Bundesbehörde sauer: Keine weiteren Ermittlungen bei Costa Concordia
Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung in Hamburg beendet mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit Italien bei der Aufklärung der Havarien der Costa Concordia und der Norman Atlantic. Die Bundesbehörde fühlt sich von italienischen Staatsanwälten und Gerichten massiv in ihrer Arbeit behindert.
Das ist ein hartes Urteil: „Unter den derzeitigen Bedingungen macht eine Zusammenarbeit mit Italien einfach keinen Sinn, auch nicht bei zukünftigen Havarien“, sagte der Leiter der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen (BSU), Volker Schellhammer, dem Radiosender NDR Info.
Die BSU beendet mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit Italien bei der Aufklärung der Havarien der Costa Concordia und der Norman Atlantic. Dies hat die BSU in einem harschen Brandbrief an das italienische Verkehrsministerium erklärt.
Havarie nach riskantem Manöver des Kapitäns
Das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia war am Abend des 13. Januar 2012 nach einer skandalösen Fehlleistung des Kapitäns Francesco Schettino mit 4200 Menschen an Bord auf einen vorgelagerten Felsen vor der italienischen Urlaubsinsel Giglio aufgelaufen. 32 Menschen verloren bei der Havarie ihr Leben, darunter zwölf Personen aus Deutschland.
Der Kapitän der Costa Concordia ist im Februar 2015 im toskanischen Grosseto zu einer Haftstrafe von 16 Jahren und einen Monat verurteilt worden.
Costa Concordia wird zu 80 % recycelt
Der Kreuzfahrtriese Costa Concordia befindet sich seit dem 27. Juli 2014 in einem Sonderbecken im Hafen von Genua. Dort wird das Luxusschiff seitdem gekonnt zerlegt. Insgesamt liegt die Recyclingquote bei 80 %.
Deutschland ist im vergangenen Jahr in die Ermittlungen eingestiegen, weil die italienischen Untersuchungen international heftige Kritik ausgelöst hatten. Bei der Untersuchung der Costa Concordia muss die Zusammenarbeit zwischen den Italienern und den Deutschen allerdings als suboptimal angesehen werden.
Entkernt ohne deutsche Behörde zu informieren
Ein Beispiel ist die Sache mit den Fahrstühlen. Die deutschen Seeunfallexperten wollten klären, weshalb so viele Opfer in Fahrstühlen des Riesenschiffes ums Leben kamen. Zum Zeitpunkt des Einstiegs der Deutschen in die Ermittlungen lagen diese Fahrstühle noch unter Wasser. Also baten die BSU-Experten darum, sie inspizieren zu können, sobald das Schiff trocken liegt. Sie erfuhren dann aber aus der Presse von der völligen Entkernung des Wracks. Auch die Fahrstühle waren da schon weg, eine Untersuchung ergab keinen Sinn mehr.
Rückbau des Wracks
Um den Rückbau der Costa Concorsia kümmert sich das Unternehmen Ship Recycling S.C.A.R.L.. Die Bergung des Wracks, an der zahlreiche Ingenieure, Seeleute und Taucher beteiligt waren, kostete über 1 Milliarde €. Voraussichtlich zum Ende des kommenden Jahres wird das Abwracken der Costa Concordia vollständig abgeschlossen sein.
Ein Beitrag von: