Ohrenbetäubende 150 Dezibel 01.06.2016, 14:23 Uhr

Bombensicher: Bike Mine soll Fahrrad vor Dieben schützen

Mehr als 335.174 Fahrräder wurden 2015 laut Polizeistatistik allein in Deutschland gestohlen. Organisierte Banden nehmen mit, was sie mit ihren Bolzenschneidern von den Schlössern befreien können. Einem Londoner Erfinder reicht es jetzt: Er hat eine Mini-Bombe gebaut, die dreiste Täter verscheuchen soll, sobald sie das Rad bewegen. 

Erfinder Yannick Read löst die Mini-Bombe Bike Mine aus. Er will damit demonstrieren, dass keinerlei Verletzungsgefahr für Diebe besteht. 

Erfinder Yannick Read löst die Mini-Bombe Bike Mine aus. Er will damit demonstrieren, dass keinerlei Verletzungsgefahr für Diebe besteht. 

Foto: Yannick Read

Der Londoner Erfinder Yannick Read ist ganz sicher kein Mann der leisen Töne. Im Gegenteil: Je lauter, desto besser. Mit dieser Haltung hat er sich vor rund fünf Jahren einen Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde gesichert. Seine Fahrradhupe „The Hornster“ toppte mit 178 Dezibel den damals offiziellen Guinness-Lautstärke-Rekord von 139 Dezibel der True-Metal Band Manowar, den diese am 9. Juli 2008 beim Magic-Circle-Festival im hessischen Bad Arolsen aufstellten.

The Hornster: Die extreme Fahrradhupe schaffte es mit einem Schalldruckpegel von 178 Dezibel vor fünf Jahren ins Guinness-Buch der Rekorde.

The Hornster: Die extreme Fahrradhupe schaffte es mit einem Schalldruckpegel von 178 Dezibel vor fünf Jahren ins Guinness-Buch der Rekorde.

Quelle: Guinness World Records

Um diesen wahnsinnigen Lärm zu erzeugen, montierte Yannick Read eine Pressluftflasche am Rahmen des Fahrrads und am Lenker Airchime KH3A-Hörner, die eigentlich für Lokomotiven gedacht sind.

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Lautester Alarm der Welt

Nun meldet sich der Lärmfreak mit einer weiteren skurrilen Erfindung zurück. Seine Diebstahlsicherung für Fahrräder namens Bike Mine bezeichnet Read selbst als den „lautesten Alarm der Welt“. Bike Mine ist eine Art Mini-Bombe, die ähnlich gezündet wird wie eine Handgranate.

Klein, unscheinbar, mechanisch: Die explosive Wucht ist den Bauteilen der Bike Mine nicht anzusehen. Aber der Lärm von 150 Dezibel dürfte wohl jeden Dieb in die Flucht schlagen.

Klein, unscheinbar, mechanisch: Die explosive Wucht ist den Bauteilen der Bike Mine nicht anzusehen. Aber der Lärm von 150 Dezibel dürfte wohl jeden Dieb in die Flucht schlagen.

Quelle: Yannick Read

Die kleine Bombe wird mit Klettbändern am Rahmen des Fahrrads befestigt und der Seilzug an einer Speiche befestigt. Bike Mine besteht aus Titandraht, einer Sprungfederfalle mit Schlagbolzen und einer Platzpatrone. Wenn sich der Seilzug an der Bombe überdehnt, weil das Fahrrad bewegt wird, zündet die Sprengladung mit einem ohrenbetäubenden Knall, der es auf eine Lautstärke von 150 Dezibel bringt.

Kickstarter-Kampagne für Bike Mine

Der etwas schräge Erfinder hat eine Finanzierungskampagne auf Kickstarter initiiert, um seinen Prototypen in eine erste Serienfertigung zu überführen. Sein Finanzierungsziel beträgt 15.000 Britische Pfund, derzeit hat er 56 Unterstützer für sein explosives Fahrradschloss und darüber knapp 4000 Britische Pfund eingesammelt. 23 Tage bleiben ihm noch, den Rest der Welt von seiner Idee zu überzeugen. Yannick Reach wirbt bei Kickstarter für sich als „ein kompetenter Ingenieur“ und verspricht, die erste Auflage von Bike Mines persönlich zusammenzubauen. 64,50 Euro soll Bike Mine kosten und kann bei Kampagnen-Erfolg ab September 2016 weltweit verschickt werden.

Yannick Read bezeichnet seine Mini-Bombe als simpel, sicher, verlässlich, vielseitig und darüber hinaus sogar absolut gesetzeskonform, weil die verwendeten Knallkörper fast überall legal erworben werden können. Im Vereinigten Königreich werden diese Platzpatronen für die Salutschüsse verwendet.

Bike Mine wird mit Titandraht an einer Speiche befestigt. Dreht sich das Rad, so überdehnt der Seilzug und der Sprengsatz zündet mit 150 Dezibel. 

Bike Mine wird mit Titandraht an einer Speiche befestigt. Dreht sich das Rad, so überdehnt der Seilzug und der Sprengsatz zündet mit 150 Dezibel.

Quelle: Yannick Read

Bike Mine arbeitet ohne Batterie und kommt mit einem einzigen beweglichen Teil aus. Somit funktioniert das explosive Fahrradschloss auch beim oftmals schrecklichen Wetter in England an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr. Auch für Motorräder, Boote oder Jet-Skis ist die explodierende Wegfahrsperre gedacht.

„Im Krieg gegen Diebe“

Der lärmaffine Londoner hat Bike Mine aus der Erfahrung heraus erfunden, dass es vor allem in den Nächten für Diebe ein leichtes ist, Fahrräder zu klauen. Ihm selbst sind sein Motorrad und sein Fahrrad in London nachts gestohlen worden, obwohl beide gut gesichert waren. „Die Diebe hatten einen massiven Vorteil, weil sie in der Lage waren, den Zugang zu den Bikes zu gewinnen und die Schlösser in der Nacht auseinander zu nehmen, während ich schlief“, sagt Yannick Read. Daraufhin hat er sich an die Entwicklung seiner explodierenden Fahrradsicherung gemacht. Yannick Read befindet sich „im Krieg gegen Diebe“, wie er selbst zugibt. Da ist ihm jedes Mittel recht.

Bei einer Tourpause wird der Fahrradhelm Loki ganz einfach zum Fahrradschloss umfunktioniert und blockiert das Vorderrad.

Bei einer Tourpause wird der Fahrradhelm Loki ganz einfach zum Fahrradschloss umfunktioniert und blockiert das Vorderrad.

Quelle: renauddardaine.com

Bereits auf dem Markt und leise ist das intelligente Fahrradschloss Skylock: Es wird per Smartphone gesteuert und geöffnet. Es schlägt bei versuchtem Diebstahl Alarm, setzt einen Notruf ab, wenn es in einen Unfall verwickelt ist und verrät, wo es sich gerade befindet. Den notwendigen Strom liefern Solarzellen auf dem Querbügel. Und einen Fahrradhelm, mit dem man zugleich sein Fahrrad abschließen kann, haben zwei französische Produktdesigner entwickelt. Der Helm blockiert, richtig montiert, das Vorderrad.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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