Verkehrsplanung vor 2000 Jahren 04.04.2024, 15:22 Uhr

Staus, Raser, Poser: Wie Caesar den Verkehr im antiken Rom regelte

Feldherr, Politiker, Autor – über Gaius Julius Caesar sind viele Tätigkeiten bekannt. Dass er aber einer der ersten europäischen Verkehrspolitiker war, wissen sicher die wenigsten. Wir schauen uns die Verkehrsplanung des römischen Diktators einmal etwas genauer an.

Wagenlenker Antike

Rasant fahrende Wagenlenker sorgten im antiken Rom zunehmend für Gefahr.

Foto: PantherMedia / Yolshin (YAYMicro)

Eine ganze Armada von Ingenieurinnen und Ingenieuren in Behörden, Instituten und Büros beschäftigt sich heute mit der Verkehrsplanung, um das Verkehrschaos in den Griff zu bekommen und einzudämmen. Vor rund 2000 Jahren war dies Chefsache: Julius Cäsar höchstpersönlich nahm sich des zunehmenden Chaos auf den Straßen Roms an. Schauen wir uns an, welche Maßnahmen er ergriffen hat. Einige passen sehr gute in die heutige Zeit – und viele der Probleme von damals sind noch heute ein Problem. So gab es im antiken Rom lange Staus, Raser und neureiche Selbstdarsteller, die mit ihren prunkvollen Wagen ihren Status dokumentieren wollten.

Das wachsende Chaos auf Roms Straßen

Im Laufe des 1. Jahrhunderts v. Chr. sah sich Rom mit einem beispiellosen Bevölkerungswachstum konfrontiert. Landflucht und Migration führten zu einem dichten Gedränge in der Stadt. Der Wohnraum war knapp und die neu entstehenden „insulae“ (Mietshäuser) zeugten von der dringenden Notwendigkeit, mehr Menschen auf begrenztem Raum unterzubringen. Die rasante Urbanisierung brachte auch ein zunehmendes Verkehrschaos mit sich.

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Staus, Raser und protzige Wagen, die mehr Statussymbol als Verkehrsmittel waren, prägten das Stadtbild. Die topographische Lage Roms, eingezwängt zwischen den sieben Hügeln, bot kaum Raum für eine Ausdehnung, was die Situation zusätzlich verschärfte. Die Notwendigkeit einer effizienten Verkehrsplanung wurde immer dringlicher. Julius Caesar war es schließlich höchstpersönlich, der sich mit entsprechenden Gesetzen um das zunehmende Verkehrschaos kümmerte. Kommen wir aber zunächst zu den Herausforderungen, die es dabei zu meistern galt.

Organische gewachsene Struktur Roms als große Herausforderung

Im Gegensatz zu den geplanten Städten der griechischen Antike oder den planmäßig angelegten Metropolen Ägyptens wie zum Beispiel Alexandria war Rom das Ergebnis eines jahrhundertelangen organischen Wachstums. Von der Zeit des Romulus bis zu Julius Cäsar entwickelte sich die Stadt ohne einen übergeordneten Plan. Dieses ungeplante Wachstum führte zu einem komplexen Netz von Straßen und Gassen, die sich um die Hügel Roms schlängelten oder in engen Serpentinen auf sie hinaufführten.

Während einige dieser Wege nur zu Fuß begehbar waren, konnten andere von Lasttieren und in seltenen Fällen auch von Kutschen befahren werden. Die Hauptverkehrsadern Roms, die viae, boten zwar genügend Raum für den Begegnungsverkehr, reichten aber für die wachsende Bevölkerung und den zunehmenden Handel kaum aus. So wurde es immer gefährlicher, sich in Rom auf die Straßen zu begeben.

Sicherheit auf den Straßen als zunehmende Gefahr

Der Alltag in Rom war von verkehrstechnischen Herausforderungen geprägt. Die engen und verstopften Straßen erschwerten nicht nur den Transport von Waren, sondern gefährdeten auch die Sicherheit der Fußgänger. Zeitgenössische Berichte zeichnen ein lebhaftes Bild des städtischen Chaos: lange Staus, die die Hauptverkehrsadern blockierten, Raser, die durch die Straßen preschten, und neureiche Selbstdarsteller, die mit ihren prunkvollen Wagen auf sich aufmerksam machten.

Erschwerend kamen der schlechte Zustand der Straßen und die fehlende nächtliche Straßenbeleuchtung hinzu. Zwar gab es Sklaven, die Fackeln hochhielten, um ihren Herrschaften den Weg zu weisen, doch das Chaos wurde dadurch nicht beseitigt. Die Stadtverwaltung stand vor der gewaltigen Aufgabe, Ordnung in dieses Chaos zu bringen und die Sicherheit und Mobilität ihrer Bürger zu gewährleisten.

Caesars Eingriffe in den Straßenverkehr

Julius Cäsar erkannte die Dringlichkeit der Situation und nahm sich des Problems an. Seine Vision für Rom war nicht nur die einer politisch und kulturell führenden Metropole, sondern auch die einer Stadt, in der die Bürger sicher und ohne Verkehrschaos leben konnten. Eines seiner wichtigsten Projekte war die Umsetzung der „Lex Iulia municipalis“ im Jahr 45 v. Chr., ein Gesetzeswerk, das eine Reihe von Maßnahmen zur Regelung des Verkehrs enthielt. Im Jahr 1732 wurden in Herakleia zwei Bronzetafeln gefunden, auf denen das Gesetz noch zumindest teilweise nachzulesen war.

Eine der radikalsten Maßnahmen war das Verbot des Wagenverkehrs tagsüber in den dicht besiedelten Gebieten der Stadt. Ausnahmen gab es nur für Fahrzeuge, die für öffentliche oder religiöse Zwecke benötigt wurden. Auch Lastwagen, die Baumaterial für die Tempel der Stadt brachten, durften tagsüber fahren. Ziel war es, die Straßen für Fußgänger freizuhalten und die Sicherheit zu erhöhen. Händler und Reisenden mussten mit ihren Wagen draußen vor den Stadttoren darauf warten, dass die Dämmerung hereinbrach.

Straße von Pompeji

Gut erhaltene Straße von Pompeji mit Trittsteinen und Spurrillen der Wagen.

Foto: PantherMedia /
jeffbanke

Blick auf den Straßenverkehr von Pompeji

Während die Verkehrssituation in Rom durch historische Aufzeichnungen gut dokumentiert ist, gibt es weniger Informationen über die Verkehrsverhältnisse in anderen italienischen Städten und im gesamten Römischen Reich. Pompeji, das archäologische Juwel, das 79 n. Chr. durch einen Vulkanausbruch versiegelt wurde, bietet jedoch einzigartige Einblicke. Die Straßen dieser Stadt sind erstaunlich gut erhalten und geben wertvolle Hinweise auf die damaligen Verkehrsstrategien.

Offensichtlich war die Stadtverwaltung von Pompeji bestrebt, den für eine wohlhabende Handelsstadt wichtigen Verkehr zu lenken. Davon zeugen die tiefen Spuren im Straßenpflaster, die noch heute sichtbar sind. Obwohl nicht bekannt ist, ob in Pompeji zeitweise Fahrverbote ähnlich denen in Rom unter Julius Caesar eingeführt wurden, deuten die vorhandenen Infrastrukturen wie Trittsteine, Bürgersteige und Fahrbahnverengungen darauf hin, dass man sich bemühte, die Straßen sicherer und ruhiger zu machen.

In Pompeji war Gegenverkehr nur auf drei Hauptstraßen erlaubt bzw. überhaupt möglich, alle anderen Straßen waren als Einbahnstraßen konzipiert. Quer zur Fahrtrichtung angelegte Fußgängerüberwege erleichterten den Fußgängern das sichere Überqueren der Straße.

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Langfristige Auswirkungen

Caesars Politik hatte nachhaltige Auswirkungen auf die Stadtentwicklung und das Verkehrsmanagement in Rom. Seine Maßnahmen reduzierten nicht nur das Verkehrschaos, sondern verbesserten auch die Lebensqualität in der Stadt. Die Regelungen der „Lex Iulia municipalis“ blieben noch lange nach Caesars Tod in Kraft und beeinflussten die Verkehrspolitik späterer Kaiser.

Erst in der späten Kaiserzeit wurden die Vorschriften allmählich gelockert. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurde das Kaisertum immer mehr zum Regime, und die Kaiser und ihre Frauen wollten zeigen, was sie hatten und wer das Sagen hatte. So fuhren sie tagsüber mit ihren prunkvollen Wagen durch die Stadt. Andere Römer, die sich ebenfalls für „wichtig“ hielten, taten es ihnen nach.

Generell kann man aber sagen, dass die Bevorzugung der Fußgänger und die Einschränkung des Wagenverkehrs in den Innenstädten als eine frühe Form der Verkehrsberuhigung gilt, die auch heute noch in vielen Städten praktiziert wird. Und Cäsars Regeln wurden immerhin weit über ein Jahrhundert lang befolgt.

Vergleich mit der modernen Verkehrsplanung

Die Prinzipien von Caesars Verkehrspolitik finden sich erstaunlich oft in modernen Konzepten der Verkehrsberuhigung und Stadtplanung wieder. Die Idee, bestimmte Stadtgebiete für den motorisierten Verkehr zu sperren und dadurch die Lebensqualität zu verbessern, ist ein zentraler Aspekt heutiger Stadtentwicklungsstrategien.

Die Erkenntnis Cäsars, dass eine effiziente und sichere Verkehrsplanung für das Wohlergehen einer Stadt unerlässlich ist, hat die Jahrtausende überdauert. Seine Maßnahmen im alten Rom bieten auch heute noch wertvolle Anregungen für die Lösung moderner Verkehrsprobleme.

Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass die Einwohner im antiken Rom durch den nachts vorherrschenden Lärm kaum schlafen konnten. Die Wagen der Händler und Reisenden ratterten mit lautem Getöse über das Kopfsteinpflaster, begleitet vom lauten Geschrei der Wagenlenker.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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