Bosch übernimmt Atlatec: Entwicklungspower für autonomes Fahren
Die Robert Bosch GmbH baut seine Kompetenzen im Bereich autonomes Fahren weiter aus. Die Atlatec GmbH soll zwar eigenständig bleiben, aber ihre Expertise dürfte ein wichtiger Baustein sein. Denn digitale Karten werden dringend benötigt, um autonome Fahrzeuge gut lenken zu können.
Die Verträge sind unterzeichnet: Die Robert Bosch GmbH wird die Atlatec GmbH mit Sitz in Karlsruhe übernehmen. Atlatec ist nach eigenen Angaben einer der innovativsten Anbieter von hochauflösenden Digital-Karten für Fahrerassistenz und autonomes Fahren. Gegründet wurde das Unternehmen 2014 als Start-up mit Wurzeln am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Heute beschäftigt es 25 Mitarbeitende. Für Bosch ist Atlatec ein wichtiger Puzzlestein, um sich fürs autonome Fahren zu positionieren.
„Mit der geplanten Übernahme von Atlatec erweitern wir unsere Expertise im Bereich hochauflösender Digital-Karten und stellen uns noch breiter auf. Bosch ist damit das einzige Unternehmen, das seinen Kunden von der Aktorik über die Sensorik bis hin zur Software und den Karten alle benötigten Bausteine des automatisierten Fahrens aus einer Hand anbieten kann. Wir bauen damit unsere starke Position in diesem Bereich konsequent weiter aus“, sagt Mathias Pillin, Vorsitzender des Bereichsvorstands von Cross-Domain Computing Solutions. Wie viel Geld Bosch für das kleine, aber mit großer Kompetenz ausgestattete Unternehmen auf den Tisch legen muss, ist nicht bekannt.
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Digitale Karten funktionieren wie ein zusätzlicher Sensor
Fürs autonome Fahren sind hochauflösende digitale Karten unverzichtbar. Dabei geht es natürlich nicht nur um die Streckenplanung, sondern auch um das Lenken des Fahrzeugs im Detail. Denn das Auto muss beispielsweise rechtzeitig vor eine Kurve automatisch heruntergebremst werden. Digitale Karten sind in dieser Hinsicht eine Informationsquelle, die weitere Daten ergänzen kann, die von den Onboard-Sensoren gesammelt werden.
Atlatec hat ein sehr breites Portfolio im Bereich der digitalen Karten aufgebaut. Dazu gehören unter anderem das Aufzeichnen und Verarbeiten der Daten, die faktische Herstellung der digitalen Karten sowie eine interne Qualitätskontrolle. Eine eigens entwickelte Sensorbox mit dazugehöriger Software stehen zur Verfügung, um neue Karten erstellen zu können. Die gesammelten Daten werten die Expertinnen und Experten mit künstlicher Intelligenz (KI) aus. Sie bezieht auch Verkehrsschilder ein und Besonderheiten auf den Straßen, etwa Eisenbahnschienen.
Bosch stellt sich über digitale Karten strategisch besser auf
Bosch rüstet sich mit dieser Übernahme für das autonome Fahren der Zukunft. Denn während die aktuell bereits weit verbreiteten Assistenzsysteme noch im Wesentlichen auf Onboard-Sensoren setzen, nimmt die Bedeutung der digitalen Karten mit dem Grad der Automatisierung immer weiter zu. Für die Entwicklung autonomer Fahrkonzepte muss beides eng miteinander verzahnt werden. „Mit seinem Technologiepaket zur Erstellung hochauflösender Karten ist die Atlatec GmbH eine ideale Ergänzung für Bosch. Ihr Konzept ergibt eine sehr intelligente und agile Kartierungs-Lösung, was sie von anderen Anbietern abhebt. So identifiziert und kartiert die eingesetzte KI etwa Straßenmerkmale wie Leitplanken und Fahrbahnmarkierungen mit höchster Genauigkeit und Konsistenz. Damit können wir unsere Fahrstrategie-Algorithmen noch präziser auslegen“, sagt Stephan Hönle, Bereichsleiter für automatisiertes Fahren im Bosch-Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions. Diesem Bereich wird Atlatec künftig zugeordnet.
Wichtig werden die Atlatec-Produkte auch für die Bosch Road Signature sein. Ihr Prinzip ist das Einsammeln und Austauschen von Schwarmdaten, und zwar über die Fahrzeuge, die aktuell auf den Straßen unterwegs sind. Die Daten sind umso wertvoller, je genauer die Autos ihre eigene Position lokalisieren können. Hier kommen wieder die digitalen Karten ins Spiel.
Bosch arbeitet an allen Leveln des autonomen Fahrens
Bosch bezeichnet sich selbst als Innovationsführer im Bereich autonomes Fahren. Entwickelt werden Lösungen für alle Level, also von Assistenzsystem bis hin zu Fahrzeugen, die im Prinzip vollständig selbstständig navigieren können. Eine erste Umsetzung dieser höchsten Stufe ist das Automated Valet Parking, eine serienreife Funktion, die komplett ohne Fahrer auskommt.
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