China will längsten Meeres-Tunnel der Welt bauen
Mit einem 123 Kilometer langen Tunnel unter dem Meer will China die Industriestädte Dalian und Yantai miteinander verbinden. Während Fähren bislang acht Stunden für die Strecke benötigen, sollen Züge sie zukünftig in 40 Minuten schaffen. Die Baukosten sollen knapp 26 Milliarden Euro betragen. Um den Auftrag kämpft auch Herrenknecht, ein deutscher Hersteller von Tunnelbohrmaschinen.
Ein 123 Kilometer langer Eisenbahntunnel unter dem Meer soll die beiden großen chinesischen Hafen- und Industriestädte Dalian und Yantai miteinander verbinden. Das würde zu einer extremen Beschleunigung des Personen- und Güterverkehrs zwischen beiden Orten führen. Als Durchfahrtzeit sind 40 Minuten geplant. Die Fähren benötigen hingegen acht Stunden, der Landweg misst 1400 Kilometer. Mit den Bauarbeiten soll im Jahre 2016 begonnen werden. Die Fertigstellung ist derzeit für 2020 vorgesehen.
Tunnel soll jährlich 2,5 Milliarden Euro einbringen
Die Chancen stehen gut, dass dieser längste Tunnel der Welt tatsächlich gebaut wird. Immerhin ist er Bestandteil des Infrastruktur-Bauprogramms im Fünfjahresplan der chinesischen Regierung. Damit ist das Projekt kaum mehr zu kippen. Dem Vorhaben stehen daher auch nicht die Baukosten von 220 Milliarden Renminbi im Wege, umgerechnet rund 26,4 Milliarden Euro. Dieses Geld käme von der Zentralregierung in Beijing. Die jährlichen Erlöse aus den Transportleistungen werden von chinesischer Seite derzeit auf 2,5 Milliarden Euro geschätzt.
Aller Nutzen der schnellen Verbindung kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein erhebliches Problem gibt. Das ist die latente Erdbebengefahr. Denn der Tunnel soll in einer Erdbebenzone gebaut werden, die in den letzten 50 Jahren mehrere schwere Beben mit vielen Toten registrierte. Vorgesehen ist der Tunnel-Bau 30 Meter unter dem Meeresboden. Wie groß die Schadengefahr durch Beben wirklich ist, versuchen Experten derzeit zu berechnen.
Ärmelkanal-Tunnel steht Chinesen Modell
Alle von der chinesischen Seite bisher bekannt gegebenen Details deuten klar darauf hin, dass der Ärmelkanal-Tunnel Vorbild ist, der Frankreich und Großbritannien miteinander verbindet. Er war im Jahr 2013 die meist befahrene Schienenverkehrsstrecke der Welt. Das geht auf den äußerst dichten Zugverkehr rund um die Uhr zurück.
Der Ärmelkanal-Tunnel ist 55 Kilometer lang und hat drei Röhren. Zwei werden von Zügen befahren, die dazwischen liegende dritte Röhre ist für Rettungszwecke und Wartungsarbeiten angelegt. Während die Züge im Ärmelkanal mit 160 km/h fahren können, sollen sie im chinesischen Tunnel hingegen 220 Stundenkilometer fahren dürfen. Genau wie im Ärmelkanal-Tunnel ist auch in China die Verladung aller Straßenfahrzeuge auf die Bahn vorgesehen.
Neben dem Schienenverkehr beherbergt der Kanaltunnel auch eine Stromverbindung zwischen beiden Ländern sowie Kabelverbindungen für den Mobiltelefonverkehr. Der Tunnel ist inzwischen hoch rentabel. All das dürfte die Chinesen sehr auf ihr eigenes Vorhaben eingestimmt haben.
Deutscher Tunnelbauer Herrenknecht kämpft um Auftrag
Für den Bau des Tunnels in China gibt es zwei Unternehmen, die entsprechende Tunnelbohrmaschinen herstellen. Das eine Unternehmen ist Herrenknecht aus Deutschland, das andere Hitachi aus Japan. Beim Ärmelkanal-Tunnel kam seinerzeit Hitachi zum Zuge. In China dürfte derzeit Herrenknecht angesichts der latenten starken Spannungen zwischen China und Japan im Vorteil sein. Sicher ist allerdings, dass die chinesische Seite bei der Auftragsvergabe beide Unternehmen gegeneinander auszuspielen versuchen wird.
In Ostasien werden sei eh und je lange Tunnel gebaut. Ehe der Ärmelkanal-Tunnel im Jahre 1993 fertiggestellt wurde, war der Eisenbahntunnel zur japanischen Insel Hokkaido mit 23 Kilometern der längste Meeres-Tunnel der Welt. Pläne gibt es seit einiger Zeit auch in Südkorea, eine Schienenverbindung unter dem Meer nach Japan zu schaffen. Das wäre eine Strecke von wenigstens 150 Kilometer Länge.
Ein Beitrag von: