Beginn einer neuen Ära? 22.02.2025, 10:16 Uhr

BMWs Sprung in die Zukunft: Was die „Neue Klasse“ leisten soll

BMW will mit der „Neuen Klasse“ eine neue Ära prägen. Die Elektroautos sollen mit schnellem Laden, mehr Reichweite, Leistung und Effizienz punkten.

BMW Neue Klasse

BMW plant, bis Ende 2025 die ersten Modelle der "Neuen Klasse" auf den Markt zu bringen. Der Startschuss fällt mit der Neuauflage des BMW iX3.

Foto: BMW

Mit der Einführung der „Neuen Klasse“ wagt BMW einen radikalen Neustart in der Welt der Elektromobilität. Der Name ist kein Zufall – er erinnert an die legendäre Modellreihe aus den 1960er-Jahren, die das Fundament für den späteren Erfolg der Marke legte. Damals wie heute steht dieser Name für einen technologischen Sprung nach vorn. Während die damalige „Neue Klasse“ die Marke wirtschaftlich stabilisierte, soll die neue Generation die Führungsrolle in der Elektromobilität sichern.

BMW plant, bis Ende 2025 die ersten Modelle dieser neuen Ära auf den Markt zu bringen. Der Startschuss fällt mit der Neuauflage des BMW iX3, der die technischen Neuerungen erstmals auf die Straße bringt. Bis 2030 will BMW rund 50 % seines Neuwagenabsatzes mit batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) erzielen. Dieser ambitionierte Plan soll die Marke als Spitzenreiter im Bereich Elektromobilität etablieren.

Antriebstechnologie im Detail

Im Mittelpunkt der neuen Modelle steht die weiterentwickelte eDrive-Technologie der sechsten Generation. Diese Antriebseinheit verzichtet vollständig auf seltene Erden – ein bedeutender Fortschritt im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz. Das neue System bietet eine flexible Architektur, die von einem bis zu vier Elektromotoren pro Fahrzeug ermöglicht.

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Die Synchronmaschinen an der Hinterachse bieten eine Leistung zwischen 200 und 300 kW, während die Asynchronmaschinen an der Vorderachse mindestens 120 kW liefern. Diese Kombination ermöglicht eine enorme Bandbreite an Leistungskonfigurationen. Spitzenmodelle könnten sogar die Marke von 1000 kW überschreiten, was über 1360 PS entspricht – ein neuer Maßstab für elektrische Performance.

Ein weiteres Highlight: Die Elektromotoren sind nicht nur leistungsstärker, sondern auch leichter. Ihr Gewicht wurde auf etwa 125 kg reduziert, was eine bessere Effizienz ermöglicht. Die Energieverluste innerhalb des Antriebssystems konnten um 40 % verringert werden, was zu einer gesteigerten Effizienz des gesamten Fahrzeugs beiträgt.

BMW NEUE KLASSE ANTRIEB

Elektrischer Antrieb der Gen6.

Foto: BMW

Batterie-Technologie der nächsten Generation

BMW setzt bei der neuen Plattform auf selbstentwickelte zylindrische Batteriezellen mit einem Durchmesser von 46 mm. Es werden zwei Varianten angeboten: eine mit 96 mm Höhe und eine mit 120 mm. Diese Konfiguration ermöglicht eine Energiedichte, die um etwa 20 % höher liegt als bei den bisherigen prismatischen Zellen.

Die Batterien sind Teil eines völlig neuen Konstruktionsprinzips namens „Pack-to-open-Body“. Hierbei wird die Batterie in die Karosserie integriert und übernimmt eine tragende Funktion. Dies spart Gewicht, senkt die Produktionskosten und schafft zusätzlichen Bauraum, der für ein optimiertes Fahrzeugdesign genutzt werden kann.

Mit der Einführung der 800-Volt-Technologie erreicht BMW eine deutliche Verbesserung der Ladegeschwindigkeit. Die Ladeleistung wird so gesteigert, dass innerhalb von nur 10 Minuten Strom für eine Reichweite von 300 km geladen werden kann. Im Idealfall beträgt die Reichweite der neuen Modelle bis zu 1000 km – ein Schritt, der die sogenannte „Reichweitenangst“ endgültig in den Hintergrund rücken lässt.

Hochvoltbatterie und Energy Master für die Gen6

Hochvoltbatterie und Energy Master für die Gen6.

Foto: BMW

Kostensenkung durch innovative Produktion

BMW verfolgt bei der Produktion der Batterien die Strategie „Local for Local“. Dies bedeutet, dass die Batteriezellen dort produziert werden, wo auch die Fahrzeuge gefertigt werden. Produktionsstätten befinden sich in Europa, China, Mexiko und den USA. Diese lokale Fertigung reduziert nicht nur die Transportkosten, sondern minimiert auch potenzielle Risiken durch internationale Lieferketten.

Die Produktion wird hochautomatisiert ablaufen – bis zu 80 % der Fertigungsschritte werden von Robotern durchgeführt. Besonders bemerkenswert ist die Präzision dieser Fertigungsstraßen: Die Herstellung der Hochvolt-Komponenten erfolgt in einem „Sauberraum“, in dem selbst kleinste Verunreinigungen vermieden werden.

Produktion des BMW Energy Masters im BMW Group Werk Landshut

Produktion des BMW Energy Masters im BMW Group Werk Landshut.

Foto: BMW

Neue Software-Architektur

Ein revolutionärer Bestandteil der „Neuen Klasse“ ist die Einführung einer Zonen-Architektur für die Fahrzeugsteuerung. Hierbei wird die Anzahl der Steuergeräte deutlich reduziert, was sowohl Gewicht als auch Kosten senkt. Zukünftig übernehmen vier zentrale Rechner die Kontrolle:

  • Fahrdynamik-Rechner: Verantwortlich für Antrieb, Lenkung und Fahrwerk.
  • Infotainment-System: Inklusive eines neuen Panoramic Vision-Displays für ein immersives Fahrerlebnis.
  • Assistenz- und Autonomie-Rechner: Koordination von Fahrassistenzsystemen und autonomen Fahrfunktionen.
  • Basisfunktionen-Rechner: Steuerung von Klimatisierung, Energiehaushalt und Datenmanagement.

Diese hochentwickelten Systeme ermöglichen es, Software-Updates Over-the-Air (OTA) durchzuführen und neue Funktionen nach Bedarf freizuschalten – ein Geschäftsmodell, das BMW langfristig weiter ausbauen möchte.

Nachhaltigkeit in der DNA der „Neuen Klasse“

Neben technologischen Innovationen legt BMW großen Wert auf Nachhaltigkeit. Die neue Generation der Elektromotoren verzichtet vollständig auf seltene Erden, was die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen reduziert. Die verwendeten Materialien stammen zunehmend aus recycelten Quellen, was den ökologischen Fußabdruck verringert.

Zudem arbeitet BMW an einem geschlossenen Batteriekreislauf. Hierbei sollen Altbatterien recycelt werden, um die wertvollen Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt wiederzuverwenden. Dieses Engagement soll die Umweltbelastung weiter senken und die Ressourcen effizienter nutzen.

Das Software-Defined Vehicle

Die neue Fahrzeugarchitektur macht BMWs Autos zu einem echten „Software Defined Vehicle“. Dies bedeutet, dass die Software-Updates nicht nur das Infotainment betreffen, sondern auch die Fahrdynamik, die Reichweite und die Effizienz des Antriebssystems verbessern können.

Die Rechenleistung der neuen Plattform ermöglicht es, autonome Fahrfunktionen weiter zu entwickeln. Zukünftige Modelle könnten in bestimmten Szenarien vollständig autonom fahren – ein wichtiger Schritt hin zu einer neuen Ära des Fahrens.

Die neue Batterietechnologie unterstützt bidirektionales Laden. Das bedeutet, dass die Fahrzeuge nicht nur Energie aus dem Stromnetz aufnehmen, sondern auch wieder abgeben können. Dies könnte es ermöglichen, überschüssige Energie ins Netz zurückzuführen oder Haushaltsgeräte zu betreiben – ein wichtiger Beitrag zur Energiewende.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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