Ingenieurinnen und Ingenieure gesucht 26.01.2022, 07:00 Uhr

Bosch und VW-Tochter Cariad machen autonomes Fahren massentauglich

Mit einer umfassenden Partnerschaft wollen die beiden Unternehmen das autonome Fahren auf die Fläche bringen. Der Zeitplan ist ehrgeizig. Deswegen hat die Rekrutierung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits begonnen.

illu autonomes Fahren

Die Umgebung wird über eine neue Plattform erfasst und für die richtige Fahrweise analysiert.

Foto: Robert Bosch GmbH, Cariad SE

Im Bereich autonomes Fahren ist schon einiges möglich, aber wie viel in den einzelnen Fahrzeugen umgesetzt ist, weicht stark voneinander ab. Tendenziell können die Autos umso mehr, je teurer sie sind. Das verwundert kaum. Umso wichtiger ist es aber, auch komplexere Funktionen herunterzubrechen, wenn die Technik auf breiter Fläche ankommen soll. Erst dann nämlich kann sie ihre Vorteile voll ausspielen. Neben mehr Komfort für Fahrerinnen und Fahrer ist das vor allem eine größere Sicherheit. Denn die künstliche Intelligenz (KI), die sich in autonomen Fahrzeugen verbirgt, kennt kein menschliches Versagen und reagiert zudem deutlich schneller als wir. Je mehr Autos autonom fahren, desto geringer ist daher grundsätzlich die Unfallgefahr – zumindest ist das die Theorie der Expertinnen und Experten. Bosch und Cariad, eine Tochter des VW-Konzerns, haben jetzt eine Partnerschaft beschlossen, um dieses Thema voranzubringen und autonomes Fahren für möglichst viele Menschen nutzbar zu machen.

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Bosch und Cariad: autonomes Fahren für alle Fahrzeugklassen

Das Ziel der beiden Unternehmen ist hochgesteckt: Sie wollen das teil- und hochautomatisierte Fahren massentauglich machen. Im Fokus stehen dabei sogenannte Level-2-„hands-free“-Systeme, für Stadt, Land und Autobahn sowie ein System, bei dem das Fahrzeug die komplette Fahraufgabe auf der Autobahn übernimmt (SAE-Level 3). Das heißt, es geht um Funktionen, die dafür sorgen, dass die Nutzerinnen und Nutzer tatsächlich während der Fahrt die Hände explizit vom Lenkrad lösen können. Diese sollen in Fahrzeuge des Volkswagen Konzerns integriert werden, und zwar bei verschiedenen Marken. Der Zeitplan sieht vor, dass bereits im nächsten Jahr die ersten autonomen Fahrzeuge mit den neuen Funktionen vom Band rollen.

Praktisch entwickeln Bosch und Cariad dafür gemeinsam eine Software-Plattform für das teil- und hochautomatisierte Fahren. Auch wenn der Einsatz in allen Fahrzeugklassen des VW-Konzerns gesetzt ist, ist er keineswegs darauf beschränkt. Die neue Partnerschaft soll vielmehr dazu dienen, autonomes Fahren insgesamt zu fördern. Deswegen können prinzipiell auch andere Automobilhersteller die Plattform nutzen.

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„Der Weg zum fahrerlosen Fahren erfolgt für Autos in Privatbesitz Schritt für Schritt – bei Bosch arbeiten wir daran schon seit Jahren erfolgreich. Zusammen mit Cariad beschleunigen wir jetzt die Markteinführung von teil- und hochautomatisierten Fahrfunktionen in allen Fahrzeugklassen und machen sie damit für jedermann verfügbar“, sagt Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn. Er ist überzeugt: „Damit wird der Straßenverkehr sicherer und komfortabler.“

1.000 Mitarbeitende für die Entwicklung benötigt

Die Entwicklung der Plattform erfolgt an verschiedenen Standorten der Unternehmen, im Mittelpunkt stehen dabei Stuttgart und Ingolstadt. Zur Partnerschaft gehört auch modernes Arbeiten in agilen Teams. Während der Hochphase der Entwicklung sollen insgesamt mehr als 1.000 Fachleute an den benötigten Bausteinen arbeiten – von der Middleware bis hin zu den einzelnen Applikationen. Bosch und Cariad stellen daher aktuell zusätzliche Ingenieurinnen und Ingenieure ein.

Ihre Arbeit wird vor allem darin bestehen, eine datengetriebene Software zu entwickeln. Sie soll die Informationen einer 360-Grad-Umfelderfassung auswerten. Grundlage ist eine künstliche Intelligenz, die Daten erhebt, analysiert, verarbeitet und daraus das richtige autonome Fahrverhalten ableitet. Sie wird einen möglichst großen Datenschatz einsammeln, weil jede zusätzliche Information aus dem realen Straßenverkehr das autonome Fahren verbessert und sicherer gestaltet. Das gilt besonders für Situationen, für die es keine Standardreaktion gibt, die hinterlegt werden kann (sogenannte Corner Cases). Alle Erkenntnisse, die im Realverkehr gewonnen werden, fließen natürlich in die Forschung zurück – in Echtzeit.

Bosch und Cariad prüfen auch Zusammenarbeit für vollautomatisiertes Fahren

„Für die Entwicklung des automatisierten Fahrens ist die beste Schule der echte Straßenverkehr. Wir gewinnen mithilfe einer der größten vernetzten Fahrzeugflotten weltweit eine riesige Datenbasis, um automatisierte Fahrsysteme auf eine neue Stufe zu bringen. Davon werden alle unsere Kunden profitieren können“, sagt Mathias Pillin, Vorsitzender des Bereichsvorstandes von Bosch Cross-Domain Computing Solutions.

Bosch und Cariad wollen es übrigens keineswegs bei diesen Plänen belassen. Sie haben bereits vereinbart, auch eine mögliche Zusammenarbeit für Entwicklungen im Bereich vollautomatisiertes Fahren (SAE Level 4) zu prüfen.

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Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

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