Überwachter Strassenverkehr 11.02.2016, 10:37 Uhr

Beim Vorbeifahren werden Abgaswerte und Kennzeichen erfasst

Ein Knöllchen für zu schnelles Fahren hat fast jeder schon einmal bekommen. Mit dem entsprechenden Foto dazu. Demnächst werden auch noch die Abgaswerte des eigenen Autos mitgeliefert. Zumindest in Großbritannien. 

Sachen gibt´s! Zum Beispiel eine Spezialkamera, die im Straßenverkehr nicht nur die Kennzeichen von Autos erfasst, sondern auch noch per Laser Abgaswerte misst.

Sachen gibt´s! Zum Beispiel eine Spezialkamera, die im Straßenverkehr nicht nur die Kennzeichen von Autos erfasst, sondern auch noch per Laser Abgaswerte misst.

Foto: Jan Woitas/dpa

Anfang Februar ist in Birmingham im Straßenverkehr eine Spezialkamera installiert worden, die bei jedem vorbeifahrenden Kraftfahrzeug voll automatisiert die Abgase misst und zugleich auch das Kennzeichen festhält.

In den nächsten Wochen sollen weitere solcher Anlagen auch in London installiert werden. Einer der ersten beiden Standorte wird dabei Oxford Circus im Zentrum der Innenstadt sein.

Initiatoren sind das Verkehrsministerium und drei Universitäten

Hinter dem Projekt stehen das Department for Transport, also das britische Verkehrsministerium, und die Unversitäten King’s College aus London sowie jene in Birmingham und Leeds. Ziel ist die Verringerung der Abgasbelastung an Verkehrsbrennpunkten. Wenn die neuen Anlagen die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen, sollen sie landesweit überall dort installiert werden, wo die Kraftfahrzeug-Abgasbelastung besonders hoch ist.

Einrichtung von Ultra-Niedrig-Emissionszonen

Zugleich werden diese Kameras als technische Voraussetzung dafür angesehen, so genannte Ultra-Low-Emission-Zonen einzurichten. Dabei geht es vor allem um Großstadtgebiete, in denen die Autoabgase mit allen denkbaren Mitteln weit unter das heutige Mass reduziert werden sollen.

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Einstweilen ist trotz der Erfassung der Kennzeichen nicht  vorgesehen, gegen die Halter  besonders stark emittierender Kraftfahrzeuge vorzugehen. Mit dem Kennzeichen sollen bis auf weiteres vor allem die Fahrzeugtypen und das jeweilige Alter der Fahrzeuge erfasst und gespeichert werden. Dass es wohl auf Dauer nicht dabei bleiben wird, ist allerdings anzunehmen.

Geräte arbeiten auf Laser-Basis

Die messgerätbestückten Kameras senden einen Laserstrahl durch die Abgaskonzentration zum jeweiligen vorbeifahrenden Fahrzeug und messen hier individuell die emittierten Abgaskomponenten wie zum Beispiel Stickstoffoxyd durch die Auswertung der reflektierten Lichtwerte. Parallel dazu hält eine zweite Kamera das Kennzeichen des jeweiligen Fahrzeugs fest.

Das von Dr. J. Stewart Hager entwickelte System EDAR arbeitet mit Laserstrahlen.

Das von Dr. J. Stewart Hager entwickelte System EDAR arbeitet mit Laserstrahlen.

Quelle: HEAT

Andrew Jones, Staatssekretär im britischen Verkehrsministerium, betont, dass dies erst der Anfang sei. Am Ende aber stehe ein Verfahren zu einer hochpräzisen Messung jeglicher Luftverunreinigung und damit der Luftqualität.

Zunächst Autohersteller im Visier

Die Kennzeichen-Festhaltung ermöglicht es auf der einen Seite, den jeweiligen Kraftfahrzeughalter bei krassen Überschreitungen der zulässigen Abgaswerte zur Rechenschaft zu ziehen. Viel wichtiger ist den Beteiligten zunächst aber der mit diesem Messverfahren verbundene Druck auf die Automobilindustrie.

Professor Francis Pope von der Unversität Birmingham stellt dabei besonders heraus, dass „der VW-Skandal gezeigt hat, wie wichtig es ist, den Abgas-Ausstoß von Kraftfahrzeugen unter echten Alltags-Fahrbedingungen zu messen. Diese neuen Kameras werden die Fähigkeit, die Luftverschmutzung genau zu beobachten, wesentlich verbessern.“  Ähnlich äußert sich auch der amerikanische Ingenieur Stewart Hager, der nach seiner Tätigkeit bei der Nasa das jetzt installierte System entwickelt hat: „Meine Entwicklung hindert die Autohersteller auch weiterhin ihre Kunden anzuschwindeln und ganze Städte zu verschmutzen.“

Warum in Deutschland die VW-Schummeleien dem TÜV jahrelang nicht aufgefallen sind, können Sie hier nachlesen.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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