Bei Russlands Airbus-Konkurrenten MS-21 ist Tragfläche gebrochen
Der Stolz der russischen Zivilflugzeugbauer, die zweimotorige MS-21, hat einen herben Rückschlag einstecken müssen: Bei den im Flugzeugbau üblichen Langzeittests hat es einen Bruch an den Tragflächen gegeben – lange bevor dies hätte eintreten dürfen.
Getestet wurde vom Flugzeughersteller Irkut eine MS-21 (russisch: MC-21) in der Version 300. Das Flugzeug wurde mit großem Pomp im Juni 2016 vorgestellt, Regierungschef Dmitri Medwedew lobte damals die Entwicklung. Das Flugzeug soll vor allem die Marktführer Boeing und Airbus unter Druck setzen. MS-21 steht für „Magistralny Samoljot 21 weka“, zu Deutsch: „Verkehrsflugzeug des 21. Jahrhunderts. Im Russischen heißt das Kürzel MC-21.
Das russische Flugzeug bietet Platz für knapp 200 Passagiere und ist vergleichbar mit dem Airbus A320. Geprüft wurde die Maschine unter Bedingungen, die 50 % über der maximalen Belastung im normalen Flugbetrieb liegen. Irkut spielt das Materialversagen herunter: Der Zeitpunkt des Bruchs habe nur einige Prozentpunkte unter der vorgegebenen Stress-Marke gelegen, betonte das Unternehmen. Bessert aber nach.
Nur auf den ersten Blick schnelle Abhilfe möglich
Nach Angaben von Irkut soll der Flügelkasten an einigen Punkten verstärkt werden. Das wird das Flugzeug-Leergewicht um voraussichtlich 25 kg erhöhen. Die Verstärkungen sollen ohne Demontage des Flügels vorgenommen werden. Laut Irkut ist es nicht notwendig, im Anschluss alle Tests zu wiederholen.
Dennoch wird es zu Verzögerungen des gesamten Testprogramms kommen. Das könnte den Erstflug der MS-21 unter Umständen deutlich hinausschieben. Zwar war Irkut in der Vergangenheit stets sehr zurückhaltend, wenn es um das voraussichtliche Datum des ersten Starts ging. Erwartet worden war der Erstflug aber im April dieses Jahres – der nun verstrichen ist.
Erster in Russland produzierter Flügel aus Verbundstoff
Der Langzeittest, der vorzeitig mit dem Bruch endete, fand am Central Aerohydrodynamic Institute in Moskau statt. Produziert worden waren die getesteten Elemente von AeroKompozit in Ulyanowsk. Im Verkehrsflugzeugbau westlicher Länder sind Kompositwerkstoffe für Tragflächen, Rumpfelemente und zahlreiche andere Komponenten von Verkehrsflugzeugen seit vielen Jahren üblich. In Russland sind sie dagegen ein Novum.
Das allein kann nach dem Bruch an der MS-21 zu weiteren Verzögerungen führen. Mehr Erfahrungen als mit Kompositwerkstoffen besitzt die russische Flugzeugindustrie beim 3D-Druck von Bauteilen. Hiermit wird schon seit Jahren gearbeitet. Auch im westlichen Flugzeugbau hat es schon Rückschläge bei Teilen aus Verbundwerkstoffen gegeben – so auch am Airbus A380. Auf Grund umfangreicher Erfahrungen konnten diese aber schnell wieder aufgeholt werden.
Langwierige Flugerprobung
Der Prozess der Flugerprobung kann sich über zwei bis drei Jahre erstrecken, bis das Flugzeug schließlich die für den Vertrieb unumgängliche Musterzulassung erreicht. Die von zwei amerikanischen Jet-Triebwerken des Typs PW1400G von Pratt & Whitney angetriebene MS-21 ist nach russischer Darstellung ein echter Konkurrent für die A-320 von Airbus und die B737 von Boeing, die beide allerdings schon seit vielen Jahren gebaut und in großen Stückzahlen verkauft werden.
Die MS-21 soll in Russland ältere russische Verkehrsjets ersetzen. Je nach Version und Ausstattung kann sie zwischen 163 und 211 Passagiere über Strecken bis zu 6.000 Kilometer Länge befördern.
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