfahrers.
Versuchsfahrt in Shuttlebussen mildert Ängste
Vor und nach der Fahrt wurden die Testpersonen befragt. „Eine Probefahrt hat oft den Effekt, dass die meisten Vorbehalte gegenüber dem Shuttle abgebaut werden“, sagt Prof. Dr. Mathias Wilde von der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik der Hochschule Coburg. „Durch das direkte Erleben werden Ängste gemildert und das Vertrauen in die Technik gestärkt“, erklärt der Professor für Vernetzte Mobilität.
Tatsächlich gaben die meisten Probandinnen und Probanden in Kronach an, dass das Fahr-Erlebnis ihr Sicherheitsgefühl verbessert hat. Die Geschwindigkeit von acht Stundenkilometern, die strengen Regularien in Deutschland und Prüf-Instanzen wie der TÜV vermittelten ebenfalls Sicherheit. „Die Probandinnen und Probanden legen Wert auf Transparenz und möchten verstehen, welche Prozesse ablaufen und welche Gründe hinter den Aktionen des Shuttles stecken“, sagt Wilde. „Dieses Wissen gibt ihnen das Gefühl, aktiv beteiligt und informiert zu sein.“
Es gibt technisches Verbesserungspotenzial bei autonomen Shuttlebussen
Es wurden aber auch verunsichernde Faktoren identifiziert, beispielsweise das ruckartige Anfahren und starke Bremsen der Shuttles und fehlende Kopfstützen, außerdem wurden äußere Faktoren genannt: Alleinfahrten oder unangenehme Mitfahrende, Dunkelheit, schlechte Wetterverhältnisse, komplexe Verkehrsumgebungen, wie größere Städte und Berufsverkehr.
Gemeinsam mit seinem Team hat Wilde in einem Workshop mit den Testpersonen Verbesserungsvorschläge erarbeitet.
Dabei standen sowohl technische also auch soziale Faktoren im Fokus. Insgesamt geht aus der Versuchsfahrt hervor, dass die Probandinnen und Probanden nicht das Gefühl haben möchten, dass sie alleingelassen oder der Technik ausgeliefert sind. Die Testpersonen gaben an, dass sie für eine Fahrt ohne Begleitpersonal einen Nothalteknopf, eine festgelegte und erprobte Strecke und eine Fernüberwachung aus der Leitwarte für ein hohes Sicherheitsgefühl bräuchten. „Viele wünschen sich eine schnelle und zuverlässige Kommunikation mit einem Menschen“, sagt Wilde. „Ideal ist eine Videoübertragung in die Leitstelle. Eine solche Lösung würde das Sicherheitsgefühl erhöhen und das Gefühl der Hilflosigkeit verringern.“
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