Autos mit 6-Zylinder-Motoren werden immer seltener
Motoren mit sechs Brennräumen verleihen Fahrzeugen ab der gehobenen Mittelklasse Laufruhe, souveräne Kraftentfaltung und einen seidigen Sound beim Fahren. Doch immer mehr Premium-Hersteller setzen auf kleinvolumige, aber leistungsstarke Reihen-4-Zylinder-Motoren – sogar in der Mercedes-S-Klasse.
Fahrzeuge mit 4-Zylinder-Motor sind heute Standard. Wer sich etwas Komfortableres leisten möchte, setzt sich in einen 6-, 8- oder 12-Zylinder. Diese Formel muss nun hinterfragt werden. In der gehobenen Mittelklasse gab es bis vor Kurzem noch eine breite Palette an Motoren mit sechs Brennräumen wie für den 520er BMW mit 2,2 l Hubraum oder den Mercedes E 230 mit 2,5-l- oder den E 280 mit 3,0-l-Maschine.
6-Zylinder gibt es nur noch bei großen Motoren in der Top-Ausstattung
In den neuen Modellen der oberen Mittelklasse, Audi A 6, 5er BMW und Mercedes E-Klasse gibt es sechs Zylinder nur noch bei großen Motoren in der Top-Ausstattung. Das bedeutet z. B. für BMW-Kunden, dass sie dafür zu einem 335i mit 225 kW oder 530i mit 200 kW und etwa 3,0 l Hubraum greifen müssen. Auch Mercedes baut nun in die prestigeträchtige S-Klasse einen ökonomisch arbeitenden 4-Zylinder-Diesel ein.
„Downsizing“ heißt das Schlagwort für die Herstellung geringvolumiger Motoren, die in puncto Fahrleistung den größeren Maschinen ebenbürtig sind, aber insbesondere im Stadtverkehr weniger Sprit verbrauchen. Dass diese Entwicklung beim Kunden nicht nur Freude auslöst, ist in den einschlägigen Onlineportalen nachzulesen. Dort wird die umweltfreundliche Technologie kontrovers diskutiert.
Rainer Golloch, Autor des VDI-Buches „Downsizing bei Verbrennungsmotoren“ (Springer 2005), weist gegenüber den VDI nachrichten darauf hin, dass einerseits das Image bei Personenkraftwagen eine große Rolle spiele und bestimmte Vorzüge der größeren Motoren nicht wegzudiskutieren seien. „Der seidige Motorlauf eines 6-, 8- oder gar 12-Zylinders lässt sich nicht mit einem 4-Zylinder vergleichen.“ Allerdings, so Golloch, wiesen heutige, aufgeladene Motoren eine teils spürbar bessere Elastizität auf als größervolumige Saugmotoren. Das Drehmoment als Motorkennwert trage erheblich zu einem erlebbaren Fahrgefühl bei und werde von den Fahrern als wichtig eingestuft. „Die Charakteristik der Leistungsentfaltung wird bei modernen, aufgeladenen Motoren als sehr angenehm empfunden.“
Trend geht auch in der Oberklasse zu kleineren, energiesparenden Motoren
Der Kraftstoffverbrauch spiele überdies in Zukunft eine immer bedeutendere Rolle. „Genau hier spielen kleine, aufgeladene Motoren ihre Vorzüge aus, so dass der Trend auch in der automobilen Oberklasse eindeutig in Richtung kleinerer Motoren geht.“
Solange man Maßnahmen zur Geräusch- und Vibrationsminderung für den Kunden spürbar umsetze, werde dieser nicht lange zögern, einen kleinen Antrieb zu ordern. Natürlich würden auch 8- und 12-Zylinder-Motoren immer ihre Liebhaber finden – in Nischen .
Die Befürchtung mancher Verbraucher, kleine, leistungsstarke Verbrennungsmotoren könnten eine geringere Lebenserwartung haben, teilt Golloch nicht: „Natürlich sind die spezifischen Beanspruchungen eines kleinen, aufgeladenen Motors höher als bei einem großvolumigen Saugmotor, aber die Werkstoffe, Fertigungstechnologien und Simulationsmethoden zur Absicherung während der Entwicklungsphase werden auch immer besser.“ Darüber hinaus sei es seit jeher Thema im Motorenbau, dass sich die spezifischen Leistungen erhöhen. Ein Downsizing gebe es daher schon immer. „Die damit verbundenen Herausforderungen konnten ebenfalls gelöst werden.“
Unterdessen reibt man sich bei BMW etwas am Vokabular und betont bei der neuen Motorengeneration die Vorzüge: „Wir sprechen in diesem Zusammenhang eher von technologischem Upgrading als vom Downsizing“, sagt z. B. Herbert Diess, Entwicklungs-Vorstand der BMW AG. Der Hersteller reagiere damit auf den Kundenwunsch nach mehr Drehmoment, mehr Leistung und weniger Verbrauch.
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