Bosch entwickelt Sensortechnik für Lufttaxis
Lufttaxis werden den Verkehr revolutionieren. Davon ist Bosch überzeugt – und hat eine Steuerungsbox für Flugdrohnen entwickelt. Grundlage bilden bewährte Sensoren, die ursprünglich fürs autonome Fahren gedacht waren.
Autos steuern ohne Fahrer autonom durch die Städte, während über unseren Köpfen elektrisch betriebene Lufttaxis staufrei ans Ziel gelangen? Wird so in der Zukunft der Verkehr in den Großstädten aussehen? Genau weiß es keiner, aber die technologischen Möglichkeiten sind bereits in der Entwicklung. Bosch zitiert die Unternehmensberatung Boston Consulting, die für das Jahr 2030 weltweit eine Zahl von einer Milliarde Flüge mit meist unbemannt fliegenden Lufttaxis prognostiziert. Es könnte sich dabei zum Beispiel um feste Routen handeln, die als regelmäßiger Pendelverkehr abgeflogen werden – nach dem gleichen Prinzip wie die heutigen Shuttle-Busse.
Harald Kröger, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs Automotive Electronics, ist überzeugt: „Ab spätestens 2023 werden die ersten Flugtaxis in Großstädten abheben. Bosch möchte diesen Zukunftsmarkt als Zulieferer mitgestalten.“ Er glaubt, dass Bosch für diesen Bereich eine Marktlücke entdeckt habe. Denn die herkömmliche Technik, die derzeit in der bemannten Luftfahrt eingesetzt werde, sei tendenziell zu zu teuer, zu groß und zu schwer für autonome Lufttaxis. Bosch will diese Lücke schließen und zwar durch moderne Sensoren, die bereits fürs autonome Fahren oder im Schleuderschutzsystem ESP zum Einsatz kommen. Sie lassen sich nach Angaben des Unternehmens auf Flugdrohnen adaptieren. Das Entwickler-Team von Bosch hat dafür Dutzende Sensoren in einem Universalsteuergerät für Flugtaxis vereint.
Experten vermuten großes Marktpotenzial für unbemannte Flugdrohnen
Wie schnell sich der Markt für elektrisch betriebene Lufttaxis in den Städten entwickeln wird, ist nicht bekannt. In Singapur und Dubai sind bereits Testreihen in Planung. Weitere Großstädte werden vermutlich schnell folgen – wenn es die Technologie zulässt. Schon in wenigen Jahren könnte dann der kommerzielle Betrieb beginnen, zunächst mit einem Piloten an Bord. Ziel sind aber unbemannte Lufttaxis, die weitgehend autonom fliegen und durch Bodenpersonal kontrolliert oder gesteuert werden.
Zwar klingt die Prognose der Unternehmensberater von Roland Berger derzeit noch stark nach Science Fiction – sie vermuten, dass im Jahr 2050 Lufttaxis bereits zum Alltag gehören und mindestens 100.000 weltweit unterwegs sein werden. Doch andererseits ist es eine wichtige Aufgabe innovativer Unternehmen, Entwicklungspotenzial rechtzeitig zu erkennen und zu nutzen. Marcus Parentis ist jedenfalls von den Marktchancen der Lufttaxis überzeugt. Er ist der Leiter des Technik-Teams bei Bosch, das sich um Steuergeräte für elektrisch betriebene Kleinflugzeuge kümmert: „Wir sind im Austausch mit Herstellern von Lufttaxis aus der Luftfahrt- und Automobilindustrie, aber auch mit Start-ups, die die Fluggeräte bauen und Sharing-Dienste anbieten wollen“, sagt Parentis. „Die Frage ist nicht, ob Flugtaxis kommen, sondern wann.“
Bewährte Sensoren in Steuerungsbox für Flugtaxis vereint
In dem Universalsteuergerät für Flugtaxis hat Bosch Sensoren verbaut, die bereits serienmäßig für die Automobilindustrie hergestellt werden und das selbstständige Fahren autonomer Fahrzeuge ermöglichen sollen. Es handelt sich dabei um sogenannte Mikroelektromechanische Systeme (MEMS). Die ersten MEMS-Sensoren hat Bosch nach eigenen Angaben bereits vor 25 Jahren entwickelt. Für die Flugtaxis könnten sie verschiedene Funktionen erfüllen. Unter anderem haben die Techniker Beschleunigungssensoren verbaut, die alle Bewegungen des Fluggerätes erfassen. Drehratensensoren messen wiederum den Neigungswinkel des Fluggeräts, und Magnetfeldsensoren bestimmen die Ausrichtung der Himmelsrichtung. Zum Paket gehören auch Drucksensoren, die den barometrischen Druck messen und darüber die Höhe des Flugtaxis ermitteln. Über den Staudruck lässt sich zudem die aktuelle Geschwindigkeit feststellen.
Die verschiedenen Sensoren hat Bosch in einer Box vereint, die nach dem Prinzip Plug & Play in jedes Flugtaxi passen sollen und laut Hersteller einfach zu installieren sind. Weil Energieeffizienz bei den elektrisch betriebenen Flugdrohnen ein großes Thema ist, haben die Entwickler zudem darauf geachtet, dass die Box klein und leicht ist, damit sie das Flugtaxi nicht unnötig beschwert.
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