Baut Airbus einen Überschallflieger?
Airbus hat in den USA ein Patent auf ein Flugzeug angemeldet, das mit 4,5 Mach mehr als doppelt so schnell sein soll wie die berühmt-berüchtigte Concorde. Ob die Maschine je gebaut wird, daraus macht der Flugzeugbauer ein Geheimnis.
Von Berlin nach New York in eineinhalb Stunden? Das hätte was. Selbst die Concorde brauchte dafür ja mehr als drei Stunden. Doch die Maschine, auf die die US-Behörde jetzt ein Patent erteilt hat, stellt den alten Flieger mit der Spitze in den Schatten. 4,5 Mach soll sie erreichen. Das entspricht, je nach Flughöhe, einer Geschwindigkeit von bis zu 5512 km/h.
15 Jahre nach dem traurigen Ende der Concorde scheinen Flugzeugbauer wieder von einem superschnellen Luxusflieger zu träumen. Eingereicht wurde das Patent noch unter den Namen EADS und Astrium, heute Airbus Group und Airbus Defence and Space. Dass es sich um Astrium-Pläne handelt, legt den Gedanken nahe, dass die Entwickler gar nicht primär an ein Passagierflugzeug denken, sondern womöglich eher militärische Zwecke im Sinn haben.
Wenig Platz für Passagiere
Viel Platz für Reisende bietet das „Ultra-Rapid Air Vehicle“, wie es im Patentantrag heißt, ohnehin nicht. Etwa 20 Plätze sind wohl machbar. Der Clou an der Maschine ist der dreifache Antrieb: Zwei herkömmliche Turbinen (Turbojets) sollen für den Start sorgen, während ein echter Raketenantrieb das Flugzeug in eine Reisehöhe von mehr als 30 km schießt. Zwei so genannte Staustrahltriebwerke (Ramjets) würden den Flieger dann in mehrfacher Schallgeschwindigkeit vorantreiben. Vor der Landung soll er sich in einer fast senkrechten Linie dem Erdboden nähern. Für die Insassen würde das wohl auch eine recht heftige Schwerkraft-Belastung mit sich bringen.
Der Entwurf zeigt eine Maschine mit Deltaflügeln, an deren Ende bewegliche Finnen angebracht sind, einer gewöhnlichen Cockpitform – und einem ziemlich dicken Bauch. Im Patentantrag verweist EADS selbst auf die zivilen Überschall-Vorgänger Concorde und Tupolev 144. „Gegenüber beiden bietet diese Erfindung sehr bemerkenswerte Verbesserungen“, heißt es dort.
Relativ sparsamer Antrieb
Wesentliche Vorteile sind wohl zwei: Zum einen soll der Überschallknall erst in sehr großer Höhe stattfinden und damit nicht mehr zu Überflugverboten in vielen Ländern wie bei der Concorde führen. Und zum anderen soll der Antrieb mit flüssigem Wasserstoff und Sauerstoff funktionieren und damit deutlich sparsamer sein als etwa die Concorde, die pro Passagier mehr als eine Tonne Kerosin verbrannte, etwa das Vierfache eines vergleichbaren herkömmlichen Passagierflugzeuges.
Schon deshalb konnte der Concorde-Betrieb nie die Gewinnzone erreichen und blieb ein reines Prestigeprojekt für Air France – bis zum Absturz im Jahr 2000, der 113 Menschen das Leben kostete und der das Ende des ehrgeizigen Programms bedeutete.
Ein Sprecher von Airbus hat indes jede Spekulation darüber, ob das Unternehmen jemals einen zivilen Überschallflieger bauen wird, erstickt. Nicht jedes Patent werde auch umgesetzt, heißt es in der Zentrale. Es wird wohl einige Jahre dauern, bis die Entscheidung darüber fällt.
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