Bei Patenten lässt Deutschland den Rest der Welt hinter sich
58 Prozent aller Patente, die weltweit für autonom fahrende Autos vergeben worden sind, halten deutsche Unternehmen. Google, das die spektakulärsten Teilerfolge vorweisen kann, liegt als erfolgreichstes branchenfremdes Unternehmen auf Platz fünf.
Mit großer Verspätung hat sich die deutsche Industrie zur Elektromobilität bekannt. Beim autonomen Fahren – also mit Autos, die selbstständig durchs Verkehrsgewühl wuseln, ohne andere zu gefährden – soll das nicht passieren. Tatsächlich stehen die Chancen gut, dass Deutschland die Spitzenposition halten, zumindest aber erreichen kann. 58 Prozent aller Patente, die in diesem Bereich vergeben wurden, liegen bei einheimischen Unternehmen. Der Rest der Welt teilt sich das, was übrig bleibt. Das ist das Ergebnis der Studie „Autonomes Fahren – eine Herausforderung für die deutsche Autoindustrie“, die das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln vorgelegt hat.
Bosch ist der Patente-König
Auch bei den Unternehmen liegt Deutschland vorn. Die meisten Patente besitzt Bosch, 545 an der Zahl. Gefolgt wird der Spitzenreiter von Audi und Continental. Volkswagen, Daimler und BMW gehören ebenfalls zu den Top-Zehn. Google ist das einzige branchenfremde Unternehmen, das es in die Spitzengruppe geschafft hat und dort den fünften Platz belegt.
„Deutsche Autounternehmen sind aufgrund ihrer Marktpositionierung im Premiumsegment, besonders aber auch wegen der hohen Forschungsleistung, gut aufgestellt, um die Herausforderungen erfolgreich anzunehmen“, befindet Hubertus Bardt, der Autor der Studie. Das belegt er mit Zahlen: 2014 habe die Autoindustrie, die vier Prozent der arbeitenden Bevölkerung beschäftige, 33 % aller Investitionen in Deutschland getätigt. Mit einem Anteil von 46 % werde nahezu die Hälfte des Umsatzes im Fahrzeugbau mit Produktinnovationen erzielt. Das bedeute „einen unangefochtenen Spitzenwert im Branchenvergleich“.
Gefährdungspotenzial durch Branchenfremde
Bardt glaubt, dass die Digitalisierung von Fahrzeugen „Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle und neue Anbieter“ eröffnet. „Dies kann die bisherigen Geschäftsmodelle und Erfolge etablierter Hersteller infrage stellen und möglicherweise gefährden“, warnt der Autor. Derzeit ist die Gefahr allerdings noch gering. Branchenfremde haben seit 2010 nur sieben Prozent aller Patente ergattert, die sich auf autonomes Fahren beziehen.
Spitzenreiter ist hier Google. Der Internet-Gigant, der sich zum Hightech-Giganten mausern will, hat tatsächlich spektakuläre Erfolge vorzuweisen. Er ist der einzige, der eine ganze Flotte von autonomen Fahrzeugen auf die Straße geschickt hat. Die fahren zwar ziemlich langsam, verursachen aber auch nur wenige Unfälle, die dazu noch glimpflich abgehen. Im Extremfall rollen sie so bedächtig über Kaliforniens Straßen, dass sie den normalen Verkehr aufhalten und von der Polizei gestoppt werden.
Erste Komponenten des autonomen Fahrens sind schon Realität
Da haben Daimler und Audi ganz andere Erfolge vorzuweisen. 2013, 125 Jahre nach der ersten Langstreckenfahrt eines Autos – am Steuer saß Bertha Benz – nahm ein Mercedes die gleiche Route: von Mannheim nach Pforzheim. Der Fahrer, der sicherheitshalber hinter dem Steuer saß, musste nicht einmal eingreifen. Das Fahrzeug fand seinen Weg allein. Ein Jahr später schickte Audi einen R7 Sportback auf den Hockenheimring. Der 600-PS-Koloss fegte im Renntempo millimetergenau über die Piste.
Vor allem deutsche Autohersteller bieten bereits Fahrzeuge an, die den Fahrer massiv unterstützen, etwa mit Spurhaltesystemen, Einparkautomatik und Abstandsradar, das Auffahrunfälle verhindert – lauter Komponenten für künftig autonom fahrende Autos.
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