Batteriebetriebene Züge sollen Diesel bald verdrängen
Alstom und Siemens haben Fahrzeuge entwickelt, die nicht-elektrifizierte Teilstrecken mit Batterien an Bord überwinden. Das spart die teure Investition in Oberleitungen auf Nebenstrecken, reduziert aber dennoch die Emissionen.
Nach Siemens Mobility hat jetzt auch der französische Hersteller Alstom einen Triebwagen vorgestellt, der auf elektrifizierten Strecken seinen Strombedarf aus der Oberleitung deckt und, wenn diese endet, aus Batterien an Bord. Bisher fahren auf solchen Mischstrecken ausschließlich Fahrzeuge mit Dieselmotoren, die vor allem in Ballungsräumen nicht gern gesehen werden. Alstoms Coradia Continental hat gerade seine Jungfernfahrt von Chemnitz über Flöha und Zschopau zurück nach Chemnitz absolviert.
Wenn das Eisenbahnbundesamt rechtzeitig die Zulassung erteilt – die erste für einen Triebwagen mit Batterie seit einigen Jahrzehnten – soll der Triebwagen bereits im Dezember zur Probe fahrplanmäßig zwischen Chemnitz und Leipzig verkehren. Siemens hatte seinen Mireo Plus B bereits im Herbst im Bereich des Verkehrsverbunds Oberelbe vorgestellt.
Triebwagen mit Batterien für die Versorgung der Elektromotoren können die Elektrifizierung von relativ wenig befahrenen Strecken überflüssig machen. Das erspart hohe Investitions- und anschließende Wartungskosten. Wenn sie nennenswerte Strecken unter Oberleitungen unterwegs sind können sie während der Fahrt so viel Energie in ihre Batterien packen, dass es auch ohne spezielle Ladestation für bis zu 120 Kilometer reicht. Zudem werden die Antriebsmotoren in den Generatormodus umgeschaltet, wenn der Lokführer das elektronische Bremssignal gibt. Der dabei erzeugte Strom fließt in die Batterien. In wenigen Fällen, etwa bei einer Notbremsung, treten zusätzlich die Scheibenbremsen in Aktion.
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E-Zug: Erfolgreiche Verdrängung der Dieselfahrzeuge
Eine Reichweite von 120 Kilometern im Batteriebetrieb reiche, um die meisten Stromlücken im Schienennetz der Deutschen Bahn zu überbrücken, sagt Professor Birgit Milius, Leiterin des Fachgebietes Bahnbetrieb und Infrastruktur an der Technischen Universität Berlin (TUB). Gemeinsam mit ihrem Team begleitete sie die Entwicklung des Triebwagens wissenschaftlich. Ihr Resümee: „Es hat sich gezeigt, dass batterieelektrische Fahrzeuge im Schienenpersonennahverkehr das Potenzial haben, Dieselfahrzeuge erfolgreich zu ersetzen.“
Ab 2023 regulärer Betrieb der Batterietriebwagen
Der Verkehrsverbund Mittelsachsen hat bereits elf Coradia Continental für den Einsatz auf der teilelektrifizierten Strecke Chemnitz-Leipzig bestellt, die am Alstom-Standort Salzgitter gebaut werden. Sie sollen ab 2023 eingesetzt werden. Die dreiteiligen Züge werden 56 Meter lang und mit 150 Sitzen ausgerüstet sein. Im Batteriemodus erreichen sie ebenso wie unter einer Oberleitung eine Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde.
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Ab Dezember 2023 werden im Raum Offenburg, Freudenstadt/Hornberg, Achern und Biberach 20 Mireo Plus B eingesetzt. Sie kommen auf eine Höchstgeschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stunde und haben 120 Sitzplätze. Die Reichweite im reinen Batteriebetrieb liegt bei 80 Kilometern.
Brennstoffzellenzüge für längere Strecken
Sowohl Siemens als auch Alstom haben für längere nicht-elektrifizierte Strecken Elektrotriebwagen entwickelt, deren Motoren den Strom aus Brennstoffzellen an Bord beziehen. Sie sind auch mit Traktionsbatterien ausgestattet, die zusätzlichen Strom beim Anfahren und Beschleunigen liefern. Auch sie nehmen den Strom auf, der beim Bremsen erzeugt wird. Die Brennstoffzellen werden mit Wasserstoff betrieben. Der Tankvorgang dauert nicht länger als das Füllen von Tanks mit Diesel. Mit vollen Tanks beträgt die Reichweite bis zu 1000 Kilometer. Die ersten beiden Triebwagen dieser Art (fahren seit 2018 im Linienbetrieb auf der gut 120 Kilometer langen Strecke zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude. Noch in diesem Jahr kommen 14 weitere hinzu.
Erste Batteriezüge fuhren 1954
Rein von Batterien mit Strom versorgte Triebwagen setzte die damalige Deutsche Bundesbahn ab 1954 auf nicht-elektrifizierten Nebenstrecken ein. Insgesamt beschaffte sie 232 Triebwagen und 216 Steuerwagen. Sie kamen auf eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde. Zwischen Aachen und Maastricht waren sie auch grenzüberschreitend im Einsatz. Die letzten wurden 1995 aus dem Verkehr gezogen.
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