Batterielösung für elektrische Nutzfahrzeuge in Sicht
Die Elektromobilität ist nur dann sinnvoll, wenn sie in alle Segmente Einzug hält. Der Automobilzulieferer Webasto stellt sein neues Batteriesystem für Nutzfahrzeuge vor, inklusive Schnittstellen und Ladelösungen, und zwar auf der „IAA Transportation“ vom 20. bis 25. September in Hannover.
Der Automobilzulieferer Webasto aus dem oberbayerischen Stockdorf hat sich unter anderem auf Batteriesysteme spezialisiert. Neben Batterien für Pkw entwickelt er spezielle Systeme für Nutzfahrzeuge und Baumaschinen. Dafür setzt der Hersteller auf ein System, dass einerseits wie ein skalierbares Massenprodukt funktioniert, andererseits am Ende aber immer eine rein individuelle Lösung bietet. Das funktioniert, weil sich die Batterien von Webasto in einem 400-Volt- oder in einem 800-Volt-System betreiben lassen. Dabei bietet jedes Akkupaket eine Kapazität von 35 Kilowattstunden (kWh). Der Vorteil der Pakete: Sie lassen sich zu bis zu 18 Packs zusammenschalten.
In Europa könnten bereits 60 % der leichten Nutzfahrzeuge elektrisch fahren
„Die Standard-Batterie von Webasto ermöglicht Unternehmen, in die Elektromobilität einzusteigen, ohne viel Geld in die eigene Akkuentwicklung zu investieren“, erklärt Vorstand Marcel Bartling, der bei Webasto unter anderem den Geschäftsbereich Elektromobilität verantwortet. Bei der Standard-Batterie setzt der Hersteller auf eine besonders robuste Bauweise. Genau deshalb eignet sie sich auch für den Einsatz in Baumaschinen. Gerade in diesem Segment fällt ein hoher Kraftstoffverbrauch an. Schließlich müssen die Baumaschinen ein hohes Eigengewicht bewegen, dazu noch Mengen an Material, das ebenfalls in der Regel sehr schwer ist. Deshalb wäre sinnvoll, wenn gerade hier mehr Modelle eingesetzt wüden, die komplett oder zum Teil elektrifiziert sind. Webasto rüstet in Kooperation mit dem niederländischen Start-up E.C.E erste Bagger für den elektrischen Betrieb um.
Akkupakete für elektrische Nutzfahrzeuge von Webasto
Die Standard-Batterie von Webasto ist inzwischen die Basis der Produktlinie geworden. Die nächste Generation ist schon in der Entwicklung: „NextGen Battery“ soll voraussichtlich ab 2024 verfügbar sein. Den ersten Prototypen können Besucherinnen und Besucher auf der IAA Transportation in Hannover anschauen. Was steckt drin? Deutlich mehr Energie im gleichen Bauraum, so der Hersteller. Im ersten Schritt wird die Batterie für Pkw entwickelt.
Neben dem neuen Batteriesystem stellt Webasto auch eine neue Schnittstelle auf der Messe in Hannover vor. Mit dem „Vehicle Interface Gateway“ (VIG) können innerhalb eines 400-Volt-Systems bis zu neun und innerhalb eines 800-Volt-Systems bis zu 18 Akkupakete mit einer Gesamtkapazität von bis zu 630 kWh angesteuert werden. Der türkische Bushersteller Oktar setzt auf genau diese Akkupakete. Auf der IAA Transportation fährt ein 19 Meter langer Passagierbus e-Kent C zur Simulation. Er ist mit 16 Batteriepaketen ausgestattet und leistet maximal 410 Kilowatt (557 PS).
Elektrische Nutzfahrzeuge: Batterien brauchen passende Temperaturen
Webasto legt bei seinen Entwicklungen Wert auf Komplett-Lösungen. Damit eine Antriebsbatterie lange und optimal funktioniert, ist eine passende Temperatur unerlässlich. Darauf zielt die eigenständige Thermomanagementeinheit „eBTM 2.0“ ab. Sie ist auf wassergekühlte Batteriepacks in elektrischen Nutzfahrzeugen ausgelegt. Diese Einheit sorgt für die optimale Temperatur während der Ladephasen oder vor dem Betrieb. Ziel sei es, die optimale Funktionsfähigkeit zu gewährleisten und langfristig von den Batteriezellen die möglichst beste Leistung zu erhalten.
Während die Thermomanagementeinheit die Batterien eher kühlt, sorgt der Hochvoltheizer (HVH) für angenehme Temperaturen einerseits im Innenraum, andererseits heizt er auch die Batterien vor. Damit lässt sich die Leistung der Batterien bestmöglich abrufen. Der Hochvoltheizer funktioniert auf Basis einer effizienten Schichtheiztechnologie. Sein Wirkungsgrad liegt bei mehr als 95%, das bedeutet, er wandelt die gespeicherte elektrische Energie nahezu ohne Verluste in Wärme um.
Ladelösungen von Webasto für elektrische Nutzfahrzeuge
Passend zu den Batteriesystemen, Schnittstellen, Heiz- und Kühllösungen präsentiert Webasto auf der IAA Transportation eine Wallbox mit bis zu 22 Kilowatt (kW) Ladeleistung. Sie kann sowohl einzeln zum Einsatz kommen als auch im sogenannten Cluster-Modus-Betrieb, das heißt: Es lassen sich auch mehrere Ladepunkte zusammenschalten. Dazu kommt ein lokales Lastmanagement, das Überlastungen des Stromnetzes verhindert. Webasto garantiert eine DSGVO-konforme Echtzeitübertragung der Ladedaten an das dazugehörige System von Webasto Charge Connect. Dadurch ist die Einheit jederzeit online.
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