Bei Motorrad-Unfällen tragen überwiegend Autofahrer die Schuld
71 % aller Kollisionen zwischen Pkw und Motorrädern werden von Autofahrern verursacht.
Seit den 70er Jahren erlebt das Motorrad einen bis heute anhaltenden Boom, der in Deutschland heute zu einem Bestand von rund 4,4 Mio. Fahrzeugen führte. Mopeds, Roller und Motorräder werden nicht mehr ausschließlich als Freizeitgefährt gewertet, sondern vor allem in Ballungsgebieten zunehmend als bequemes und zeitsparendes Verkehrsmittel.
Mit den negativen Folgeerscheinungen der wiederentdeckten Freiheit auf zwei Rädern befaßten sich die Wissenschaftler Dr. Dieter Ellinghaus und Prof. Jürgen Steinbrecher in ihrer jüngsten Verkehrsuntersuchung, die vom Reifenhersteller Uniroyal, Hannover, in Auftrag gegeben wurde. Danach wird jeder fünfte motorisierte Zweiradfahrer im Laufe eines Jahres mindestens einmal in einen Unfall verwickelt. Dabei unterscheidet die Studie zwischen Alleinunfällen und Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Im letztgenannten Fall ist der Pkw mit 78 % Anteil der mit Abstand häufigste „Gegner“. Die Schuld an diesen Kollisionen tragen übrigens in 71 % der Fälle die Autofahrer.
Während das Statistische Bundesamt 18 % aller Motorradunfälle als Alleinunfälle ausweist, kommt die Studie aufgrund der Befragung von nahezu 600 Zweiradfahrern zu völlig anderen Ergebnissen. „Tatsächlich ist die Zahl der Alleinunfälle etwa doppelt so hoch wie die Zahl der Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern“, bilanziert Ellinghaus. Zwei Drittel der Befragten gaben einen Unfall oder Sturz in den zurückliegenden drei Jahren an. Jeder achte Fahrer zog sich dabei Verletzungen zu. Da in der Mehrzahl der Alleinunfälle die Polizei nicht benachrichtigt wurde, tauchten sie auch nicht in der amtlichen Statistik auf.
Beim Thema Sicherheit erwiesen sich die Befragten als überraschend lernfähig. Mehr als 70 % kritisierten die Fahrschulausbildung als zu wenig praxisorientiert, über 90 % forderten ein Gefahrentraining. Neben der bestehenden und nahezu 100 %ig befolgten Helmpflicht würden mehr als 50 % aller Fahrer auch obligatorische Schutzkleidung begrüßen. Dagegen stoßen Streckensperrungen von besonders unfallträchtigen Straßen auf breite Ablehnung.
Mit weiter zunehmender Verkehrsdichte erwarten die Autoren für die Zukunft nicht nur eine Fortdauer des Zweiradbooms, sondern auch das verstärkte Auftauchen innovativer Konstruktionen, die verbesserten Witterungsschutz mit zeitgemäßer Sicherheitstechnik kombinieren. Bislang nur als Prototypen existierende Fahrzeuge wie der von BMW entwickelte Roller C 1 oder der F 300 Life-Jet von DaimlerChrysler könnten dabei möglicherweise eine Vorreiterrolle spielen und neue Trends auslösen. Im Vergleich zum Pkw könne das große Sicherheitsdefizit motorisierter Zweiräder auch durch völlig neue Konstruktionen oder den Einbau von ABS lediglich reduziert, aber keinesfalls aufgehoben werden.
HANS W. MEYER/WOP
Das Auto birgt die größte Gefahr für Motorradfahrer. Weit mehr als zwei Drittel aller Kollisionen werden von Autofahrern verursacht.
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