Batterie-Experte Gutsch: Deutschland packt Elektromobilität falsch an
Andreas Gutsch, Gründer des Batterieherstellers LiTec, und heutiger Koordinator des Forschungsfeldes elektrische Energiespeicher und Antriebe am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), kritisiert die Elektromobilität-Strategie in Deutschland. Warum Autos elektrifizieren, die weniger als vier Liter pro 100 Kilometer verbrauchen? Der Fokus sollte genau wie in China auf Bussen liegen, die über 50 Liter Einsparpotential bieten, meint der Batterieexperte.
Um Elektromobilität zu fördern und den CO2-Ausstoß des Verkehrs zu senken, sollte Deutschland nicht Autos elektrifizieren, sondern schwere Fahrzeuge wie Busse mit hohen Fahrleistungen. Vorrangig auf Elektroautos zu setzen, sei falsch, ist Andreas Gutsch überzeugt. „Hier tritt die ganze Skurrilität der Elektromobilität, wie wir sie angehen, zutage“, sagte er im Gespräch mit den VDI nachrichten. „Wir gehen sie in einem Bereich an, wo Konsumenten umdenken sollen und riesige Preiszuschläge für Autos fällig werden, die weniger können.“
Elektrobusse sparen schon nach sieben Jahren Geld
Alles spreche für Elektrobusse, betonte Gutsch mit Blick auf China. Dort würden vor allem allem Busse elektrifiziert. „Sie sind rund um die Uhr auf Achse, fahren die Kostenvorteile pro Kilometer also sehr viel schneller ein als Pkws.“ Zudem steige die Startinvestition bei der Elektrifizierung längst nicht in dem Maß, wie bei der Elektrifizierung eines Pkw. „Unseren Berechnungen zufolge fallen mit heutigen Batteriepreisen Mehrkosten von etwa 100.000 Euro an, die sich nach 350.000 Kilometer amortisiert haben. Das sind bei 50.000 Kilometer Jahresfahrleistung sieben Jahre. Danach spart der Elektrobus richtig Geld.“
Die Konzentration der Autoindustrie auf kleine Elektroautos stößt bei Gutsch auf Unverständnis. „Es ist nicht nachvollziehbar, bei Kleinstwagen zu beginnen, die nur vier Liter Benzin auf 100 Kilometern verbrauchen – wenn ein Stadtbus mehr als 50 Liter Einsparpotenzial auf 100 Kilometern bietet.“ Außerdem lege ein Bus im Jahr mehr Kilometer zurück als manches Stadtauto im gesamten Lebenszyklus.
Mehr stationäre Speicher sind gefragt
Gutsch plädiert außerdem dafür, sich auf die Entwicklung leistungsfähiger Energiespeicher für den stationären Einsatz zu konzentrieren. Ein Beispiel dafür ist, überschüssigen Sonnenstrom von Einfamilienhäusern zu speichern. Dabei spiele Gewicht und Reichweite keine Rolle wie bei Elektroautos, sagt Gutsch, der vor seinem Einsatz in der Wissenschaft den Batteriehersteller LiTec gründete.
„In der Elektromobilität sind Wirtschaftlichkeit und Reichweite ebenso kritisch wie der unkomfortable Ladevorgang. Dagegen geht es bei stationären Speichern nur um die Kosten.“ Stationäre Speicher können seiner Ansicht nach heute schon wirtschaftlich sein – und es gibt reale Nachfrage. Gutsch: „Ich frage mich, warum wir mit dem schwierigsten Anwendungsfall überhaupt anfangen?“
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