Boeing entwickelt Fracht-Drohne in Rekordzeit
Drohnen werden immer mehr zu Lasteseln: Fast eine Vierteltonne Fracht kann die Drohne tragen, die Boeing nach eigenen Angaben in weniger als drei Monaten entwickelt hat. Der Prototyp soll nicht weniger als ein großer Schritt zur Revolution der Luftfahrt sein.
Mit einer Spaßdrohne für Hobbyflieger hat dieses Ding nichts zu tun. 340 Kilo schwer, fünfeinhalb Meter lang und viereinhalb Meter breit: Mit dieser Riesen-Drohne will Boeing den Fracht- und Personenverkehr revolutionieren.
In weniger als drei Monaten habe man den Prototyp entwickelt, verkündet Boeing stolz. Und der oberste Techniker des Unternehmens, Greg Hyslop, verspricht im selben Atemzug: „Wir werden einmal auf diesen Tag zurückschauen als einen großen Schritt auf der Reise zu einer neuen Art des Reisens und des Transports.“
Kaum Angaben zur Technik
Das unbemannte Vehikel verfügt über einen elektrischen Antrieb und acht Rotoren, die so angeordnet sind, dass senkrechtes Starten und Landen möglich ist. Erste Testflüge auf dem Boeing-eigenen Versuchsgelände im US-Bundesstaat Missouri habe es erfolgreich absolviert, teilt der Flugzeugbauer mit. Und das war es dann schon auch mit den konkreten Angaben. Details zum Antrieb, etwa der Batterie-Art, Informationen zu Reichweite oder Sicherheitsfeatures – Fehlanzeige.
Derartige Schweigsamkeit kann immer zwei Gründe haben. Entweder ist die Technik so aufregend neu, dass man der Konkurrenz keine Details verraten will. Oder sie ist so unspektakulär, dass man weiß: Wenn wir das preisgeben, interessiert sich niemand für unser Projekt.
Sicherheit als zentraler Faktor
Nun darf man Boeing natürlich durchaus Innovationskraft zutrauen. Auch deshalb, weil das US-Unternehmen erst vor wenigen Monaten die Firma Aurora Flight Services übernommen hat. Und die hat schon fast 30 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und dem Bau unbemannter Luftfahrzeuge, außerdem gilt ihr System für die Umweltwahrnehmung als besonders präzise. Für Boeing ist Letzteres ein extrem wichtiger Punkt, weil „die sichere Integration der unbemannten Systeme in die Luftfahrt lebenswichtig dafür ist, ihr volles Potenzial entfalten zu können“ – so sagt es Steve Nordlund, Vizepräsident der Boeing-Tochter Horizon X, die die Fracht-Drohne mitentwickelt hat.
Boeing beschreibt den neuen Prototyp als perfekte Ergänzung zu der Passagier-Drohne, die bei Aurora Flight Services entwickelt wird. Schon in zwei Jahren will Aurora 50 Stück an den Fahrdienst Uber ausliefern – genauer gesagt an dessen Tochter Uber Elevate, die die Drohnen als Lufttaxis einsetzen will.
Natilus plant in ganz anderen Dimensionen
Wie immer beim Thema Drohnen gilt: Essenzielle Sicherheits- und damit Rechtsfragen sind nicht geklärt, ähnlich wie beim Autonomen Fahren. Dass Fracht-Drohnen schon relativ bald flächendeckend im Einsatz sein werden, gilt dennoch als ausgemacht. Wenn auch vielleicht nicht so schnell in den Dimensionen, die das US-Start-up Natilus plant.
Seine Drohne soll so viel Fracht transportieren können wie eine Boeing 747, und das zur Hälfte der Kosten. Konkretes Beispiel: Etwa 90 Tonnen Fracht sind von Los Angeles nach Shanghai zu bringen. Im Flugzeug würde das laut Natilus 11 Stunden dauern und 260.000 Dollar kosten. Im Schiff zwar nur 61.000 Dollar, dafür bräuchte der Frachter aber auch drei Wochen für die Fahrt. Die Drohne würde demnach 30 Stunden brauchen, die Kosten lägen bei 130.000 Dollar. Im Augenblick sammelt Natilus allerdings noch Geld von Investoren ein, um überhaupt in die Produktion gehen zu können.
Boeing ist aber nicht das einzige Unternehmen, das an Drohnen arbeitet, die rund 250 Kilogramm Nutzlast haben. Das norwegische Unternehmen Griff Aviation hat Ende 2016 eine Drohne vorgestellt, die 225 kg tragen kann. Das nächstgrößere Modell soll 800 kg transportieren können.
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