Software ist schuld 19.01.2016, 15:07 Uhr

Bundeswehr-Tornados können bei Nacht nichts sehen

Kann es wirklich sein, dass die Aufklärungs-Tornados der Bundeswehr nachts am Boden bleiben müssen, weil die Piloten durch die Cockpit-Beleuchtung zu stark geblendet werden? Genau so ist es. Und deshalb sind die IS-Terroristen in Syrien und im Irak nachts sicher vor der Bundeswehr.

Bundeswehr-Tornado beim Start auf dem türkischen Nato-Stützpunkt Incirlik: Nachts können die Tornados keine Aufklärungsflüge unternehmen, weil die Piloten zu stark von der Cockpit-Beleuchtung geblendet werden.

Bundeswehr-Tornado beim Start auf dem türkischen Nato-Stützpunkt Incirlik: Nachts können die Tornados keine Aufklärungsflüge unternehmen, weil die Piloten zu stark von der Cockpit-Beleuchtung geblendet werden.

Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr

Bundeswehr-Tornado beim Start auf dem türkischen Nato-Stützpunkt Incirlik: Nachts können die Tornados keine Aufklärungsflüge unternehmen, weil die Piloten zu stark von der Cockpit-Beleuchtung geblendet werden.

Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr

Foto: Falk Bärwald/Bundeswehr

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Foto: Falk Bärwald/Bundeswehr

Foto: Falk Bärwald/Bundeswehr

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Diese Meldung der Bild-Zeitung von heute morgen kann eigentlich nicht wahr sein. Demnach können die sechs Tornados, die jetzt auf dem türkischen Stützpunkt Incirlik stationiert sind, nachts nicht für Aufklärungsflüge über den Gebieten eingesetzt werden, die von der Terroristengruppe IS beherrscht werden. Laut Bild blendet die Cockpit-Beleuchtung die Piloten so stark, dass ein Kampfeinsatz nicht möglich ist. Ein Sprecher der Luftwaffe sagte: „Wir arbeiten an einer zeitnahen Zwischenlösung.“

Grund für die Probleme soll das neue Betriebssystem ASSTA-3 sein, das seit 2012 im Tornado aufgespielt wird. Bis 2018 sollen alle 85 Bundeswehr-Tornados aufgerüstet sein. Das neue Betriebssystem integriert unter anderem neue laser- und GPS-gelenkte Waffensysteme, soll die Kommunikationssysteme, die Nachsichtfähigkeit und die Cockpit-Displays verbessern.

Die Cockpitbeleuchtung in einem Tornados spiegelt sich im Visier des Helms des Piloten: Die Cockpitbeleuchtung stört die Piloten so stark, dass die Tornados der Bundeswehr keine nächtlichen Aufklärungsflüge gegen den IS unternehmen.

Die Cockpitbeleuchtung in einem Tornados spiegelt sich im Visier des Helms des Piloten: Die Cockpitbeleuchtung stört die Piloten so stark, dass die Tornados der Bundeswehr keine nächtlichen Aufklärungsflüge gegen den IS unternehmen.

Quelle: Rott/Bundeswehr

Die Luftwaffe plant nun ein Update der ASSTA-Software, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Angeblich soll die Lösung schon Anfang Februar vorliegen. Bis Ende des Jahres will die Bundeswehr die Probleme grundsätzlich lösen. Was das heißt, bleibt offen.

Bundeswehr: Ergebnisse von Flügen am Tag sind besser

Angeblich ist der Einsatz der Tornados über den IS-Gebieten nicht gefährdet. Jetzt heißt es plötzlich, dass die Ergebnisse von Aufklärungsflügen am Tag viel besser seien als die Ergebnisse in der Nacht. Während tagsüber auch Fotos von den IS-Stellungen möglich sind, können die Tornados während der Nacht nur Infrarotaufnahmen machen.

Die Terroristen werden sich über diese Informationen sicher freuen und Bewegungen ihrer Kämpfer in die Nachtstunden verlegen. Aber die Bundeswehr hat mitgeteilt, dass die Tornados auch in Afghanistan vor allem tagsüber geflogen seien. Klingt nach: „Das haben wir immer so gemacht.“

Start von zwei Bundeswehr-Tornados in Incirlik: Die Aufklärungsflugzeuge kundschaften derzeit die Lage im Gebiet der Terrorgruppe Islamischer Staat in Syrien aus.

Start von zwei Bundeswehr-Tornados in Incirlik: Die Aufklärungsflugzeuge kundschaften derzeit die Lage im Gebiet der Terrorgruppe Islamischer Staat in Syrien aus.

Quelle: Falk Bärwald/Bundeswehr

Dass Tornados nachts keine Aufklärungsflüge absolvieren können, ist nicht nur ein Armutszeugnis und klingt wie ein Schildbürgerstreich. Es ist nur ein weiteres Indiz dafür, in welch schlechtem Zustand das Gerät der Bundeswehr ist.

Bundeswehr kämpft seit Jahren mit schlechter Ausrüstung

Schlagzeilen machte im vergangen Jahr schon das Standardgewehr G36, das bei anhaltenden Feuerstößen nicht mehr präzise treffen soll. 2019 wird das G36 nun gegen ein moderneres Sturmgewehr ausgetauscht.

Ende 2014 musste Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen einräumen, dass von 109 Eurofightern der Luftwaffe überhaupt nur 42 einsatzbereit sind. Vom Kampfhubschrauber Tiger waren zum selben Zeitpunkt nur 10 von 31 Exemplaren sofort startbereit. Von 406 Marder-Kampfpanzern können nur 280 ohne Verzögerung losrollen.

 

Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

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