Bundesregierung lässt zwei neue Brücken über den Fehmarnsund bauen
Das Bundesverkehrsministerium hat angekündigt, zwei neue Brücken über den Fehmarnsund bauen zu lassen – eine für Züge, eine für Autos. Der Verkehr soll ab 2025 rollen. Das Schicksal der maroden, aber denkmalgeschützten alten Brücke ist ungewiss. Sie gilt als unersetzlich für die Verbindung Nordeuropas mit dem europäischen Festland.
Sie steht seit 1999 unter Denkmalschutz und ist längst zum Wahrzeichen von Fehmarn und Schleswig-Holstein aufgestiegen. Doch all der Ruhm nützt der alten, 963 Meter langen kombinierten Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Fehmarnsund wenig. Die am 30. April 1963 eingeweihte Brücke, die die Insel Fehmarn in der Ostsee mit dem Festland bei Großenbrode verbindet, ist marode. Laut eines jetzt erstellten Gutachtens kann das Bauwerk den derzeitigen Verkehr gerade noch aufnehmen. Dem künftigen Verkehr auf Straße und Schiene sei sie wegen Materialermüdung wichtiger Träger und Pfeiler aber nicht mehr gewachsen.
Die Reaktion des Bundesverkehrsministeriums kam prompt: „Deshalb brauchen wir zwei neue Brücken, um das prognostizierte Verkehrsaufkommen zu bewältigen – eine für die Schiene und eine für die Straße“, erklärte der parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU). Er geht davon aus, dass die beiden neuen Brücken bis zum Jahr 2025 in Betrieb genommen werden können. Das Schicksal der denkmalgeschützten alten Brücke ließ Ferlemann offen. Sie dient heute auch Radfahrern und Traktoren als Transitstrecke zwischen dem Festland und der Insel Fehmarn.
Neuer Fehmarnbelt-Tunnel verursacht ab 2022 mehr Verkehr
Derzeit rollen täglich 5300 Fahrzeuge über die alte Brücke über den Sund. Der Handlungsdruck entsteht durch den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels zwischen Deutschland und Dänemark, der 2022 fertiggestellt sein soll. Nach Eröffnung dieser festen Fehmarnbeltquerung erwartet die dänische Planungsgesellschaft Femen A/S zunächst 8000 Lastwagen, Busse und Pkw pro Tag und fünf Jahre später bereits 10.800 Fahrzeuge.
Ohne eine neue Verbindung zwischen Fehmarn und dem Festland in Ostholstein würden nach Fertigstellung der rund 5,5 Milliarden Euro teuren und 17,6 Kilometer langen Fehmarnbeltquerung vier Fahrspuren auf der Straße auf eine zweispurige Fehmarnsundbrücke treffen und zwei Schienentrassen auf eine Schienentrasse auf der Brücke. „Insofern ist der Handlungsbedarf klar“, sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD). Er regte an, dass eine der beiden neu zu bauenden Brücken im Jahre 2022 mit der Öffnung der festen Fehmarnbeltquerung zur Verfügung steht, um einen Verkehrskollaps abzuwenden.
Deutsche Bahn führte Belastungstests an alter Brücke durch
Schon seit mehr als vier Jahren geistert das Gespenst einer Brückensperrung durch Schleswig-Holstein und sorgt für Unruhe in der Region. Im Juni 2010 führte die Deutsche Bahn umfangreiche Belastungstests auf der Fehmarnsundbrücke durch. Sie jagte zehn Loks mit 120 Tonnen und zwei Tieflader mit 130 Tonnen an vier Nächten über das Bauwerk. Gemessen wurde die Belastung an 251 Messpunkten. 22 Kilometer Kabel wurde eigens für diesen Belastungstest verbaut, dazu gesellten sich noch 1,7 Kilometer Lichtwellenleiter. Insgesamt wertete die Deutsche Bahn mit dieser Kampagne 11.295 Messergebnisse aus. Rund eine halbe Millionen Euro kostete die Messtechnik.
Im Januar 2013 gab die DB Netz das Ergebnis der Brückenprüfung inklusive aufwändiger statischer Nachberechnung bekannt. Der zentrale Satz: „Die Überprüfung der Fehmarnsundbrücke ergab, dass das vorhandene Bauwerk für die prognostizierten erhöhten Belastungen durch den Straßen- und Schienenverkehr nach Eröffnung der festen Fehmarnbeltquerung zumindest ertüchtigt werden muss.“
Die Fehmarnsundbrücke gilt als unverzichtbar für die Verbindung Nordeuropas mit dem europäischen Festland. Über die sogenannte Vogelfluglinie verkehren viele wichtige Fernverkehrszüge wie etwa der Nord-Express, der von Kopenhagen nach Paris rollt. Die Fährschiffe, die Dänemark und Deutschland verbinden, befördern Jahr für Jahr mehrere Hunderttausend Lastwagen und mehrere Millionen Pkw.
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